Candida auris: Alles, was du wissen solltest

Candida auris ist eine Pilzart, die die medizinische Fachwelt in Atem hält. Denn Infektionen durch diesen Mikroorganismus sind in verschiedenen Teilen der Welt aufgetreten. Die Besonderheit dabei ist, dass diese Pilzart gegen die üblichen Behandlungen resistent ist. Hier erfährst du alles Wissenswerte dazu.
Candida auris: Alles, was du wissen solltest
Leonardo Biolatto

Geschrieben und geprüft von dem Facharzt Leonardo Biolatto.

Letzte Aktualisierung: 27. Mai 2022

Candida auris ist die Bezeichnung für einen Pilz aus der Familie der Candida-Arten. In der wissenschaftlichen Fachwelt hat diese Art gewisse Aufmerksamkeit erregt, da sie die Fähigkeit hat, Resistenzen gegen Antimykotika zu entwickeln. Diese setzt man in der klinischen Praxis häufig zur Behandlung ein.

Erkrankungen, die diesem Pilz geschuldet sind, wurden bisher fast immer mit Krankenhauseinrichtungen oder Alten- und Pflegeheimen in Verbindung gebracht. Darüber hinaus traten Fälle von erheblicher Schwere auf. Bis hin zur Entstehung einer Sepsis. Das heißt also, dass die Infektion in die Blutbahn des Patienten geraten ist.

Erstmals identifizierte man den Mikroorganismus Candida auris im Jahr 2009. Der Zusatz auris rührt daher, dass man ihn im Gehörgang eines Patienten aus Südkorea isoliert hat. Auris ist das lateinische Wort für “Ohr”. In den Jahren 2016 und 2017 erregten dann Ausbrüche von Candida auris innerhalb von Krankenhäusern starke Aufmerksamkeit.

Die schwersten Ausbrüche registrierte man auf Intensivstationen. Dies führte zu extremen Vorsichtsmaßnahmen durch das Gesundheitspersonal. Mit diesen wollten sie die Ausbreitung der Krankheit eindämmen. Doch das zweite Problem war die Resistenz des Pilzes.

Man nimmt an, dass die Resistenz dieser Mikroorganismen gegen Medikamente stärker ausgeprägt ist, da sie in einer Krankenhausumgebung leben. Proben von Krankenhausböden, Klinikzimmermöbeln und sogar Klinik-Computern sind positiv auf Candida auris getestet worden.

Weltweite Fälle von Candida auris

Wie erwähnt, bestätigte sich der erste Fall von Candida auris im Jahr 2009. Im Anschluss daran erkannten die Forscher, dass auch schon frühere, nicht identifizierte Infektionen möglicherweise auf diesen Erreger zurückzuführen waren. Dies vermutet man vor allem bei einem Fall aus dem Jahr 2008. Dieser betraf ebenfalls eine Person aus Südkorea.

Seitdem wurden mit fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen weitere Fälle in Indien, Südafrika, Venezuela, dem Vereinigten Königreich, Israel und den USA katalogisiert. Die beiden letztgenannten Länder sowie Spanien und Kolumbien registrierten auch 2016 Fälle. In diesem Jahr kam es dort zu verschiedenen Ausbrüchen.

In Bezug auf Erkrankungen bei Krankenhauspatienten gibt es zwei signifikante Vorkommnisse. Einerseits im Jahr 2015 in der Klinik Royal Brompton Hospital in London. Zum anderen 2016 im Krankenhaus La Fe in Valencia. Bei jedem dieser Ausbrüche waren eine beträchtliche Anzahl von Krankenhauspatienten betroffen.

Candida auris und Candida candidiasis

Risikofaktoren

Nicht jeder, der Candida auris ausgesetzt ist, wird auch automatisch die Infektion bekommen oder gar schwere Symptome haben. Tatsächlich ist bekannt, dass es auch vorkommt, dass Menschen den Pilz in ihrem Körper tragen ohne je Symptome zu entwickeln. Diesen Umstand bezeichnet man als Kolonisierung. Obwohl dies für die betroffenen Personen nicht unbedingt problematisch ist, stellen sie dennoch potenzielle Überträger für andere dar.

Den größten Risikofaktor für eine Infektion stellt ein Krankenhausaufenthalt dar. Außerdem besteht auch ein erhöhtes Risiko für diejenigen Patienten, die beispielsweise einen Katheter oder eine Sonde benötigen. Weitere Risikofaktoren sind:

  • Wenn Personen in einem Alten- oder Pflegeheim untergebracht sind
  • Einnahme von antimykotischen Medikamenten
  • Wiederholte Krankenhausbesuche, entweder wegen eigener Gesundheitsprobleme oder als Besucher eines Patienten im Krankenhaus.

Candida auris: Resistenz gegen Medikamente

Eine bereits oben erwähnte Auffälligkeit von Candida auris ist seine Fähigkeit, eine Resistenz gegen antimykotische Medikamente zu entwickeln. Dieser Umstand bereitet vor allem Epidemiologen und Wissenschaftlern im Bereich der Infektiologie Sorgen. Bei Ausbrüchen in Krankenhäusern läuten alle Alarmglocken. Denn im Grunde weiß man nicht, wie schwierig es sein wird, den sich ausbreitenden Pilz auszurotten.

Fast alle Candida-Stämme reagieren empfindlich auf den Arzneistoff Fluconazol. Es kommt häufig vor, dass beispielsweise Infektionen mit Candida albicans mit diesem Medikament behandelt werden. Doch im Fall von Candida auris kam es zu einer sofortigen Resistenz gegen Fluconazol.

Außerdem gibt es auch Berichte über Resistenzen gegen andere Antimykotika. Darunter Amphotericin B und Voriconazol. Wissenschaftlichen Erhebungen zufolge sind etwa 90 % der bekannten Candida auris-Stämme gegen eine Art von Antimykotika resistent. Ein Drittel davon ist gegen mehr als zwei verschiedene Medikamente resistent.

Im Labor

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Behandlung

Bislang hat sich vor allem eine spezielle Gruppe von Antimykotika als relativ wirksam bei der Abtötung von Candida auris erwiesen. Diese Medikamente sind die sogenannten Echinocandine und die bekanntesten darunter sind folgende drei: Anidulafungin, Caspofungin und Micafungin.

Allerdings sind diese Medikamente nicht immer verfügbar. Außerdem gab es noch dazu Stämme, die gegen sie resistent waren. Wenn es zu solch einer Situation kommt, ist dem offiziellen Protokoll zufolge folgendermaßen vorzugehen: Man verwendet bei den betroffenen Patienten eine Mischung von Antimykotika in höheren Dosen als üblich.

Man muss auch bedenken, dass bestimmte Patienten bereits vor der Infektion mit dem Pilz an einer Krankheit litten, die einen Krankenhausaufenthalt erforderlich machte. Daher ist ihr Immunsystem bereits geschwächt. Der Organismus hat gleichzeitig noch mit anderen Krankheiten zu tun. Also müssen die behandelnden Ärzte jeweils für den vorliegenden Fall die beste Behandlungsmethode festlegen.

Durch dieses ernsthafte Problem bei der Behandlung von Candida auris sollte man sich also auch Folgenden in Erinnerung rufen: Man sollte bei der Einnahme und Anwendung von Medikamenten stets Vorsicht und Umsicht walten lassen. Sowohl Patienten als auch Ärzte müssen sich an die Verschreibungsrichtlinien halten. Denn so kann man die Entstehung von mikrobiellen Resistenzen vermeiden.


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