Bitterer Geschmack im Mund: Mögliche Ursachen für Dysgeusie
Ein bitterer Geschmack im Mund kann die Geschmackswahrnehmung von Lebensmitteln beeinflussen, ist jedoch in den meisten Fällen harmlos. Im Fachjargon spricht man bei einer Schmeckstörung von Dysgeusie. Häufig kommt es durch die Einnahme bestimmter Arzneimittel zu Bitterkeit und Trockenheit im Mund. Auch Nahrungsergänzungsmittel mit Zink, Eisen oder Kupfer könnten für den bitteren Geschmack verantwortlich sein.
Wenn diese Erfahrung chronisch ist, solltest du dich unbedingt fachärztlich untersuchen lassen, denn der bittere Geschmack im Mund könnte auch auf gesundheitliche Probleme hinweisen. Erfahre anschließend Interessantes über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Dysgeusie.
Was ist Dysgeusie?
Der Geschmackssinn ist sehr komplex: Wir haben im Mund etwa 10.000 Geschmacksknospen, wobei jede rund 100 bis 150 Geschmacksrezeptoren enthält. Die chemischen Reize, die den Geschmack erzeugen, werden über den Gesichts-, den Kehlkopf- und den Vagusnerv übertragen. Geschmack entsteht zum Teil aus dem Zusammenspiel von Geschmacksknospen und Geruchssinn.
Geschmacksstörungen verzerren die Wahrnehmung, was unangenehm sein kann, wie auch Studien aufzeigen. Häufig führt eine Dysgeusie zu einem bitteren Geschmack im Mund, der oft unterschätzt wird. Die Forschung hat gezeigt, dass Geschmacksstörungen zu mangelnder Freude am Essen, Abneigung gegen Lebensmittel und Mangelernährung führen können. Folglich kann es zu einer verminderten Lebensqualität und Muskelschwund kommen.
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Symptome der Dysgeusie
Der bittere Geschmack im Mund kann vereinzelt oder in Verbindung mit anderen Symptomen auftreten. Es ist wichtig, diese Anzeichen zu erkennen, da sie die medizinische Diagnose erleichtern. Einige der Symptome, die mit Dysgeusie einhergehen können, sind:
- Brennendes Gefühl in der Brust nach dem Essen, wie bei Gastritis
- Probleme oder Schwierigkeiten beim Schlucken, wie bei einer Mandel- oder Rachenentzündung
- Mundtrockenheit oder Xerostomie durch verminderte Speichelproduktion (Auslöser oder Symptom von Dysgeusie)
- Zahnfleischbluten und geschwollenes Zahnfleisch (Parodontalerkrankung)
- Schlechter Atem oder Halitosis als Ursprung oder Ursache für den bitteren Geschmack im Mund
- Appetitlosigkeit durch die Geschmacksverzerrung
- Verminderung oder Verlust des Geruchssinns
7 mögliche Ursachen für einen bitteren Geschmack im Mund
Geschmacksstörungen können laut Studien lokale, systemische oder beide Ursachen haben. Dysgeusie wird mit einigen Krankheiten, der Einnahme von Medikamenten, Lebensmitteln, Gewohnheiten und dem Lebensstil in Verbindung gebracht.
1. Infektionen
Verschiedene Infektionskrankheiten können ein bitteres Gefühl im Mund hervorrufen. Jüngste Studien zeigen, dass Dysgeusie eine frühes Symptom von COVID-19 sein kann. Das Virus greift die Nervenbahnen an und schädigt die Geschmacks- und Geruchsknospen.
Auch bei anderen Infektionskrankheiten wie Grippe, Mandelentzündung und Nasennebenhöhlenentzündung gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang mit Geschmacksveränderungen.
2. Gastroösophageale Refluxkrankheit
Wenn der obere Schließmuskel des Magens nicht richtig funktioniert, kann Säure in die Speiseröhre gelangen. Studien zufolge verursacht dies nicht nur Reizungen, sondern auch ein brennendes Gefühl im Hals, in der Brust und im Magen, einen bitteren Geschmack im Mund und Sodbrennen.
3. Orale Kandidose
Diese Pilzinfektion durch Candida albicans tritt häufig bei Menschen mit Immundefizienz auf. Sie verursacht weißliche Läsionen auf der Zunge, im Mundraum und im Rachen. Die Forschung bestätigt, dass einige Patienten bei pseudomembranöser Kandidose unter Dysgeusie leiden.
4. Neurologische Störungen
Die Schädigung der Nervenbahnen, die an der Signalweiterleitung beteiligt sind, können ebenfalls zu Geschmacksveränderungen führen. Studien weisen darauf hin, dass Patienten mit Hirntumoren, Bellscher Lähmung, Kopftrauma, Gehirnoperationen, Schlaganfällen und Epilepsie davon betroffen sein können.
5. Das Sjögren-Syndrom
Diese Autoimmunerkrankung führt zu Mund- und Augentrockenheit. Einige Untersuchungen zeigen auf, dass die verminderte Speichelproduktion unter anderem zu Geschmacksveränderung führen kann.
6. Medikamente
Forscher weisen darauf hin, dass eine Vielzahl von Medikamenten Dysgeusie verursachen kann. Das liegt zum einen an ihrem bitteren oder metallischen Geschmack und zum anderen an der Tatsache, dass die Wirkstoffe in Kontakt mit dem Speichel zu Bitterkeit führen. Dies kann unter anderem bei folgenden Arzneimitteln der Fall sein:
- Antibiotika: Tetracyclin, Ampicillin und Metronidazol
- Medikamente gegen Herzinsuffizienz und Bluthochdruck: Antiarrhythmika, wie Captopril und Lisinopril. Gleiches gilt für Statine und Diuretika.
- Medikamente auf Lithiumbasis (zur Behandlung von bipolaren Störungen)
- Psychopharmaka: Antipsychotika, Antidepressiva und Anxiolytika
- Medikamente gegen neurologische Störungen (z. B. zur Behandlung von Parkinson, Alzheimer oder Migräne)
- Bronchodilatatoren (zur Behandlung von Asthma und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung)
- Nichtsteroidale Antirheumatika wie Ibuprofen (zur Schmerzlinderung)
- Orale Hypoglykämiemittel: Phenformin und Glipizid
Auch Chemo- und Strahlentherapien werden mit der Wahrnehmung von unangenehmen Geschmäckern in Verbindung gebracht. Eine Studie aus dem Jahr 2017 untersuchte insgesamt 239 Krebs-Patienten und stellte fest, dass 64 % während und nach der Chemotherapie Dysgeusie entwickelten.
7. Andere Ursachen
Studien zufolge zählt auch Zinkmangel zu den häufigsten Ursachen für Geschmacksstörungen. Die Ursachen können ernährungsbedingt sein, Zinkmangel kann jedoch auch durch eine Malabsorption (bei Zöliakie, Morbus Crohn, Diabetes oder Pankreatitis) entstehen. In diesem Fall kann ein Zinkpräparat helfen.
Sowohl in der Schwangerschaft als auch in den Wechseljahren können Frauen aufgrund der hormonellen Veränderungen ein bitteres Geschmacksempfinden im Mund verspüren. Östrogen kann die Funktion der Geschmacksknospen verändern.
Zahnprobleme aufgrund von schlechter Mundhygiene, Karies oder Zahnfleischentzündung können ebenfalls Dysgeusie verursachen. Des Weiteren können Stress und übermäßige Belastung eine Rolle spielen.
Behandlung von Dysgeusie
Der bittere Geschmack im Mund verschwindet oft von selbst. Ist er jedoch über einen längeren Zeitraum vorhanden, müssen die Ursachen ermittelt und behandelt werden. Sind Medikamente dafür verantwortlich, können diese abgesetzt oder durch andere Arzneimittel ersetzt werden. Manchmal ist es auch ausreichend, den Zeitpunkt der Einnahme zu verändern. Bei Zahnproblemen oder mangelnder Zahnhygiene empfiehlt der Zahnarzt oder die Zahnärztin entsprechende Maßnahmen.
Zusätzliche Empfehlungen
Wenn du einen bitteren Geschmack im Mund hast, solltest du ausreichend Flüssigkeit aufnehmen. Zwischendurch kannst du zuckerfreien Kaugummi verwenden, um die Speichelproduktion anzuregen. Achte außerdem auf deine Zahnhygiene. Zahnseide und Mundspülung nicht vergessen!
Zusätzlich solltest du auf den übermäßigen Konsum von Alkohol, Koffein und scharfen oder fettigen Speisen verzichten. Vor allem ist es wichtig, mit dem Rauchen aufzuhören, da Tabakteer die Geschmacksknospen verstopft und ihre Funktion verändert.
Bei der richtigen Behandlung normalisiert sich der Geschmack im Mund normalerweise. Im Normalfall handelt es sich um ein harmloses, vorübergehendes Phänomen. Leidest du länger daran, lasse dich unbedingt fachärztlich untersuchen, um die Ursachen herauszufinden.
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