Das Eigenbrauer-Syndrom: Warum tritt es auf?

Das Eigenbrauer-Syndrom kann zu Stimmungsschwankungen, Instabilität, häufigen Stürzen, Schwindel und allen anderen Symptomen führen, die eine Alkoholvergiftung begleiten. Hier erfährst du alles Wissenswerte.
Das Eigenbrauer-Syndrom: Warum tritt es auf?
Leonardo Biolatto

Geprüft und freigegeben von dem Facharzt Leonardo Biolatto.

Geschrieben von Leonardo Biolatto

Letzte Aktualisierung: 31. Oktober 2022

Das Eigenbrauer-Syndrom ist eine seltene Erkrankung, die in den letzten Jahren bekannt geworden ist. Dabei handelt es sich um bestimmte Mikroorganismen im Darm, die Alkohol synthetisieren.

Dazu führen sie Gärungsreaktionen an Kohlenhydraten aus der Nahrung durch. Das Ergebnis ist, dass der/die Betroffene betrunken ist, ohne ein alkoholisches Getränk zu sich genommen zu haben.

Das mag interessant und kurios erscheinen, hat aber sehr negative Auswirkungen auf das Leben des/der Betroffenen. Es kann sogar ihr Leben in Gefahr bringen. Deshalb erklären wir dir in diesem Artikel alles, was du über das Eigenbrauer-Syndrom wissen musst und warum es auftritt.

Was ist das Eigenbrauer-Syndrom?

Das Eigenbrauer-Syndrom ist auch unter dem Namen Auto-Brewiery-Syndrom bekannt. Dieser zweite Begriff gibt Hinweise auf seine Merkmale. Es handelt sich um eine seltene Erkrankung, was aber auch daran liegen kann, dass sie unterdiagnostiziert wird.

Darmpilze wandeln Kohlenhydrate in Alkohol um, und das ist die einfachste Erklärung für diese Erkrankung. Dieser Alkohol geht ins Blut über und erzeugt einen Zustand der Trunkenheit.

Dadurch ist es so, als ob die Person betrunken wäre, obwohl sie keinen Alkohol getrunken hat. Der Grund dafür ist, dass bestimmte Darmpilze überhand nehmen.

Obwohl es normal ist, dass diese Bakterien in mittleren Konzentrationen im Verdauungstrakt vorkommen, kann ihr Übermaß unsere Gesundheit schädigen. Eine der möglichen schädlichen Situationen, die auftreten können, ist dieses Syndrom.

Manchmal tritt das Eigenbrauer-Syndrom als Folge des Konsums einer kleinen Menge Alkohol auf. In anderen Fällen gibt es jedoch keinen Auslöser. Daher kann der Patient oder die Patientin in einen Zustand der Trunkenheit geraten, ohne dass ein direkter Zusammenhang mit seinem oder ihrem Alkoholkonsum besteht. Die gleichen Symptome und Anzeichen treten auch bei Alkoholexzessen oder einem Kater auf.

Eigenbrauer-Syndrom - Modell eines Darms
Das Problem dieses Syndroms liegt in der Mikrobiota und der übermäßigen Gärung durch bestimmte Mikroorganismen.

Verwandte Symptome

Das Eigenbrauer-Syndrom wurde erstmals 1950 entdeckt. Es kann sowohl Kinder als auch Erwachsene betreffen. Die dabei auftretenden Symptome ähneln einer gewöhnlichen Alkoholvergiftung (durch exzessives Trinken).

Zu Beginn können beispielsweise Enthemmung, gesteigertes Wohlbefinden und Euphorie auftreten. Wenn die Alkoholmenge im Blut steigt, beginnen Schwindel, Verwirrung, verringerte Reflexe und Instabilität.

Außerdem wird die Atmung häufig unregelmäßig und langsamer. Manche Menschen erbrechen sich, werden ohnmächtig und ihre Körpertemperatur sinkt stark ab. Bei schweren Vergiftungen kommt es zu Krämpfen oder sogar zum Koma.

Laut einer im BMJ Open Gastroenterology veröffentlichten Studie beschränken sich die ersten Symptome in manchen Fällen auf Stimmungsschwankungen, Delirium und eine Art Bewusstseinsnebel.

Darüber hinaus sollte man bedenken, dass das Eigenbrauer-Syndrom sehr negative Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben kann. Alle eben genannten Symptome führen zu einem chronischen Müdigkeitssyndrom.

Dies wiederum führt zu Angstzuständen, geringer Produktivität und Depressionen. Darüber hinaus sind die sozialen, beruflichen und familiären Folgen gravierend. Denn jeder wird vermutlich zu der Annahme neigen, dass der Patient lügt und tatsächlich Alkohol konsumiert hat.

Das Eigenbrauer-Syndrom ist auch mit einem erhöhten Unfallrisiko verbunden. Dazu können zum Beispiel Stürze im Haushalt oder Probleme im Straßenverkehr gehören. Deshalb kann es auch rechtliche Folgen haben.

Ursachen des Eigenbrauer-Syndroms

Das Eigenbrauer-Syndrom wird durch eine Überwucherung von Darmpilzen verursacht. Ein Gärungsprozess findet normalerweise und physiologisch im Darm statt, aber in diesem Fall ist er übermäßig ausgeprägt.

Wenn dieser Zustand auftritt, wird er nicht von Bakterien, sondern von Pilzen ausgeführt. Die am häufigsten vorkommenden Arten sind Candida glabrata und Saccharomyces cerevisiae.

Bei der normalen Verdauung entstehen auch kleine Mengen Alkohol. Die Leber ist jedoch dafür verantwortlich, ihn auszuscheiden, damit es nicht zu einer Vergiftung kommt.

Das Problem ist, dass bei diesem Syndrom die Mengen hoch sind und die Leber den Alkohol nicht vollständig ausscheiden kann. Die Symptome des Eigenbrauer-Syndroms verstärken sich beim Verzehr stärkehaltiger oder zuckerhaltiger Lebensmittel.

Risikofaktoren für das Eigenbrauer-Syndrom

Wissenschaftler/innen haben eine Reihe von Faktoren identifiziert, die das Risiko erhöhen, an dieser Krankheit zu leiden. Zum Beispiel Morbus Crohn oder das Reizdarmsyndrom. Auch Menschen mit einem geschwächten Immunsystem leiden eher daran.

Diabetes, Fettleibigkeit und die Einnahme von Antibiotika sind weitere eng miteinander verbundene Aspekte. Die übermäßige Verschreibung von Antibiotika verändert die Bakterienpopulation im Darm. Daher neigen Pilze dazu, sich stärker als gewöhnlich zu vermehren und das Gleichgewicht zu stören.

Wie wird es diagnostiziert?

Die Diagnose des Eigenbrauer-Syndroms kann sehr komplex sein. Es ist eine seltene Erkrankung. Außerdem benutzen es viele Menschen als Ausrede.

Deshalb sollte die Diagnose so genau wie möglich sein. Dazu ist es wichtig, dass der Arzt oder die Ärztin die Krankengeschichte überprüft und alle Episoden und ihre Merkmale kennt.

In der Regel sind jedoch eine Reihe von ergänzenden Tests erforderlich. Dies ist vor allem notwendig, um andere Krankheiten auszuschließen, die mit dieser Krankheit in Verbindung stehen könnten. In der Regel wird eine Blut- und Stuhluntersuchung angefordert.

Bei letzterer kann der Anteil von Bakterien und Pilzen untersucht werden. So lässt sich feststellen, ob eine Pilzüberwucherung vorliegt.

In einigen Fällen werden Kohlenhydrattests eingesetzt, um einen Anfall zu provozieren und zu beobachten. Menschen mit Eigenbrauer-Syndrom haben nach diesem Test erhöhte Blutalkoholwerte.

Schließlich kann der Arzt eine Darmspiegelung oder eine obere Endoskopie anordnen. Bei dieser Untersuchung wird ein langer, dünner Schlauch durch den Anus oder den Mund eingeführt. An der Spitze dieses Schlauchs befindet sich eine kleine Kamera, mit der der Verdauungstrakt von innen beobachtet werden kann.

Eigenbrauer-Syndrom - Patient bei einer Endoskopie
Eine Endoskopie ist ein nützliches Hilfsmittel in der Gastroenterologie. Sie ermöglicht die Live-Beobachtung der Schleimhäute des Verdauungstraktes.

Behandlungen für das Eigenbrauer-Syndrom

Die Behandlung des Eigenbrauer-Syndroms ist schwierig. Zunächst einmal sind eine Reihe von Ernährungsumstellungen vorzunehmen. Die Idee ist, alle Lebensmittel mit einem sehr hohen Anteil an Kohlenhydraten zu reduzieren oder zu vermeiden.

Dies kann durch die Zufuhr von mehr Eiweiß und den Verzicht auf Lebensmittel wie Weißbrot oder Reis geschehen. Das Gleiche gilt für Nudeln, Kuchen, Süßigkeiten und zuckerhaltige Getränke.

Es wird empfohlen, eine solche Diät beizubehalten, bis die Symptome verschwinden. Diese Produkte sollten jedoch nicht abrupt wieder eingeführt werden.

Darüber hinaus können Ärzte bei manchen Patienten auch eine medikamentöse Behandlung empfehlen. Die am häufigsten verwendeten Medikamente sind Antimykotika, die dazu beitragen, die Anzahl der Pilze im Darm zu reduzieren. Zum Beispiel können Fluconazol, Itraconazol oder Nystatin verordnet werden.

Antibiotika oder stärkere Medikamente können angezeigt sein, wenn der Zustand anhält. Einige Patienten berichten sogar, dass probiotische Präparate hilfreich sind. Ihre Wirksamkeit ist jedoch noch nicht erwiesen.

Das Eigenbrauer-Syndrom kann gefährlich sein

Das Eigenbrauer-Syndrom ist eine seltene Erkrankung. Dabei kommt es zu einer übermäßigen Vermehrung von Darmpilzen. Diese Pilze vergären Kohlenhydrate und wandeln sie in Alkohol um.

Der Alkohol kann von der Leber nicht ausgeschieden werden. Deshalb kommt es zu ähnlichen Auswirkungen wie bei einem Alkoholexzess, ohne dass Alkohol konsumiert wurde. Das Problem ist, dass die Episoden oft unvermittelt auftreten, ohne dass der Patient damit rechnet.

Das kann schlimme Folgen haben, wie Stürze oder Unfälle. Deshalb ist es wichtig, dieses Syndrom richtig zu diagnostizieren und zu behandeln, um Komplikationen und die großen emotionalen Auswirkungen zu vermeiden.


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