Was ist sexuelle Verdrängung und welche Ursachen hat sie?

Sexualität ist Teil der menschlichen Natur. Wenn sie unterdrückt wird, kann das negative Folgen haben. Aber was sind die Ursachen für sexuelle Verdrängung oder Triebverzicht? Hier erfährst du mehr!
Was ist sexuelle Verdrängung und welche Ursachen hat sie?
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 12. November 2023

Fühlst du dich unbehaglich oder peinlich berührt, wenn du an Sex denkst, ihn benennst oder davon hörst? Der Mensch ist ein sexuelles Wesen, aber manche Menschen empfinden unangenehme Gefühle in Bezug auf diesen Teil ihrer Identität. Wenn das passiert, kann sexuelle Verdrängung oder Triebverzicht im Spiel sein.

Bestimmte soziale und kulturelle Faktoren können die Sexualität mit Mythen umgeben, bis sie zu einem Tabuthema wird. Sexuelles Erleben und Ausleben werden dann als inakzeptabel oder unerwünscht empfunden, und die Person beschließt, diese natürlichen Impulse zu verbergen. Was sind die Folgen? Was lässt sich dagegen unternehmen?

Die Ursachen für Triebverzicht oder sexuelle Verdrängung

Sexuelle Verdrängung ist die Unterdrückung des sexuellen Ausdrucks. Das bedeutet, dass sexuelle Gedanken, Empfindungen und Wünsche verdeckt, versteckt oder ignoriert werden, weil die Person sie als unangemessen und beschämend empfindet.

Was kann also dazu führen, dass eine Person diese natürlichen Impulse unterdrückt? Nun, es gibt viele Faktoren, die zu diesem Phänomen führen können. Einige der häufigsten Ursachen für Triebverzicht sind die folgenden:

  • Traditionelle Geschlechterrollen, die kulturell festlegen, dass Frauen sittsam sein müssen und dass sexuelle Impulse und Begehren Männersache sind.
  • Bestimmte religiöse Bewegungen, die Sexualität als sündige, schändliche und strafbare Angelegenheit betrachten.
  • Die Erziehung in der Familie. In manchen Familien gilt Sex als Tabuthema, und den Kindern werden einschränkende Informationen und Überzeugungen vermittelt.
  • Auch frühere Erfahrungen spielen eine Rolle. Die Erfahrung missbräuchlicher oder unbefriedigender sexueller Beziehungen kann zu sexueller Verdrängung und Triebverzicht führen.

Triebverzicht und die möglichen Folgen

sexuelle Verdrängung - Mann im Dunkeln mit gesenktem Kopf
Sexualität ist ein grundlegender Aspekt im Leben eines jeden Menschen. Die damit verbundenen Probleme können viele Folgen haben.

Sexuelle Verdrängung kann schwerwiegende Folgen für das Leben eines Menschen haben, da er einen grundlegenden Teil seiner selbst verleugnet. Oftmals gehen damit Schuldgefühle und Scham einher, welche zu emotionalem Unbehagen führen.

Der/die Betroffene fühlt sich mit seinen/ihren sexuellen Gedanken und Wünschen unwohl (obwohl diese ganz natürlich sind) und neigt dazu, sich selbst mental zu bestrafen oder zu versuchen, diese Tendenz zu ändern.

In der Folge können ein geringes Selbstwertgefühl, depressive Verstimmungen und Angstsymptome auftreten. Ferner werden die sozialen Beziehungen (insbesondere zu einem Partner) stark beeinträchtigt, da die sexuelle Sphäre nicht angemessen angesprochen oder genossen wird.

Darüber hinaus kann es zu Symptomen wie Muskelverspannungen, Schlaflosigkeit und verschiedenen sexuellen Störungen wie Dyspareunie (Schmerzen beim Sex) oder Anorgasmie kommen. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht nur der/die Betroffene selbst, sondern auch Dritte davon betroffen sind.

In manchen Fällen äußern sich diese unterdrückten Impulse zum Beispiel in Form von Missbrauch oder sexueller Aggression gegenüber anderen Menschen. Außerdem kann die Tendenz bestehen, diejenigen zu verurteilen, die eine freiere und lustvollere Sexualität ausleben.

Wann sollte man Hilfe suchen?

sexuelle Verdrängung- Paar in einer Therapiesitzung
Eine Therapie, entweder einzeln oder als Paar, ist unerlässlich, um die Probleme der sexuellen Verdrängung anzugehen.

Es ist nicht immer einfach, sexuelle Verdrängung zu erkennen und zu identifizieren. Wichtig ist es, diesen Begriff von Asexualität, mangelndem Interesse an Sex oder sexueller Unzufriedenheit abzugrenzen.

Das heißt, wenn eine Person aus freien Stücken beschließt, sich erst in einer festen Beziehung sexuell zu binden, ist das in Ordnung. Auch wenn man weniger Sex als gewünscht hat oder kein Interesse daran hat, bestimmte sexuelle Praktiken auszuprobieren, ist das ebenfalls keine sexuelle Verdrängung.

Allerdings sollte man sich Hilfe suchen, wenn Überzeugungen im Zusammenhang mit der Sexualität erhebliche Beschwerden verursachen oder das eigene Leben einschränken. Zum Beispiel, wenn Schuld- und Schamgefühle, Ablehnung des eigenen Körpers oder die Unfähigkeit, Sexualität allein oder in Gesellschaft zu genießen, auftreten.

Sexuelle Verdrängung: Wie kann man damit umgehen?

Um mit sexueller Verdrängung umzugehen, ist in der Regel professionelle Unterstützung notwendig. Ein Psychologe oder eine Psychologin, der/die auf Sexual- und Paartherapie spezialisiert ist, kann dir dabei helfen, die Faktoren herauszufinden, die die Entstehung und Aufrechterhaltung der Verdrängung beeinflussen.

Durch die Veränderung von Glaubenssätzen, die Arbeit am Selbstwertgefühl und der Beziehung zum eigenen Körper kann die Entwicklung einer freieren und befriedigenderen Sexualität erreicht werden.

Tipps und Empfehlungen

Obwohl eine psychologische Intervention die empfehlenswerteste Maßnahme ist, gibt es bestimmte Schritte, die du unternehmen kannst, um die Auswirkungen der negativen Folgen sexueller Verdrängung zu verringern. Zum Beispiel:

  • Informiere dich über Sexualität. Am besten lässt du dich von einer Fachkraft beraten, aber du kannst auch Bücher oder Artikel lesen, solange die Quelle zuverlässig ist. Das wird dir helfen, Tabus und irrationale Überzeugungen zu erkennen und zu beseitigen.
  • Arbeite an deinem Selbstwertgefühl. Fange an, dich selbst kennenzulernen, dir selbst zuzuhören und dich bedingungslos wertzuschätzen. Erforsche deine Wünsche, Bedürfnisse und Grenzen, um dein Selbstvertrauen zu stärken.
  • Verbessere deine Beziehung zu deinem Körper. Lerne die verschiedenen Teile deiner Anatomie kennen, betrachte dich nackt vor dem Spiegel und beginne, dich mit Liebe und Respekt zu betrachten und mit dir zu sprechen. Befreie Nacktheit von ihrer schamhaften Konnotation und lerne, sie als etwas Natürliches zu erkennen.
  • Erforsche deine Sexualität für dich selbst. Das wird dir helfen, dich selbstbewusster zu fühlen, wenn du dich auf Intimität mit einer anderen Person einlässt.

Sexuelle Verdrängung ist ein echtes Problem, das früh erkannt werden muss

Sexuelle Verdrängung hat ihren Ursprung meist schon sehr früh im Leben. Deshalb ist es wichtig, dass Minderjährige eine angemessene Sexualerziehung erhalten, die ihnen zeigt, dass Sexualität ein Teil der menschlichen Identität ist und dass sie natürlich ist und es wert ist, in Freiheit genossen zu werden.

Wenn du als Erwachsener das Gefühl hast, dass sexuelle Verdrängung dein Wohlbefinden beeinflusst und einschränkt, solltest du dir Hilfe suchen, um das Problem anzugehen.


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