Das Autoimmunprotokoll zur Kontrolle von Autoimmunkrankheiten

Das Autoimmunprotokoll (AIP) ist eine Ernährungsform, die entzündliche Reize durch Nahrungsmittel verhindert und ein ausgewogenes Immunsystem fördert, um Menschen mit Autoimmunkrankheiten zu helfen. Erfahre heute mehr darüber.
Das Autoimmunprotokoll zur Kontrolle von Autoimmunkrankheiten

Geschrieben von Daniela Echeverri Castro

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Das Autoimmunprotokoll (AIP) ist eine spezifische Ernährungsweise, die in den letzten Jahren zunehmend an Beliebtheit gewonnen hat. Die AIP-Diät besteht darin, auf bestimmte Nahrungsmittel mehrere Wochen lang zu verzichten, um verschiedene gesundheitliche Veränderungen zu beobachten. Die Ernährung soll schließlich für ein ausgewogenes Funktionieren des Immunsystems sorgen und die Symptome von Immunkrankheiten durch den Verzicht auf entzündungsfördernde Nahrungsmittel lindern.

Ein in der Zeitschrift Inflammatory Bowel Diseases veröffentlichter Artikel erklärt, dass mit dem Autoimmunprotokoll Entzündungen, Schmerzen und andere Symptome von Autoimmunkrankheiten gelindert werden sollen. Dies ist zum Beispiel bei einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung oder bei Zöliakie vorteilhaft. Erfahre heute Interessantes über diesen Ernährungsansatz.

Autoimmunprotokoll: Was ist das?

Das Autoimmunprotokoll ist eine Ernährungsform, in der bestimmte Nahrungsmittel mehrere Wochen lang ausgeschlossen werden, um die Auswirkungen auf die Gesundheit zu beobachten. Dies ist bei Autoimmunkrankheiten wie Schuppenflechte, rheumatoider Arthritis, Lupus oder chronisch entzündlichen Darmkrankheiten besonders vorteilhaft.

Diese Krankheiten verursachen verschiedene Symptome wie Gelenkschmerzen, Müdigkeit, Bauchschmerzen, Durchfall, Nervenschädigungen oder mentale Verwirrung. Die Ursachen sind zwar multifaktoriell und umfassen genetische und Umweltfaktoren, doch eine Hypothese assoziiert diese Krankheiten auch mit Schädigungen der Darmbarriere. Gleichzeitig besteht ein Zusammenhang mit bestimmten Nahrungsmitteln.

Die AIP-Diät schlägt deshalb vor, diese Lebensmittel durch andere zu ersetzen, die wichtige Nährstoffe liefern, die den Darm heilen und eine ausgeglichene Mikrobiota fördern. Darüber hinaus empfiehlt das Autoimmunprotokoll, auf Lebensmittel zu verzichten, die viel Gluten oder Laktose enthalten, da sie bei empfindlichen Menschen häufig eine krankhafte Immunantwort auslösen.

Autoimmunprotokoll gegen Autoimmunkrankheiten
Autoimmunkrankheiten der Haut stehen in der Regel mit Auslösern im Zusammenhang, die in bestimmten Nahrungsmitteln vorhanden sind.

Autoimmunprotokoll: Die einzelnen Phasen

Das Autoimmunprotokoll ist der Paleo-Diät sehr ähnlich. Einige Experten verstehen sie als eine Ausweitung der Paleo-Diät, allerdings ist AIP etwas strikter und umfasst zwei Hauptphasen.

Die Eliminationsphase

In der ersten Phase der AIP-Diät geht es darum, jene Lebensmittel und Medikamente aus der Ernährung zu verbannen, die mit Darmentzündungen oder einer unausgeglichenen Mikrobiota im Zusammenhang stehen könnten. Dabei sind Produkte zu berücksichtigen, die häufig Allergien oder unerwünschte Reaktionen auslösen. Dazu zählen zum Beispiel folgende:

  • Getreide
  • Hülsenfrüchte
  • Samen
  • Nachtschattengemüse
  • Eier
  • Milchprodukte
  • Pflanzenöle
  • Lebensmittelzusätze
  • Weißer Zucker
  • Kaffee
  • Alkohol
  • Tabak
  • Stark verarbeitete Produkte
  • Nicht-steroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAID), wie Ibuprofen, Naproxen, Dyclofenac und Aspirin in hohen Dosen.

Stattdessen rät die AIP-Diät zu frischen Lebensmitteln, die reich an Nährstoffen sind. Außerdem sind auch fermentierte Lebensmittel oder Produkte mit Probiotika erlaubt. Gleichzeitig sollen Betroffene ihren Lebensstil verbessern und Entspannungstechniken, Bewegung sowie eine bessere Schlafqualität erzielen.

Die erste Phase kann so lange dauern, bis die Person eine Verbesserung der Symptome erreicht. Der Entgiftungsprozess erfordert oft 30 bis 90 Tage. Manche Menschen spüren jedoch bereits ab der dritten Woche Verbesserungen.

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Wiedereinführungsphase

Sobald Verbesserungen der Symptome erzielt werden, können die betroffenen Personen zur Wiedereinführungsphase übergehen. Sie integrieren allmählich wieder verschiedene Lebensmittel, jedoch immer nur eines nach dem anderen, um die Toleranz zu testen.

In dieser Phase sollen die Patienten erkennen, welche Lebensmittel die Symptome verschlechtern. Es sollen nur jene Lebensmittel wieder in die Ernährung eingebaut werden, die keine Symptome verursachen, allerdings soll die Ernährung trotzdem vielseitig und komplett sein.

Nach der Einführung eines Nahrungsmittels, wartet man 5 bis 7 Tagen bis zur Wiedereinführung des nächsten Lebensmittels. In dieser Zeit kann die betroffene Person feststellen, ob bestimmte Symptome erneut auftauchen oder sich verschlechtern. Jene Lebensmittel, die gut toleriert werden, können Teil der Diät sein. Auf alle anderen müssen die Patienten verzichten.

Schritte zur Wiedereinführung von Lebensmitteln gemäß Autoimmunprotokoll

Spezifische Schritte ermöglichen es, die unterschiedlichen Lebensmittel wieder in die Ernährung einzubauen. Es ist dabei wichtig, den richtigen Zeitpunkt zu wählen, um keine Entzündungen zu provozieren. Deshalb ist es zum Beispiel nach einer schlechten Nacht oder in stressigen Zeiten besser, keine neuen Lebensmittel einzuführen.

Am besten ist es, zuerst jene Lebensmittel wieder in den Ernährungsplan aufzunehmen, die möglichst wenige Reizstoffe enthalten, die Beschwerden auslösen könnten. Bei Milchprodukten solltest du dich zum Beispiel zunächst für fermentierte Produkte wie Joghurt entscheiden.

Beachte während der Wiedereinführung folgende Schritte:

  1. Wähle ein Lebensmittel aus, das du wieder in deine Ernährung einführen möchtest. Danach iss davon am gewählten Tag mehrmals eine kleine Portion. Danach verzichtest du auf dieses Lebensmittel in den nachfolgenden 5 bis 6 Tagen komplett.
  2. Der genaue Prozess verläuft wie folgt: Nach der ersten kleinen Portion wartest du 15 Minuten, um die Reaktionen deines Körpers zu beobachten.
  3. Solltest du Symptome feststellen, musst du den Versuch abbrechen und dieses Lebensmittel meiden. Sollte dies jedoch nicht der Fall sein, kannst du eine größere Portion verspeisen und in den darauffolgenden 2 bis 3 Stunden die physischen Reaktionen beobachten.
  4. Wenn keine Symptome auftreten, kannst du eine normale Portion dieses Lebensmittels verspeisen. Danach verzichtest du daruaf jedoch 5 bis 6 Tage lang, um anschließend ein neues Lebensmittel zu testen.
  5. Wiederhole dann dasselbe Protokoll.

Lebensmittel die im Autoimmunprotokoll erlaubt oder verboten sind

Damit die AIP-Diät die gewünschten Ergebnisse erzielt, musst du dich an die Empfehlungen halten und auf bestimmte Lebensmittel verzichten und andere in deinen Ernährungsplan einbauen. Vergiss nicht, dass es sich um eine sehr restriktive Diät handelt und es deshalb am besten ist, dass du dich von einem Ernährungsexperten beraten lässt, um Mangelerscheinungen zu vermeiden.

Erlaubte Lebensmittel

  • Verschiedenste Gemüsesorten, außer Nachtschattengewächse und Algen
  • Fisch und Meeresfrüchte guter Qualität, denn sie liefern viel Omega 3
  • Frisches Obst in bescheidenen Portionen
  • Fermentierte Lebensmittel und Probiotika (Kombucha, Kimchi, Sauerkraut, Kokoskefir und Eingelegtes)
  • Mageres Fleisch und Rinderleber
  • Olivenöl, Kokosöl und Avocadoöl
  • Kräuter und Gewürze, die nicht aus Samen hergestellt werden
  • Natürliche Süßstoffe, wie Honig, in bescheindenen Mengen
  • Knochenbrühe
  • Grüner und schwarzer Tee

Verbotene Lebensmittel

  • Nachtschattengewächse, wie Tomaten, Kartoffeln, Paprika und Auberginen
  • Getreide (Reis, Weizen, Hafer, Gerste, Roggen und damit hergestellte Produkte)
  • Hülsenfrüchte
  • Milchprodukte
  • Pflanzenöle (außer die zuvor erwähnten)
  • Kaffee
  • Eier
  • Trockenfrüchte und Samen
  • Alkohol
  • Zusatzstoffe wie weißer Zucker oder Transfette

Funktioniert das Autoimmunprotokoll tatsächlich?

Die wissenschaftlichen Beweise über die Effizienz der AIP-Diät sind derzeit noch sehr begrenzt. Doch es gibt Studien, die bei Menschen mit Autoimmunkrankheiten auf eine mögliche Reduzierung von Entzündungsprozessen und klinischen Symptomen hinweisen. Wir gehen anschließend näher auf dieses Thema ein.

Unterstützende Behandlung bei durchlässigem Darm

Patienten mit Autoimmunkrankheiten leiden meist an einem durchlässigen Darm (Leaky Gut Syndrom). Aus Forschungen geht hervor, dass es einen Zusammenhang zwischen Entzündungen und der Darmdurchlässigkeit gibt. Deshalb könnten die betroffenen Personen an Entzündungskrankheiten leiden.

In diesem Zusammenhang konnten Studien über die AIP-Diät nachweisen, dass diese Ernährungsform das Ausmaß der Entzündungen und der damit einhergehenden Symptome reduziert, da sie dazu beiträgt, die Darmwand zu heilen. Allerdings sind weitere Untersuchungen nötig.

Unterstützende Behandlung verschiedener Symptome, die durch Autoimmunkrankheiten verursacht werden

Als Ergänzung zu den bereits erwähnten Vorteilen kann erwähnt werden, dass das Autoimmunprotokoll positive Auswirkungen auf Symptome verschiedener Autoimmunkranheiten gezeigt hat, zum Beispiel bei Krankheiten wie Reizdarmsyndrom und Hashimoto-Tyroiditis. Wissenschaftler konnten eine Reduzierung der Entzündungen um bis zu 29 bis 68 Prozent feststellen.

Autoimmunprotokoll bei Autoimmunkrankheiten
Die AIP-Diät hat sich bei Schilddrüsenstörungen wie der Hashimoto-Tyroiditis als sehr effizient erwiesen.

Welche Nachteile sind beim Autoimmunprotokoll zu erwarten?

Der wichtigste Nachteil der AIP-Diät ist, dass es sich um ein sehr restriktives Ernährungsmodell handelt, ganz besonders in der ersten Phase. Dies macht es nicht nur schwierig, sie in die Praxis umzusetzen. Es kann durchaus Menschen geben, für die diese Diät gar nicht geeignet ist.

Andererseits können Patienten während dieser Diät Nervosität oder soziale Isolierung experimentieren, was auf die strikten Einschränkungen zurückzuführen ist. Wenn diese Ernährungsform nicht richtig geplant und umgesetzt wid, könnten außerdem Nährstoffdefizite die Folge sein.

Des Weiteren gibt es keine absolute Garantie dafür, dass sich die Entzündungsprozesse tatsächlich reduzieren und die Symptome der Autoimmunkrankheiten abnehmen. Trotzdem erreichen viele damit positive Effekte.

Lasse dir von einem Ernährungsberater helfen

Die Umsetzung der AIP-Diät scheint einfach zu sein, wenn man dabei verschiedene Regeln beachtet. Allerdings muss man bei diesem Protokoll sehr vorsichtig sein, da auch wichtige Lebensmittel ausgeschlossen oder der Konsum eingeschränkt wird.

Aus diesen Gründen lässt du dir am besten von einem Ernährungsberater oder Arzt helfen, der speziell auf deine Bedürfnisse eingehen und dich über alle Details dieser Ernährungsform informieren kann. Ein Experte kann auch klären, ob das Autoimmunprotokoll überhaupt für dich in Frage kommt und wie die Planung aussehen sollte, um unerwünschte Nebeneffekte zu vermeiden. 


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