Brennnessel: Heilpflanze und Gemüse
Die Brennnessel wächst fast überall und wird gerne mit Unkrautvernichtungsmitteln bekämpft.
Falls du einen Garten hast, solltest du dies in Zukunft lassen und die Brennnessel für dich nutzen, zum Beispiel als leckeres Gemüse oder als würzige Salatzutat.
Warum die Brennnessel kein Unkraut ist
Die Brennnessel wird allgemein als lästiges Unkraut angesehen.
Sie hinterlässt bei Kontakt juckende und brennende Pusteln auf der Haut und ist besonders lästig, wenn man mit kurzen Hosen durch die Natur streift.
Dennoch ist die Brennnessel eine sehr nützliche Pflanze, die gerne in Küche, Naturheilkunde und im Garten eingesetzt wird!
Wir möchten dich heute einladen, das grüne Kraut in Zukunft mit anderen Augen zu betrachten und sogar zu ernten, um damit für dich Nutzen zu gewinnen.
Du kannst aus Brennnesseln nicht nur leckere Gerichte zaubern, gesunden Tee aufbrühen oder Speisen würzen, sondern auch für deinen Garten eine nützliche Jauche herstellen.
Brennnessel: weltweit verbreitet
Die Brennnessel kommt überall auf der Erde vor – nur nicht auf der Antarktis.
Auf jedem Kontinent kommt sie vor und zeigt an, wo der Boden besonders stickstoffreich ist.
Man zählt sie daher auch zu den „Zeiger-Pflanzen“, an denen man Rückschlüsse auf die Bodenverhältnisse schließen kann.
Die Gattung der Brennnessel umfasst etwa 45 verschiedene Arten und sie wird weltweit vielseitig genutzt.
Es ist zum Beispiel möglich, aus ihren Fasern, wie aus Flachs, auch eine Art „Leinen“ zu gewinnen!
In den Blättern ist ein Stoff enthalten, der sogar Bakterien in ihrem Wachstum hemmt. Früher wurde daher in frische Milch eine Handvoll Brennnesselblätter gegeben, um sie haltbarer zu machen!
Auch manche Lebensmittel wie Frischfleisch oder Fisch wurden früher in den Blättern eingewickelt aufbewahrt.
Nährstoffreich und gesund!
Brennnesseln enthalten mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte und sind zudem reich an Mineralien wie Eisen, Kalium und Magnesium.
Das Kalium und der reiche Gehalt an Flavonoiden sorgen für die entwässernde Wirkung der Blätter.
Überraschenderweise ist das „Unkraut“ auch eiweißreich, sodass die grünen Blätter durchaus Mehrwert haben und es sich lohnt, sie in der Küche auszuprobieren!
Auch die Samen sind essbar und werden geröstet geknabbert.
Die Brennnessel als Gemüse
Die jungen Blätter im Frühjahr oder die oberen Blatttriebe im Sommer können als schmackhaftes Gemüse gegessen werden.
Achte darauf, die Blätter fern von Straßen zu sammeln, um an unbelastetes Blattgemüse zu kommen!
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Brennnesselblätter kannst du wie Spinat zubereiten, aber auch Salate damit verfeinern oder Smoothies aufpeppen.
Brennnesseln finden sich auch zur Verfeinerung in Saucen, Hartkäse und Milchprodukten wieder, je nach Region.
Wenn du Brennnessel in der Küche verwenden möchtest, kannst du verhindern, dass sie dich „sticht“, indem du die Blätter mit einem Nudelholz rollst oder in einem Gefrierbeutel kräftig drückst. Dann kannst du die Blätter mit bloßen Fingern weiterverarbeiten.
Zubereitung als Tee
Zum Entwässern oder Verhindern von Wassereinlagerungen gibt es hervorragende Kräutertees.
Brennnesseltee wirkt entwässernd und hilft, Wassereinlagerungen vorzubeugen. Abgerundet mit etwas Zitronenschalenabrieb schmeckt der Tee sogar fast spritzig!
Es gibt in der Apotheke oder im Reformhaus die Blätter in getrockneter Form zu kaufen.
Da die Brennnessel aber fast überall wächst, kann man sie auch selber ernten und über Kopf hängend zu Hause trocknen. Je stärker der Tee, desto intensiver die Wirkung!
Volksglaube Rheumamittel
Der Volksglaube besagt, dass Brennnesseln gegen Gicht und Rheuma helfen sollen.
Wissenschaftlich belegt ist, dass die Pflanze Wirkstoffe enthält, die entzündungshemmend und antibakteriell wirken. Dazu reicht es allerdings nicht, mit kurzen Hosen durch die Brennnesseln zu laufen.
Um diese wirksamen Bestandteile der Brennnessel nutzen zu können, muss man hoch konzentrierte Extrakte in Tablettenform einnehmen – deren Wirkung auf entzündliche Gelenkerkrankungen jedoch noch nicht wissenschaftlich belegt ist.
Aber manchmal macht ja bekanntlich allein der Glaube gesund…
Brennnesseljauche als Naturdünger
Es stinkt, aber hilft: Brennnesseljauche ist ein bewährtes Mittel im ökologischen Garten, um Pflanzen zu düngen und Pflanzenschädlinge wie zum Beispiel Blattläuse zu vertreiben.
Wegen des Geruchs bitte nicht auf dem Balkon ansetzen, sondern nur im (Schreber-)Garten, weit entfernt von Nachbars Fenstern!
Die Pflanzen werden mit Wasser zum Gären gebracht und nach fertig abgelaufenem Gärprozess als Dünge- oder Spritzmittel genutzt.
Durch die Gärung werden alle in den Pflanzen vorhandenen Wirkstoffe erst freigesetzt. Die Jauche ist fertig, wenn die Flüssigkeit nicht mehr stinkt und sich kein Schaum mehr bildet.
Traditionell wird Brennnesseljauche für stark zehrende Gemüsepflanzen wie zum Beispiel Tomaten als Flüssigdünger verwendet.
Man kann sie verdünnt oder unverdünnt statt oder mit dem Gießwasser verwenden. Als Spritzmittel gegen Schädlinge nur bei bedecktem Himmel oder abends anwenden, da sonst die Blätter verbrennen können!
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- Di Lorenzo, C., Dell’agli, M., Badea, M., Dima, L., Colombo, E., Sangiovanni, E., … Bosisio, E. (2013). Plant Food Supplements with Anti-Inflammatory Properties: A Systematic Review (II). Critical Reviews in Food Science and Nutrition. https://doi.org/10.1080/10408398.2012.691916
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