Erste Hilfe und häufig begangene Fehler

Ein doppelter Verband, bei dem eine Binde über eine andere gewickelt wird, widerspricht der Hygiene nicht. Er hilft, Blutungen zu stillen und die Blutgerinnung zu fördern und kann zudem besser vor Infektionen schützen
Erste Hilfe und häufig begangene Fehler

Geschrieben von Yamila Papa Pintor

Letzte Aktualisierung: 25. Mai 2022

Wenn wir Zeuge werden, wie jemand sich verletzt, dann sollten wir Erste Hilfe leisten.

Obwohl viel mehr Schaden entsteht, wenn aus Angst und Unentschlossenheit gar keine Erste Hilfe geleistet wird, können wir aufgrund von Unkenntnis doch auch demjenigen schaden, dem wir eigentlich etwas Gutes tun wollen.

Einige Fehler werden dabei häufiger begangen als andere, sei dies, weil bestimmte Irrglauben fest in den Köpfen der Menschen verankert sind oder weil man zu irgendeinem Zeitpunkt glaubte, dass Erste Hilfe so stattfinden sollte, während man heute bessere Kenntnisse hat.

In diesem Artikel erklären wir dir, welches diese häufigsten Fehler sind, damit du sie beim nächsten Mal, wenn du daheim oder in der Öffentlichkeit Erste Hilfe leistest, vermeiden kannst.

Fehler, die häufig begangen werden, wenn Erste Hilfe geleistet wird

Lies die folgenden Hinweise aufmerksam und versuche, sie im Gedächtnis zu behalten. Bestimmt wirst du dich in nicht allzu ferner Zukunft wieder einmal in einer Situation wiederfinden, in der deine Kenntnisse von Nutzen sind. Kleine Unfälle passieren einfach immer und überall.

Überstürztes Bewegen einer Person an einen “sicheren” Ort

Das beste Beispiel ist folgendes: Wir kommen zu einem Unfall hinzu, in den ein oder mehrere Autos verwickelt sind, und die verletzten Personen befinden sich noch in ihren Fahrzeugen.

Das Fernsehen suggeriert uns, dass ein Großteil der am Unfall beteiligten Fahrzeuge in Kürze explodieren müsste. Tatsächlich geht von Kraftstoff und Feuer natürlich eine solche Gefahr aus, sie ist jedoch wesentlich kleiner, als wir vielleicht annehmen.

Sehr wahrscheinlich ist dagegen, dass die verletzten Personen Traumata im Bereich von Kopf und Wirbelsäule erlitten haben, die durch ungeeignete Bewegung des Körpers noch viel schwerer werden können.

In solchen Fällen muss gewartet werden, bis der Notarzt eintrifft. Versuche nicht, einen anderen Menschen aus seinem Fahrzeug zu befreien!

Sollte ein Motorradfahrer in den Unfall verwickelt sein, darf diesem der Helm aus denselben Gründen nicht abgenommen werden, es sei denn, er erschwert ihm die Atmung. Liegt der Motorradfahrer mit dem Mund nach unten, sollte er in dieser Position liegen bleiben.

Falls es die äußeren Umstände unbedingt erfordern, einen Menschen zu bewegen, sollte dies durch mehrere Helfer und sehr, sehr vorsichtig geschehen.

Mit Verbrennungen unter den Wasserhahn

Diese Reaktion ist nicht “ganz falsch”. Wenn wir Verbrennungen durch Herd, kochendes Wasser oder heißes Öl erlitten haben, sollten wir die verbrannte Stelle in eine Schüssel oder einen Eimer mit kaltem Wasser halten.

Das Wasser sollte so kalt wie möglich sein, Eiswürfel sind sogar noch besser.

Hier kühlen wir die verbrannte Haut für mindestens eine Viertelstunde.

Verbrennung

Ärzte begründen diese Maßnahme wie folgt: Die Hitze, die während der Verbrennung auf die Haut wirkt, erreicht auch das Unterhautgewebe. Unter fließendem Wasser stillen wir zwar den akuten Schmerz, kühlen aber lediglich die oberflächlichen Hautschichten.

Das Unterhautgewebe profitiert von der klassischen Methode, die verbrannte Stelle unter den Wasserhahn zu halten, nicht.

Kopf runter, wenn uns schwindelig wird

Man sieht häufig, dass Menschen auf die ersten Anzeichen von Schwindel reagieren, indem sie den Kopf zwischen die Beine nehmen, “damit das Blut ins Gehirn fließen kann”.

Heute wird von dieser Methode abgeraten, da sie dem Gleichgewichtsorgan, das für Stabilität und Gleichgewicht zuständig ist, nicht zugutekommt.

Wenn der Schwindel auf einen zu niedrigen Blutzuckerspiegel zurückzuführen ist, wird dazu geraten, sich hinzulegen und die Beine erhöht abzulegen, damit das Blut leichter zum Herzen zurückfließen kann.

Ein Stopfen für die blutende Nase

Schon als Kinder wurde uns dieses Gegenmittel beigebracht: Bei Nasenbluten wird ein Stopfen aus Zellstoff oder Watte in die Nasenlöcher gestopft, um die Blutung zu stillen. Diese Maßnahme ist falsch.

Wenn wir Nasenbluten bekommen, sollten wir den Kopf nach vorn und leicht nach unten nehmen, damit das Blut aus der Nase herausfließen kann. So wird vermieden, dass es tiefer hinab in die Atemwege fließt.

Der Wattestopfen verhindert zwar, dass das Blut aus der Nase fließt, stillt aber die Blutung nicht.

Nasenbluten

Ins Auge pusten, wenn ein Fremdkörper Probleme macht

Du unternimmst einen Spaziergang, trägst weder Brille noch Sonnenbrille, und plötzlich fliegt dir etwas ins Auge. In der Luft befinden sich viele Kleinstpartikel, die auf Horn- und Bindehäuten zu Irritationen führen.

Gewöhnlich ist es schwierig, solch kleine Fremdkörper aus dem Auge zu entfernen und mit schmutzigen Händen möchten wir uns auch nicht in die Augen fassen. Die Lösung liegt nah: pusten.

So sollte Erste Hilfe bei einem Fremdkörper im Auge nicht aussehen. Obwohl die Unterstützung gut gemeint ist, können wir die Situation durch das Pusten sogar noch verschlimmern.

Fremdkörper sollten man immer mit Wasser aus dem Auge spülen. Das gilt für Staub, kleine Fliegen, aggressive Substanzen. Kontaktlinsen sollte man dazu schnellstmöglich ablegen und wenn das nicht möglich ist, ist das Spülen mit einer sterilen Lösung empfehlenswert.

Von Staub und kleinen Fliegen sollten wir uns dennoch nicht abschrecken lassen – Der tägliche Spaziergang am Morgen

Einem Epileptiker einen Löffel in den Mund legen

Die Idee hinter dieser Maßnahme ist es, zu verhindern, dass sich die Person, die gerade einen epileptischen Anfall erleidet, auf die Zunge beißt. Aus verschiedenen Gründen raten Ärzte dennoch davon ab, einem Epileptiker einen Löffel in den Mund zu legen.

Der Löffel – oder irgendein anderes, ähnliches Objekt, das man einsetzt – hat keinerlei antiepileptische Wirkung. Es kann aber zu Verletzungen führen und unter Umständen besteht sogar Verschluckungsgefahr.

Es ist empfehlenswert, den Epileptiker in Seitenlage auf den Boden zu legen, wenn der Anfall dies zulässt. Ausreichend großer Abstand sollte eingehalten werden von Möbeln und anderen Gegenständen, mit denen sich der Betroffene verletzen kann.

Den Verband von einer blutenden Wunde entfernen

Wenn wir uns schneiden oder auf andere Art und Weise eine Wunde zuziehen, verbinden wir diese. Nicht selten sehen wir dann nach kurzer Zeit, dass der Verband durchnässt und blutig wird. Häufig wird dann der erste Verband abgenommen, um einen neuen anzulegen.

Ärzte versichern uns dagegen, dass es ausreicht, einen zweiten Verband über den ersten zu binden. Und wozu soll das gut sein? Um die Wunde noch besser vor Infektionen zu schützen, vor allem aber auch, um die Blutung endgültig zu stoppen und die Blutgerinnung anzuregen.

Wundverband

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Erbrechen provozieren, wenn kleine Gegenstände verschluckt wurden

Wer kleine Kinder hat, der sollte wissen, warum diese Methode Erster Hilfe unangebracht ist.

Wenn das Kind ein kleines, nicht scharfkantiges Objekt verschluckt, dann scheidet es dieses über den Darm wieder aus.

Wurde dagegen ein spitzes oder scharfes Objekt verschluckt, muss ein Arzt aufgesucht werden, um zu entscheiden, wie es entfernt werden soll. Wird Erbrechen provoziert, um ein scharfkantiges Objekt wieder hervorzubringen, können dabei wichtige Organe verletzt werden.

Gleiches gilt übrigens für das Verschlucken aggressiver Chemikalien.

Auf den Rücken schlagen, wenn sich jemand verschluckt hat

Vielleicht hast du den Film gesehen, in dem sich Robin Williams als Frau verkleidet, um seinen Kindern nah sein zu können. Und in dem sich der neue Partner seiner Ex-Frau am Essen verschluckt, woraufhin sie panisch versucht, zu vermeiden, dass er daran erstickt.

Sie hat ihn dann auf den Rücken geschlagen, damit er das Essen wieder ausspuckt.

Obwohl es sich hier um einen Film handelt, sollten wir nicht genauso verfahren, wenn sich jemand in unserer Nähe verschluckt. Es hilft nichts, demjenigen auf den Rücken zu schlagen oder ihn zu animieren, die Arme zu heben.

Eine effektive Technik ist es, demjenigen wiederholt zwischen die Schulterblätter zu klopfen, um die Gefahr des Erstickens zu reduzieren.


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