Wissenswertes über die primäre Ovarialinsuffizienz

Die primäre Ovarialinsuffizienz kann sich negativ auf den Kinderwunsch auswirken, doch dies muss nicht immer der Fall sein. Betroffene Frauen sollten nicht nur ein gesundes Leben führen, sondern sich ärztlich betreuen und beraten lassen. 
Wissenswertes über die primäre Ovarialinsuffizienz

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

In manchen Fällen kommt es bereits vor dem 40. Lebensjahr zu einer Funktionsstörung in den Eierstöcken. In diesem Fall spricht man von einer primären Ovarialinsuffizienz, die auch durch eine Fehlbildung entstehen kann. In extremen Fällen kann diese Störung bereits in der Adoleszenz auftreten.

Normalerweise reduziert sich die Fruchtbarkeit bei Frauen ab dem 40. Lebensalter. In diesem Lebensabschnitt machen sich meist die ersten Anzeichen der Menopause bemerkbar: unregelmäßige Menstruation, Hitzewallungen und ähnliche Beschwerden. Bei einer vorzeitigen Ovarialinsuffizienz kommt es dazu jedoch bereits in jungem Alter.

Die primäre Ovarialinsuffizienz kann allerdings mit einer frühzeitigen Menopause verwechselt werden, doch wir sprechen von zwei verschiedenen Dingen. Bei einer frühzeitigen Menopause wird bereits vor dem Alter von 40 Jahren die Hormonproduktion eingestellt und die Menstruation setzt aus. Es gibt in diesem Fall keine Möglichkeit mehr, schwanger zu werden.

Bei einer primären Ovarialinsuffizienz setzt die Menstruation jedoch nicht komplett aus. Die Perioden sind jedoch in der Regel unregelmäßig  und deshalb ist die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden zwar vorhanden, jedoch oft kompliziert. Die genauen Auslöser für diese Störung sind wissenschaftlich noch nicht ausreichend erforscht.

Ursachen für eine primäre Ovarialinsuffizienz

Ursachen für eine primäre Ovarialinsuffizienz

Schätzungsweise ist es in rund 90 Prozent der Fälle nicht möglich, genaue Ursachen für diese Störung festzustellen. Man weiß jedoch, dass die Ovarialinsuffizienz mit Problemen der Follikel zusammenhängt.

Ovarialfollikel sind eine Einheit aus Eizellen, epithalen Granulosazellen und den umliegenden Bindegewebsräumen. In manchen Fällen sind gar keine Follikel vorhanden oder der Follikelvorrat in den Eierstöcken wird frühzeitig aufgebraucht. Deshalb kann keine Eizellreifung beziehungsweise Hormonproduktion erfolgen.

Wenn diese Störung bereits vor dem 40. Lebensjahr auftritt, kommt es zu einer primären Ovarialinsuffizienz. In manchen Fällen kann ein Zusammenhang mit folgenden Beschwerden bestehen:

  • Geringer Follikelvorrat
  • Autoimmunkrankheit
  • Genetische Krankheit
  • Metabolische Störung
  • Strahlen- oder Chemotherapie
  • Ansammlung von Schadstoffen durch Rauchen, Pestizidexposition oder chemische Produkte

Man weiß auch, dass bestimmte Faktoren die Wahrscheinlichkeit einer primären Ovarialinsuffizienz erhöhen. Dazu gehören beispielsweise folgende:

  • Vorfälle innerhalb der Familie: Frauen, in deren Familie diese Störung auftritt, sind dafür anfälliger.
  • Genetische Krankheiten: Die primäre Ovarialinsuffizienz kommt bei bestimmten genetischen Krankheiten, wie Turner-Syndrom oder Fragiles-X-Syndrom, häufiger vor. 
  • Andere Krankheiten, wie Autoimmunkrankheiten oder virale Infektionen
  • Krebsbehandlungen
  • Alter: Frauen zwischen 35 und 40 Jahren leiden häufiger daran, auch wenn diese Störung in jedem Alter auftreten kann.

Symptome und Diagnose

primäre Ovarialinsuffizienz

Die Symptome der primären Ovarialinsuffizienz sind ähnlich wie die der Menopause. Dazu gehören folgende Beschwerden:

  • Unregelmäßige Menstruation: Dazu kann es nach einer Schwangerschaft kommen, nach der Absetzung hormoneller Verhütungsmittel oder auch spontan über einen Zeitraum von mehreren Jahren.
  • Hitzewallungen
  • Nächtliches Schwitzen
  • Probleme, schwanger zu werden
  • Scheidentrockenheit
  • Reduzierte Libido
  • Stimmungsschwankungen, Konzentrationsstörungen und Reizbarkeit

In machen Fällen führt diese Störung auch zu Komplikationen, wie Unfruchtbarkeit, Osteoporose, Herzkrankheiten, Depression oder Nervosität. In extremen Fällen kann es auch zu Demenz kommen. Die Diagnose erfolgt durch ärztliche Befragung und die Untersuchung des Beckens.

Meist wird ein Schwangerschaftstest, die Analyse des follikelstimulierenden Hormons (FSH), eine Untersuchung des Estradiolspiegels, des Prolaktinspiegels, des Karyotyps und des Gens FMR1 durchgeführt.

Primäre Ovarialinsuffizienz: Behandlung

Meist wird die Ovarialinsuffizienz mit dem Ausgleich des Östrogenspiegels behandelt. Häufig wird deshalb eine Hormontherapie mit Östrogen verschrieben. Normalerweise wird dieses Hormon mit Progesteron kombiniert, um die Gebärmutter zu schützen.

Mit dieser Therapie können die Monatsblutungen reguliert werden, doch die Eierstockfunktion wird damit nicht wiederhergestellt. Bei jungen Frauen ist diese Behandlung meist positiv, bei älteren Frauen können jedoch kardiovaskuläre Beschwerden auftreten. Der Arzt wird beurteilen, ob eine Hormonbehandlung im Einzelfall in Frage kommt.

Eine weitere häufig eingesetzte Maßnahme ist die Nahrungsergänzung mit Calcium und Vitamin D, um Osteoporose vorzubeugen. Zu den häufigsten Problemen zählt eine frühe Unfruchtbarkeit der Frau. Je nach Fall wird dann eine In-vitro-Fertilisation empfohlen.

Frauen in dieser Situation benötigen Unterstützung und VerständnisEs ist für sie wichtig, sich auf ihren Partner stützen zu können, um das emotionale Gleichgewicht zu wahren. Auch psychologische Hilfe ist oft vorteilhaft, um diese Diagnose und die Konsequenzen besser zu bewältigen.


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