Die 9 häufigsten Nebenwirkungen der Pille

Hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille können Nebenwirkungen mit sich bringen, die für einige Frauen mitunter gravierend sind. Hier klären wir über die häufigsten auf.
Die 9 häufigsten Nebenwirkungen der Pille
Leonardo Biolatto

Geschrieben und geprüft von dem Facharzt Leonardo Biolatto.

Letzte Aktualisierung: 27. Mai 2022

Nebenwirkungen bei der Einnahme der Pille oder anderer Verhütungsmittel sind nichts Ungewöhnliches. Auch wenn sie zur Vermeidung einer ungewollten Schwangerschaft eingesetzt wird, ändert das nichts an der Tatsache, dass es sich hierbei um ein Medikament bzw. medizinische Hilfsmittel handelt. Dank der fortschreitenden Erkenntnisse der Wissenschaft konnten die verschiedenen Verhütungsmittel immer besser an die Bedürfnisse vieler Frauen angepasst werden.

Nichtsdestotrotz basiert die Mehrzahl immer noch auf der Einnahme von Hormonen. Diese rufen, je nach Veranlagung einer Frau, unterschiedliche Nebenwirkungen hervor. In diesem Artikel erklären wir, wodurch sie entstehen und welches die Häufigsten sind.

Wodurch kann die Pille Nebenwirkungen verursachen?

Laut aktuellem Stand stellen die hormonellen Verhütungsmittel die wirksamste Art der Geburtenkontrolle dar. Zudem werden sie, gemeinsam mit den Präservativen, am häufigsten von Frauen angewendet. Innerhalb dieser Gruppe gibt es folgende Mittel:

  • Antibabypille
  • Vaginalring
  • Hormonspirale: Auch bei der Kupferspirale, bei der keine Hormone zum Einsatz kommen, handelt es sich um ein effektives Verhütungsmittel. Hier unterscheiden sich aber entsprechend die möglichen Nebenwirkungen.
  • Verhütungspflaster
  • Hormonimplantat 
  • Die Pille danach

Die Nebenwirkungen solcher hormoneller Verhütungsmittel sind durch die Zugabe von exogenen Hormonen bedingt. Alles, was mit dem Menstruationszyklus und der weiblichen Fruchtbarkeit zusammenhängt, wird durch die Östrogene und Progesterone gesteuert.

Wenn dem Körper exogene Hormone zugeführt werden, ändert sich die Synthese der natürlichen Hormone. Menstruationszyklus und Eisprung folgen daher nicht mehr dem natürlichen Muster, wodurch eine Schwangerschaft verhindert wird.

Das Problem dabei ist, dass die Hormone nicht nur auf den Reproduktionsapparat wirken. Vielmehr sind sie auch an anderen Stellen im Körper wie den Brüsten oder dem Fettgewebe aktiv.  So können, abgesehen von der Einflussnahme auf die Fruchtbarkeit, zusätzliche Effekte entstehen.

Hautimplantat, Hormonstäbchen oder Pille

Bei dem unter die Haut implantierten Hormonstäbchen handelt es sich um ein Verhütungsmittel, das die Hormone langsam abgibt.

1. Zwischenblutungen

Wenn zwischen zwei Menstruationen unerwartete Blutungen auftreten, handelt es sich um einen möglichen Nebeneffekt der Verhütungsmittel.  Untersuchungen haben ergeben, dass diese Reaktion häufig bei beginnender Einnahme der Pille auftritt und eine mögliche Unverträglichkeit aufzeigt, weshalb sie in solchen Fällen oftmals abgesetzt werden muss.

Auch wenn es sich wahrscheinlich um eine Anpassungsreaktion des Körpers an die Hormonveränderung handelt, sollte man bei starker oder länger andauernder Blutung über fünf Tage einen Arzt konsultieren, um andere Ursachen auszuschließen.

2. Schwindel, Übelkeit und Erbrechen als mögliche Nebenwirkungen

Schwindel, Übelkeit und Erbrechen sind eher unspezifische Symptome. Sie können verschiedene Ursachen haben, werden aber häufig mit dem Beginn der Hormonbehandlung in Verbindung gebracht.

Man darf jedoch nicht vergessen, dass Erbrechen Einfluss auf die Absorbierung des Wirkstoffs bei oraler Einnahme hat. Deshalb ist es wichtig abzuklären, ob die Dosis wiederholt werden muss. Im Allgemeinen gilt, dass dies bei Erbrechen innerhalb von 12 Stunden nach der regulären Einnahme nötig ist.

3. Überempfindlichkeit der Brüste

Wie bereits erwähnt, wirken die Hormone auch auf das Brustgewebe und können so ein Anschwellen oder eine Überempfindlichkeit hervorrufen. Manche Frauen klagen gar über Schmerzen bei der Berührung, ein Phänomen, das in der mexikanischen Fachzeitschrift über Gynäkologie und Geburtshilfe (Ginecologia y Obstetricia de Mexico) beschrieben wird.

4. Kopfschmerzen bis hin zu Migräne

Hierbei handelt es sich um eine der relevantesten Nebenwirkungen für einige Frauen, die die Pille nehmen. Wer unter Migräne leidet, sollte auf hormonelle Verhütungsmittel eher verzichten und auf Alternativen ausweichen, denn es gibt einige Anzeichen für eine Verbindung zwischen möglichen Nebenwirkungen und Migräne.

Wie die Clínica Mayo beschreibt, werden durch die schwankenden Östrogenwerte chemische Verbindungen, die Auswirkungen auf Migräneattacken haben können, verändert. Deshalb empfiehlt es sich, zu bestimmten Zyklusphasen geeignete Vorbeugungsmaßnahmen zu treffen bzw. auf die entsprechenden Verhütungsmethoden zu verzichten.

5. Gewichtszunahme durch die Pille

Eine der am kontroversesten diskutierte Nebenwirkung ist die Gewichtszunahme. Scheinbar verursacht die Hormoneinnahme keine Zunahme von Körpermasse in dem Sinne. Das heißt, dass nicht das Fettgewebe verantwortlich für die Gewichtszunahme ist.

Am wahrscheinlichsten ist, dass es vor allem bei beginnender Einnahme zu Wasseransammlungen kommt, was deshalb als eine der möglichen Erst-Nebenwirkungen angesehen wird. Im Laufe der Zeit stabilisiert sich das hydroelektrolytische Gleichgewicht und es wird kein Wasser mehr zurückgehalten.

6. Durch die Einnahme der Pille verursachte Stimmungsschwankungen

Wie in den Beipackzetteln der Antibabypille aufgeführt, leiden einige Frauen infolge der Einnahme unter Stimmungsschwankungen. Das heißt, sie sind seelisch und gefühlsmäßig instabiler und neigen eher zu Depressionen.

Dies ist jedoch bislang nicht ausreichend erforscht worden. Die Untersuchungen, auf die wir zurückgreifen können, stimmen darin überein, dass dieser Effekt kaum messbar ist und, wenn überhaupt, erst nach einer Einnahmedauer ab 10 Jahren auftritt.

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7. Ausbleiben der Menstruation

Wie auch die Zwischenblutung ist das Ausbleiben der Menstruation ein häufiges Symptom. Der Fachbegriff Amenorrhoe beschreibt das Phänomen, dass die Regelblutung nicht zum genau berechneten Zeitpunkt eintritt. Bei Einnahme hormoneller Verhütungsmittel handelt es sich um einen Sekundäreffekt, der dadurch bedingt ist, dass der Zyklus ins Ungleichgewicht gerät.

Fakt ist, dass dies viele Ursachen haben kann, die sich nicht allein auf die Einnahme der Pille beschränken. So können Stress, Ernährung oder übermäßiger Sport auch mögliche Auslöser sein. Sicherheitshalber sollte man in dem Fall immer einen Schwangerschaftstest machen.

8. Sexuelle Unlust durch die Pille

Das Sexualbedürfnis unterliegt vielen verschiedenen Faktoren. Die Hormone nehmen dabei zwar eine wichtige, jedoch nicht die alleinige Rolle ein. Es ist allerdings möglich, dass die sexuelle Libido durch Verhütungsmittel verringert wird.

Laut einem Artikel der medizinischen Fachzeitschrift des mexikanischen Sozialversicherungsinstitut Instituto Mexicano del Seguro Social tritt sexuelle Unlust öfters in Verbindung mit Verhütungspflastern und Hormonstäbchen als bei anderen Methoden auf. Grundsätzlich ist es jedoch immer schwierig, die unterschiedlichen auslösenden Faktoren zu gewichten, um zu aussagekräftigen Ergebnissen zu kommen.

Pille

9. Vaginaler Ausfluss

Bedingt durch die Hormoneinnahme ist ein weiterer Nebeneffekt der genannten Verhütungsmittel eine Veränderung der vaginalen Lubrifikation. Diese reagiert auf verschiedene Veränderungen und wird durch die Zusammensetzung der Vaginalflora bedingt.

Hierbei handelt es sich eigentlich nie um ein krankhaftes Symptom. Es ist sogar zu erwarten, dass es zu Veränderungen kommt und dass diese für den Zeitraum der Einnahme oder Anwendung andauern.

Hormonelle Verhütungsmittel sind sicher, trotz aller Gegenanzeichen

Hormonelle Verhütungsmittel sind eine sichere und wirksame Methode, um Schwangerschaften vorzubeugen. Das bedeutet aber nicht, dass sie frei von möglichen unerwünschten Nebeneffekten sind.

Deshalb solltest du Fragen zum Thema immer mit deinem Arzt abklären. Er wird dir helfen, das richtige Verhütungsmittel für dich und deine Situation zu finden. Jede Frau kann selbst entscheiden, welches das passende Verhütungsmittel für sie ist, weil es am ehesten ihrem Lebensstil entspricht und möglichst wenig Komplikationen für sie mit sich bringt.


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