Kann Nasenspray süchtig machen?

Die ständige Verabreichung von nasalen Dekongestiva kann zu einem fortschreitenden Verlust ihrer Wirksamkeit führen. Tatsächlich erzeugt es in einigen Fällen das Gegenteil des gewünschten Effekts. Was solltest du darüber wissen? In diesem Artikel erklären wir dir ausführlich alles zum Thema.
Kann Nasenspray süchtig machen?
Diego Pereira

Geschrieben und geprüft von dem Arzt Diego Pereira.

Letzte Aktualisierung: 14. September 2023

Ist es möglich, eine Abhängigkeit von Nasenspray zu entwickeln?

Im Allgemeinen sind im Nasenspray abschwellende Mittel enthalten, die dabei helfen, Entzündungen und Verstopfungen in den Nasengängen zu reduzieren. Dies ist häufig auf die Erweiterung der Blutgefäße in diesem Bereich zurückzuführen.

Das Problem ist, dass abschwellende Sprays einfach zu verwenden sind und eine beruhigende Wirkung haben, was viele Menschen dazu führt, ihre Anwendung zu missbrauchen. Dies führt wiederum zu einem Syndrom namens Rhinitis medicamentosa (RM) oder chemischer Rhinitis, bei dem eine Person immer häufigere und reichlichere Dosen benötigt, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Dies kann häufig mit einer Sucht verwechselt werden, auch wenn es sich dabei um unterschiedliche Begriffe handelt. Möchtest du mehr darüber erfahren?

Dann lies weiter, wir werden in diesem Artikel viele Punkte klären.

Medikamente zum Abschwellen der Nasenschleimhaut

Es gibt viele Medikamente, die die Absonderung von Nasensekret reduzieren können. Sie können topisch, d. h. auf die betroffene Stelle, oder oral verabreicht werden. Tropfen und Sprays sind die gebräuchlichsten Darreichungsformen.

Wenn wir von Abschwellung sprechen, meinen wir damit Medikamente, die eine Vasokonstriktion, also Gefäßverengung an der Nasenschleimhaut verursachen können. Dies verringert die Freisetzung von Flüssigkeit und vermindert die Produktion von Schleim.

Andere Medikamente sind Steroide und Antihistaminika, die ebenfalls hochwirksam sind. Im Folgenden werden wir uns mit den gängigsten Nasensprays mit abschwellender Wirkung beschäftigen, die auf dem Markt erhältlich sind.

Kann Nasenspray süchtig machen?
Nasenspray enthält normalerweise Medikamente, um Verstopfung und Reizung der Nasengänge zu lindern.

Naphazolin

Dies ist im Allgemeinen ein sicheres Medikament mit wenigen Nebenwirkungen, solange man es in der richtigen Dosierung verabreicht. Ärzt:innen empfehlen es bei allergischer Rhinitis oder anderen Situationen, die eine verstopfte Nase verursachen, wie Traumata oder Entzündungen.

Naphazolin ist sowohl in Tropfenform als auch als Spray erhältlich und man kann es direkt oder durch die Herstellung einer Vernebelung, insbesondere für Kinder, anwenden. Die Aktivierung der Rezeptoren des Herz-Kreislauf-Systems sollte jedoch mit Vorsicht erfolgen, wenn bestimmte Bedingungen vorliegen, wie z. B. Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck und Herzinfarkte in der Vorgeschichte.

Diese Komplikationen treten jedoch normalerweise nur auf, wenn die systemische Aufnahme groß ist. Sie kommen allerdings selten vor, wenn man sich an die Einnahmevorschriften hält.

Phenylephrin

Laut der Asociación Española de Pediatría, dem spanischen Verband für Pädiatrie, erfährt dieses Medikament auch andere Anwendungen bei schwerwiegenderen Erkrankungen. Eine davon ist die schwere Hypotonie, bei der Phenylephrin günstige Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System hat.

Seine kommerziellste und am weitesten verbreitete Verwendung bleibt jedoch die als abschwellendes Mittel in der Nase, entweder in Tropfenform oder als Spray. Darüber hinaus gibt es Augentropfen, die eine Pupillenerweiterung verursachen, die Mediziner bei bestimmten klinischen Beurteilungen oder Eingriffen benötigen.

Phenylephrin ist kontraindiziert bei Überempfindlichkeit, schwerem Asthma, Pankreatitis oder Hepatitis. Dies hängt eher mit der intravenösen Verabreichung zusammen als mit den nasalen Präparaten, die im Allgemeinen recht sicher sind.

Oxymetazolin

Obwohl dieses Medikament den gleichen Wirkmechanismus wie die vorherigen Medikamente hat, ist seine Wirkung länger anhaltend und erreicht eine kontinuierliche Aktivität von 8 bis 12 Stunden. Die anderen Mittel, wie Phenylephrin oder Naphazolin, erreichen normalerweise nicht mehr als 6 Stunden Wirkungsdauer.

Die Wirkungsdauer erleichtert nicht nur die Dosierung, sondern verhindert auch den Rebound-Effekt und mögliche Abhängigkeiten, wie wir in den folgenden Abschnitten erwähnen werden.

Sowohl Kinder als auch Erwachsene können dieses Medikament verwenden, obwohl man die gleichen Vorsichtsmaßnahmen beachten sollte wie bei den oben genannten Medikamenten. Es wird gelegentlich mit dem Auftreten von Schlaflosigkeit in Verbindung gebracht. Somit sollte es am besten nicht abends eingenommen werden.

Rhinitis medicamentosa und Arzneimitteltoleranz

Eine akute Rhinitis kann viele Ursachen haben. Infektionen der oberen Atemwege und Allergien treten in den meisten Ländern am häufigsten auf. Tatsächlich erhöht kaltes Wetter – typisch für die Wintersaison – das Risiko, mittelschwere bis schwere Formen von Rhinitis zu entwickeln.

Aufgrund der fast sofortigen Linderung, die die oben erwähnten Mittel bei der Abschwellung bieten, und weil sie rezeptfrei erhältlich sind, neigt die Allgemeinbevölkerung zum übermäßigen Gebrauch dieser Substanzen.

Wir wissen, dass diese Medikamente mit der Zeit an Wirksamkeit verlieren , so dass man höhere Dosen benötigt, um den gleichen Effekt zu erreichen. Dieses Phänomen wird oft mit einer Abhängigkeit verwechselt, aber es handelt sich um einen ganz anderen Zustand.

Was ist eine Abhängigkeit

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eine Abhängigkeit eine Erkrankung oder Krankheit, deren anatomischer “Nährboden” das Gehirn ist und die das Bedürfnis und die zwanghafte Suche nach einem Medikament erzeugt, ungeachtet der möglichen Nebenwirkungen, die es hervorrufen kann.

Es ist bekannt, dass die Entwicklung einer Abhängigkeit von einer bestimmten Droge eine längere Exposition und eine Reihe wichtiger neurochemischer Veränderungen erfordert, damit das Gehirn dieses pathologische Bedürfnis entwickelt. Dies beeinträchtigt in der Regel die Lebensqualität. Tatsächlich kann der Entzug der Droge zu einem Entzugssyndrom führen, was wiederum schwerwiegendere Folgen hat.

Auf Fachportalen kann man sich darüber informieren, dass die Abhängigkeit von Nasenspray sehr selten ist. Was in den meisten Fällen geschieht, ist die Entwicklung einer Toleranz oder Tachyphylaxie gegenüber diesen Medikamenten.

Tachyphylaxie durch abschwellende Nasentropfen und Sprays

Der Verlust der Reaktion auf ein bestimmtes Arzneimittel nach wiederholter Verabreichung des Arzneimittels wird als “Tachyphylaxie” bezeichnet. Der Begriff Toleranz kann für praktische Zwecke auch als Pendant verwendet werden, obwohl beide komplexere molekulare Erklärungen haben.

Medikamente sind nichts anderes als Substanzen, die mit verschiedenen Stellen im Körper interagieren. Diese Interaktionsstellen werden als Rezeptoren bezeichnet, bei denen es sich in der Regel um Proteine handelt. Eine Reihe von biochemischen Reaktionen wird ausgelöst, wenn der Kontakt stattfindet, und erzeugt eine gewünschte Wirkung.

Der Körper wird im Laufe der Zeit mehr Rezeptoren produzieren, wenn er zu viele Medikamente erhält und die Rezeptoren gesättigt werden. Dies bedeutet dann, dass eine höhere Dosis verabreicht werden muss, um die gleichen Wirkungen hervorzurufen, die zuvor weniger Substanzen erzeugten.

Nasenabschwellende Mittel neigen dazu, dieses Phänomen häufiger zu erzeugen, was auf folgende Faktoren zurückzuführen ist:

  • Sie sind kostengünstig.
  • Sie sind rezeptfrei erhältlich.
  • Es gibt nur wenige Nebenwirkungen.
  • Sie sind einfach zu verabreichen.

Wie sieht es mit anderen Medikamenten aus?

Wir haben bereits erwähnt, dass Steroide Teil des Behandlungsinstrumentariums für Rhinitis in jeder Form sind. Diese haben die Fähigkeit, die lokale Entzündung zu reduzieren, ähnlich wie Hautcremes.

Ihre Fähigkeit, eine Toleranz oder Abhängigkeit zu erzeugen, ist gering. Sie sind normalerweise chronischen Fällen von Rhinitis vorbehalten, insbesondere wenn vasomotorische Phänomene in den Arterien der Nase überwiegen. Eine Rhinitis medicamentosa kann chronisch werden.

Einige der häufigsten Medikamente in dieser Gruppe sind Triamcinolon, Fluticason und Budesonid. Zu den wichtigsten Nebenwirkungen gehören eine brennende oder juckende Nase sowie häufiges Niesen.

Symptome der Rhinitis medicamentosa

Wie bei anderen Formen der Rhinitis kommt es bei dieser Erkrankung zu mäßigem bis starkem feuchten Nasenausfluss. Dies führt normalerweise zu Verstopfungen, die Atemprobleme verursachen können, die man jedoch durch Atmen durch den Mund übergangsweise lösen kann.

Juckreiz und ein Spannungsgefühl sind ebenfalls häufige Symptome. Es kann zu viralen oder bakteriellen Infektionen kommen, mit der Folge, dass eine Rhinosinusitis auftritt, wenn der Bereich nicht entlastet wird. Es gibt eine chronische Form der Krankheit, die auch als “chemische Rhinitis” bezeichnet wird.

Wie unterscheidet sie sich von anderen Formen der Rhinitis?

Obwohl Rhinitis medicamentosa die gleichen Charakteristika aufweist, zeichnet sich die medikamenteninduzierte Rhinitis durch eine Krankengeschichte mit intensivem Gebrauch von abschwellenden Nasentropfen oder Sprays aus. Dabei kann es sich um jedes der oben genannten Medikamente handeln. Der Rebound-Effekt bewirkt zusätzlich folgende Veränderungen:

  • Verminderte Wirksamkeit der Medikamente.
  • Übermäßige Schleimproduktion einige Stunden nach Einnahme der Medikamente.
  • Vermehrte Nebenwirkungen, wenn die empfohlene Dosis überschritten wird.
Kann Nasenspray süchtig machen?
Der übermäßige Gebrauch von abschwellenden Nasensprays kann deren Wirksamkeit verringern. Gleichzeitig verursacht es gegenläufige Reaktionen, wie eine übermäßige Schleimproduktion.

Behandlungen und Empfehlungen

Die Entwicklung einer Tachyphylaxie oder einer Toleranz gegenüber dem Medikament ist potenziell umkehrbar, insbesondere wenn sie frühzeitig diagnostiziert und behandelt wird. Es gibt keine spezifischen Medikamente, die dies verursachen, aber die Kombination von Verhaltensänderungen mit dem Einsatz neuer Medikamente kann hervorragende Ergebnisse erzielen.

Kompliziertere Fälle erfordern die Beurteilung durch einen HNO-Arzt oder eine HNO-Ärztin. Auch der Hausarzt, Internist oder sogar der Kinderarzt sollten konsultiert werden, da viele Kinder darunter leiden können.

Die ersten Maßnahmen umfassen in der Regel eine schrittweise Verringerung der Dosis. Wegen der Folgen, die der Rebound-Effekt mit sich bringen kann, sollte das Medikament nicht abrupt abgesetzt werden.

Darüber hinaus ist die gleichzeitige Einnahme von Arzneimitteln mit geringerer Suchtwirkung oder geringerer Toleranzentwicklung wichtig. Dadurch können die Symptome gelindert werden, wenn die topischen abschwellenden Mittel allmählich abgesetzt werden.

Steroide und Kochsalzlösung sind ausgezeichnete Alternativen, um eine Behandlung einzuleiten. Je nach Schwere des Krankheitsbildes kann der Facharzt oder die Fachärztin orale Medikamente verschreiben.

Wie wende ich Nasensprays richtig an?

Um die Entwicklung einer Toleranz oder einer möglichen Abhängigkeit in der Zukunft zu vermeiden, befolgst du am besten den Anweisungen auf dem Beipackzettel von Tropfen oder Sprays. Da diese rezeptfrei erhältlich sind, haben viele eine spezifische Dosierung für Patient:innen, die wegen ihrer Beschwerden nicht unbedingt gleich einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

Auf jeden Fall ist es wichtig, die Anwendung nicht mehr als 2 oder 3 Mal täglich an drei aufeinanderfolgenden Tagen auszudehnen. Wenn keine Linderung der Symptome eintritt, solltest du so schnell wie möglich einen Termin in einer ärztlichen Praxis ausmachen.

Ist eine Abhängigkeit von Nasenspray möglich?

Eine Abhängigkeit von Nasenspray ist selten, kann aber vorkommen. Viele Medikamente, die harmlos erscheinen, können bei übermäßigem Gebrauch zu erheblichen und schwer zu bewältigenden medizinischen Problemen führen..

Es ist daher ratsam, die Anleitung zu befolgen, die den rezeptfreien Medikamenten beiliegt, um dies zu vermeiden. Bei andauernden Beschwerden ist ein Besuch beim Arzt oder der Ärztin des Vertrauens die beste Option.


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