Was passiert bei extremem Unterwasserdruck mit dem Körper?

Anlässlich der Tragödie des Tauchboots Titan analysieren wir die Frage: Wie wirkt sich extremer Unterwasserdruck auf den Körper aus?
Was passiert bei extremem Unterwasserdruck mit dem Körper?
Leonardo Biolatto

Geschrieben und geprüft von dem Facharzt Leonardo Biolatto.

Letzte Aktualisierung: 28. Juni 2023

Das tragische Unglück des Tauchboots Titan erinnert uns daran, wie mächtig die Naturkräfte in den Tiefen des Meeres wirken. Der extreme Druck in 3.800 Metern Tiefe führte durch den Kollaps der Druckkammer zu einer Implosion in der Nähe des Titanic-Wracks – eine tödliche Katastrophe für die fünf Insassen des Tauchboots. Anlässlich dieses Ereignisses gehen wir heute folgender Frage nach: Wie wirkt sich extremer Unterwasserdruck auf den Körper aus?

Wie wirkt der Unterwasserdruck auf den Körper?

Taucher kennen die Gefahren des Unterwasserdrucks: In einer Tiefe von ungefähr 2 Metern ist der Druck bereits um 20 Prozent höher als an der Wasseroberfläche, deshalb ist in dieser Tiefe beim Tauchen bereits ein Druckausgleich nötig, um die Schädigung des Trommelfells zu verhindern.

In einer Tiefe von fünf Metern wird das Trommelfell zusammengedrückt, was Schmerzen und Unbehagen verursacht. Das Valsalva-Manöver ermöglicht jedoch ein forciertes Ausatmen gegen die verschlossene Mund- und Nasenöffnung und damit den Ausgleich des Mittelohrdrucks. Alle zehn Meter steigt der Druck jedoch um eine Atmosphäre. Die Grenze für Sporttaucher liegt deshalb bei 40 bis 50 Metern.

Eine wissenschaftliche Veröffentlichung beschreibt die verschiedenen Gesundheitsrisiken, die das Sporttauchen insbesondere für das Gehör birgt. Höchste Sicherheitsstandards sind deshalb für Taucher entscheidend.

Beim Sporttauchen werden Pressluftflaschen verwendet, um eine kontinuierliche Sauerstoffversorgung zu gewährleisten.

Grenzen des menschlichen Tieftauchens

Ab einer Tiefe von 30 Metern kann es durch den Überdruck beim Tauchen zu einem Tiefenrausch kommen. Dieser Zustand, der auch als Stickstoff- oder Inertgasnarkose bezeichnet wird, führt unter anderem zu folgenden Symptomen:

  • Glücksgefühle (Euphorie)
  • Benommenheit
  • Kopfschmerzen
  • Angstzustände
  • Halluzinationen
  • Orientierungslosigkeit
  • Bewusstlosigkeit

Ab einer Tiefe von 60 Metern droht mit normaler Druckluft und ohne spezielle Vorbereitungen Todesgefahr. Der Partialdruck des Sauerstoffs überschreitet nämlich die Grenze von 1,5 bis 1,7 bar, die Folge ist eine Sauerstofftoxikose – die Sauerstoffkonzentration in der Atemluft ist zu hoch.

Tiefentaucher mit Spezialausrüstung können jedoch bis in eine Tiefe von 100 Metern abtauchen. Dies erfordert jedoch eine entsprechende Ausbildung und Vorbereitung. Die Luft aus der Pressluftflasche muss immer den gleichen Druck wie das Umgebungswasser aufweisen, damit der Lungenhohlraum nicht zusammengequetscht wird. Aufgrund des drohenden Tiefenrausches sind diese Tauchgänge jedoch extrem gefährlich. Wenn ein Taucher seine Urteilsfähigkeit verliert, ist er in der Tiefe des Meeres verloren.

Tauchgänge in Tiefen über 50 Meter sind gefährlich und erfordern eine spezifische Ausbildung und Vorbereitung.

Tauchrekorde

Der Ägypter Ahmed Gabr hält derzeit den Weltrekord im Tiefseetauchen: Er schaffte es im Roten Meer auf eine Tiefe von 332 Meter und benutzte dafür spezielle Gase, um die Gefahr einer Sauerstoffvergiftung und Stickstoffnarkose zu minimieren.

Beim technischen Tauchen gehört der beeindruckendste Rekord einem Team der französischen Firma COMEX. Im Jahr 1988 reparierten sie eine Unterwasserleitung in 534 Metern Tiefe.

Den Weltrekord im Apnoetauchen hält der Österreicher Herbert Nitsch: Er tauchte ohne Pressluftflasche 253 Meter in die Tiefe!

Der Einsatz von modernen U-Botten ermöglicht es, tiefe Meeresgründe zu erkunden, denn sie sind in der Lage, einem enormen Unterwasserdruck standzuhalten. James Cameron hält den Rekord für den tiefsten menschlichen Tauchgang: Er tauchte 2012 im U-Boot Deepsea Challenger 10.908 Meter in die Tiefe. Cameron ist als Regisseur des Films Titanic einen weltweit bekannt. Das gescheiterte Tauchboot Titan sollte die Insassen zum Wrack der Titanic bringen.

James Cameron in einem Tauchboot, das enormen Unterwasserdruck ertragen muss
James Cameron bei seinem Abstieg mit der Deepsea Challenger. Credits: National Geographic.

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Die Katastrophe des Tauchboots Titan zeigt uns unsere Grenzen

Die Erforschung der Tiefsee ist mit erheblichen Herausforderungen und Risiken verbunden – trotz moderner Technologie ist der enorme Unterwasserdruck eine enorme Gefahr. Vermutlich verlief der Tod der fünf Insassen des Tauchboots Titan schmerzlos. Wenn der Außendruck größer als der Innendruck ist, bricht das U-Boot schlagartig zusammen. Diese Implosion zeigt uns jedoch unsere Grenzen auf.


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