Kontroverse Schauspiel-Rollen fordern ihren Tribut

Das Spielen mancher Rollen kann die Gesundheit und das Wohlbefinden der Schauspieler:innen stark belasten. Aus diesem Grund müssen manche Akteure eine Therapie machen.
Kontroverse Schauspiel-Rollen fordern ihren Tribut
Maria Fatima Seppi Vinuales

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Maria Fatima Seppi Vinuales.

Letzte Aktualisierung: 09. November 2023

Erschöpfung, Stress und Schlaflosigkeit, ja sogar Halluzinationen. Mehr als einmal erleben Schauspieler/innen nach langen Drehtagen und vielen körperlichen und geistigen Anforderungen diese gesundheitlichen Auswirkungen, wenn sie bestimmte Figuren spielen. Auch wenn viele Menschen das Gegenteil glauben, ist die Schauspielerei kein leichter Job. Nach dem Dreh einer anspruchsvollen Rolle entscheiden sich viele Schauspieler/innen, eine Therapie zu machen. Hier erfährst du mehr zum Thema.

Sechs Schauspieler/innen, deren Rollen im Nachhinein eine Therapie erforderten

Es ist klar, dass der Zweck der Schauspielerei darin besteht, eine Figur darzustellen und bestimmte Eigenschaften anzunehmen, um ihr jeweiliges Wesen zu vermitteln. Um das zu erreichen, bereiten sich Schauspieler/innen vor und studieren die Rolle, die sie spielen sollen, gründlich. Was in einem Film oder einer Serie manchmal erfolgreich gelingt, hat im wirklichen Leben bestimmte Folgen. Warum ist das so?

Weil es unheimliche Charaktere gibt, die dunkel und skrupellos sind. In anderen Fällen beschließen die Schauspieler/innen, ihre Lebensgewohnheiten für die Rolle zu ändern (zu hungern, zuzunehmen, sich zu isolieren usw.), um zu verstehen, wie sich die Figur fühlt und was sie erlebt. Es kann unter Umständen auch sein, dass der Schauspieler oder die Schauspielerin vergisst, wer er oder sie ist, wenn er oder sie sich für eine lange Zeit in jemanden anderen verwandelt. Die Schauspielerei kann aufregend sein, aber jenseits der Scheinwerfer und hinter der Bühne können bestimmte Rollen auch zu persönlichen Schwierigkeiten führen.

Hier sind einige Schauspieler:innen, die sich in Therapie begeben haben, nachdem sie bestimmte Rollen gespielt haben.

1. Heath Ledger in The Dark Knight

Die Interpretation des berühmten Jokers kann in jeder seiner Versionen für Schauspieler eine große Herausforderung sein. Für viele war Heath Ledgers Verkörperung des Jokers die beste aller Zeiten.

Sein Erfolg hat den Schauspieler nicht wenig gekostet: Er isolierte sich eine Zeit lang und hatte Schlafschwierigkeiten. In einem Interview sagte der Schauspieler, er habe sich mehrere Wochen lang in einem Hotel eingeschlossen und verschiedene Stimmen für den Bösewicht ausprobiert.

2. Anne Hathaway in Les Miserables

Nachdem sie die Fantine in dem Musical gespielt hatte, sagte Anne Hathaway, dass sie mit körperlichen Aspekten (Gewichtsverlust) und geistigen (Stress und Müdigkeit) Problemen zu kämpfen hatte. Obwohl ihre Rolle ihr Anerkennung bei den Oscars einbrachte, sagte die Schauspielerin in mehreren Interviews, dass sie beim Dreh manchmal das Gefühl gehabt habe, den Verstand zu verlieren.

3. Adrien Brody in Der Pianist

Adrien Brodys Rolle in diesem Film, als jüdischer Komponist, der untertaucht, um nach dem Einmarsch der Nazis zu überleben, brachte ihm einen Oscar als bester Schauspieler ein. Der Künstler gestand jedoch, dass er als 27-Jähriger einige Veränderungen durchmachte, die ihn plötzlich ins Erwachsenenalter katapultierten.

Um seine Figur zu verinnerlichen, bildete sich der Schauspieler intensiv weiter, um das Schicksal einer jüdischen Person in dieser Epoche zu verstehen. Brody machte zudem eine extreme Diät, um Gewicht zu verlieren, und lebte in Isolation, um seine Rolle besser verkörpern zu können.

4. Jane Fonda in Grace and Frankie

Dieser Fall unterscheidet sich von den anderen, da es hier nicht um die Interpretation eines finsteren Charakters geht, sondern um eine persönliche Situation. Für die Schauspielerin war die Rückkehr ins Rampenlicht nach geraumer Zeit eine Herausforderung, die einige Ängste bei ihr auslöste.

Manchmal können der innere Druck, die Anforderungen und der Wunsch, gute Leistungen zu erbringen, Stressfaktoren sein, die ein mehr oder minder großes Unbehagen auslösen.

5. Bob Hoskins in Falsches Spiel mit Roger Rabbit

Der britische Schauspieler spielte den Detektiv Eddie Valiant. Während der Dreharbeiten musste Bob Hoskins mit imaginären Zeichentrickfiguren interagieren, was dazu führte, dass er noch lange Zeit nach Beendigung der Dreharbeiten das Gefühl hatte, diese Figuren überall zu sehen. Er sagte sogar, dass diese plötzlich vor seinen Augen auftauchten, wenn er sich mit anderen Menschen unterhielt.

6. Bill Skarsgård in Es

Wer hat sich nicht schon mal erschrocken, als der gruselige Pennywise aus der Kanalisation kam? Sogar der schwedische Schauspieler, der ihn gespielt hat, hat unter Albträumen gelitten!

In Skarsgård Fall war es so, dass der Mime nach dem Ende der Dreharbeiten sehr reale Albträume hatte. Andererseits sagte er auch, dass er sich während der Dreharbeiten sehr einsam fühlte, weil in den Pausen niemand zu ihm kam, um mit ihm zu reden, weil die Leute Angst vor seiner Rolle hatten.

Obwohl er nicht darauf einging, ob er nach den Filmaufnahmen eine Therapie plane oder auch nicht, erwähnte er, dass er während der Vorbereitung auf seine Rolle viel über die Psychologie der Figur recherchiert habe. Er habe versucht, die dunklen Gedanken des Clowns zu verstehen. Dadurch habe er manchmal das Gefühl gehabt, dass der Charakter in ihm selbst lebe.

Unter Druck ist keine Arbeit rosig

Nachdem wir von einigen Fällen von Schauspieler:innen gehört haben, die sich nach dem Spielen bestimmter Rollen teilweise in Therapie begeben haben, wird deutlich, dass jede Arbeit unter Stress und Druck schwerwiegende Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit hat.

Das Arbeits- und Berufsumfeld bestimmt die Identität arbeitenden Person. Denn im “Tun” ist auch ein “Sein”. Das heißt, Schauspieler:innen prägen ihren eigenen Stil und stecken viel von sich selbst hinein. Manchmal vermischt sich das Berufliche mit dem Privaten und das kann Folgen haben.

Im Allgemeinen denken viele Leute bei der Schauspielerei an Luxus, Komfort, Limousinen, Privatpartys und all den Glanz, den sie mit dem Mainstream teilen. Aber das ist vielleicht nur die Spitze des Eisbergs. Es gibt nämlich lange Drehtage, gefährliche Stunts und vieles mehr.

Burnout kann eine der Folgen von Stress und Erschöpfung sein. Die Folgen sind nicht nur körperlich (Kopfschmerzen, Tinnitus, extreme Müdigkeit usw.), sondern auch psychisch (Verlust der Lebensfreude, Schlafstörungen, Angstzustände, Panikattacken, Launenhaftigkeit und Reizbarkeit, sich selbst nicht mehr spüren usw.).

In diesem Sinne ist es wichtig, ein Gleichgewicht zu finden und die besten Voraussetzungen für die Erfüllung unserer Aufgaben zu schaffen: Ruhe, kleine Momente der Entspannung während des Arbeitstages, gute Ernährung oder Sport.

Was schließlich aus dieser Situation herausführen kann, ist die Sichtbarkeit der psychischen Gesundheit in der Öffentlichkeit. Auf diese Weise ist es leichter zu verstehen, dass jeder, auch derjenige, von dem man glaubt, dass er sein Leben im Griff hat, Hilfe brauchen kann und dass es gut ist, sie rechtzeitig in Anspruch zu nehmen.


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