Gehirntumore mittels Flüssigbiopsie frühzeitig entdecken

Wenn wir verschiedene Symptome entdecken, ist es wichtig, dass wir einen Spezialisten aufsuchen und einschlägige Untersuchungen durchführen lassen, um eine frühzeitige Diagnose zu erhalten.
Gehirntumore mittels Flüssigbiopsie frühzeitig entdecken
Raquel Aldana

Geschrieben und geprüft von der Psychologe Raquel Aldana.

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Jedes Jahr werden mehr als eine Million Gehirntumore weltweit diagnostiziert. Man schätzt, dass diese für 2% aller registrierten, durch Krebs verursachten Todesfälle verantwortlich sind, was ca. 100.000 Todesfälle ausmacht.

Aufgrund der uns vorliegenden Daten liegt die durchschnittliche Lebensdauer nach einer Diagnose eines Gehirntumors in Ländern wie den USA zwischen 3 und 27 Monaten, sobald sich Metastasen im Körper ausbreiten.

Diese Art des Tumors ist 10 Mal mehr geneigt, sich auf andere wichtige Organe auszubreiten, was bei vielen Patienten dazu führt, dass sie nicht oder nicht ausreichend auf eine Behandlung ansprechen.

Das lässt uns die Schwere des Problems erkennen, mit dem wir konfrontiert sind und die Wichtigkeit, welche die Entwicklung der im Titel genannten Flüssigbiopsie für uns bedeutet, um eine frühzeitige Diagnose stellen zu können: Gehirntumore mittels einer einfachen Lumbalpunktion entdecken.

Gehirntumore diagnostizieren

Gehirntumore: Flüssigbiopsie hilft bei der Diagnose

Ein Forschungsteam des Instituts für Onkologie Vall d’Hebron in Barcelona (Spanien) hat zum ersten Mal eine Flüssigbiopsie entwickelt, die es erlaubt, Gehirntumore mittels der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit zu entdecken (eine Substanz, die unser zentrales Nervensystem versorgt und ernährt).

Die wissenschaftliche Zeitschrift Nature Communications publizierte diese Entdeckung, welche die Erkennung und Diagnose von Gehirntumoren revolutioniert.

So reicht eine Lumbalpunktion, um das mögliche Stadium von Gehirntumoren bestimmen zu können, anstatt eine invasive Biopsie in den grauen Zellen durchzuführen.

Dies ist möglich, weil laut den Worten von Joan Seoane, Direktor des führenden Forschungsteams, „die Konzentration des zirkulierenden genetischen Tumormaterials von Krebs im zentralen Nervensystem niedrig an Plasma, aber sehr hoch an Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit ist“.

Joan Seoane bei Forschung über Gehirntumore

Die Hypothese der Studie

Auch wenn diese Methode der Flüssigbiopsie bereits bei sich ausbreitendem Darmkrebs, Brustkrebs und Lungenkrebs angewendet wurde, ist sie bis jetzt noch nicht erfolgreich bei Gehirntumoren durchgeführt worden.

Der Hauptgrund dafür ist, dass die DNA des Tumors bei dieser Art von Erkrankungen einen sehr niedrigen Anteil an Plasma aufweist.

Doch das Forschungsteam hat darauf hingewiesen, dass das zentrale Nervensystem über seinen eigenen geschlossenen Kreislauf von Flüssigkeiten verfügt, welches das Knochenmark und das Gehirn umgibt. Die Rückenmark-Gehirn-Flüssigkeit könnte daher ein wichtiger Indikator für Gehirntumore sein, aus dem einfachen Grund, weil sie im direkten Kontakt mit ihnen steht.

Die Techniken, die bei aktuellen Diagnosen verwendet werden, sind sehr risikoreich. S ie verlangen, den Schädel und eine „unbestimmte Gehirnzone“ zu durchbohren, um Krebsgewebe extrahieren zu können.

Aus diesem Grund stellt die Entdeckung der Flüssigbiopsie zur Erkennung und Behandlung von Gehirntumoren einen großen wissenschaftlichen Fortschritt dar.

Rückenpunktion zur Vorsorge gegen Gehirntumore

Alarmsignale, bei denen unbedingt ein Arzt aufgesucht werden muss

Es ist zu betonen, dass wir gewissen Signalen unsere volle Aufmerksamkeit schenken müssen. Denn sie können Indikatoren dafür sein, dass mit unseren Gehirn etwas nicht stimmt.

Als Erstes müssen wir daher die Symptome von Gehirntumoren kennen. Diese können allgemeiner Natur (verursacht durch den Druck des Tumors im Gehirn oder auf das Rückenmark) oder spezifischer Natur (verursacht durch die Unterbrechung der normalen Funktionen des Gehirns oder Rückenmarks) sein.

Es ist nicht üblich, dass Gehirntumore diagnostiziert werden, bevor Symptome auftreten. Deswegen müssen wir sofort unseren Arzt konsultieren, wenn einige der folgenden Zeichen oder Symptome zusammentreffen bzw. einzeln auftreten:

Allgemeine Symtome

  • Anhaltende Kopfschmerzen, die frühmorgens bzw. unter Anspannung am stärksten sind.
  • Nicht näher bestimmbare Stimmungsschwankungen, ausgeprägte emotionale Instabilität, emotionale Gleichgültigkeit, langsames Denken. Schwierigkeiten, sich mit Problemen auseinanderzusetzen, mit denen man eigentlich vertraut ist.
  • Anzeichen einer intrakraniellen Hypertension (Taubheitsgefühl, verschwommene Sicht, Bewusstseinsstörungen etc.)
Frau mit Kopfschmerzen, die auf Gehirntumore hinweisen könnten

Spezifische Symptome, die davon abhängen, wo sich der Tumor befindet:

  • Partielle Epilepsie
  • Motorische Störungen (vorübergehende oder teilweise Lähmungen)
  • Aphasie (Probleme bei der gedanklichen Erzeugung von Sprache)
  • Apraxie (Probleme, willkürlich zielgerichtete und zweckmäßige Bewegungen auszuführen)
  • Agnosie (Objekte werden wahrgenommen, es kann jedoch keine Verbindung zu ihrem Zweck hergestellt werden)
  • Veränderungen der Perimetrie (Sichtfeld)

BEACHTE: Das soll nicht heißen, dass diese Symptome mit einem Gehirntumor gleichzusetzen sind. Sie sind als Alarmsignale zu verstehen, bei denen so schnell wie möglich medizinische Beratung in Anspruch zu nehmen ist.

Diese Art von Tumoren werden gewöhnlich mit Strahlentherapie, Chemotherapie und chirurgischem Eingriff behandelt. Lassen wir uns nicht täuschen: Beim kleinsten Anzeichen müssen wir unseren Arzt aufsuchen und ihn informieren, wie wir uns fühlen.

Das Leben kann auf dem Spiel stehen und wenn es Fehlalarm war, können wir beruhigt nach Hause gehen. Doch wenn wirklich ein Tumor vorhanden ist, kann durch die Früherkennung schnell mit der passenden Behandlung begonnen werden.


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  • Cancer Research UK. “Study shows potential to develop brain tumour liquid biopsies.” ScienceDaily. ScienceDaily, 6 November 2018.
    www.sciencedaily.com/releases/2018/11/181106082532.htm
  • De Mattos-Arruda, L. et al. Cerebrospinal fluid-derived circulating tumour DNA better represents the genomic alterations of brain tumours than plasma. Nat. Commun. 6:8839 (2015).
    doi: 10.1038/ncomms9839

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.