Was ist kognitive Umstrukturierung?

Die kognitive Umstrukturierung ist ein therapeutisches Verfahren, bei dem der Patient mit Hilfe des Therapeuten seine ungünstigen Gedanken erkennt und hinterfragt. Hier erfährst du alles, was du darüber wissen musst!
Was ist kognitive Umstrukturierung?
Andrés Carrillo

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Andrés Carrillo.

Letzte Aktualisierung: 04. August 2022

Die kognitive Umstrukturierung gilt als unverzichtbares Element im therapeutischen Prozess. Seit der Psychologe Albert Ellis Mitte des 20. Jahrhunderts seine Theorie entwickelt hat, ist der Erfolg dieser Methode bis heute ungebrochen.

Allgemein ausgedrückt, bezieht sich die kognitive Umstrukturierung darauf, die mentalen Schemata der Patienten zu verändern und sie lernfähiger zu machen. Es ist ein Weg, die Lebenserfahrungen einer Person mit Hilfe ihrer eigenen mentalen Ressourcen auf gesündere Ergebnisse auszurichten.

Sehen wir uns das einmal genauer an.

Was ist kognitive Umstrukturierung?

Die Psyche des Menschen ist ein komplexes Gebilde. Fachleute sind sich einig, dass sie einen großen Einfluss auf das menschliche Verhalten hat. Vor diesem Hintergrund kommen bei der kognitiven Umstrukturierung bestimmte Gesprächstechniken zum Einsatz, um die psychischen Muster zu verändern, die bei Patienten zu Problemen führen.

Wir wissen zum Beispiel, dass Psychologen/innen in der Psychotherapie den Sokratischen Dialog einsetzen, damit der Patient die notwendigen Antworten für seine Verbesserung erhält. Mit anderen Worten: Der Therapeut spielt die Rolle eines Wegweisers, der rhetorische Fragen stellt, damit die Person ihre kognitiven Ressourcen umstrukturieren kann.

Kurz gesagt, die kognitive Umstrukturierung ist eine Technik des kognitiv-behavioralen Behandlungsmodells. Sie zielt darauf ab, menschliches Verhalten zu ändern, indem bestimmte kognitive Prozesse, wie die Analyse und Interpretation von Lebenserfahrungen, verändert werden.

Wie funktioniert das?

Die kognitive Umstrukturierung funktioniert durch mentale Flexibilität. Je besser die Menschen die Fähigkeit zeigen, neue Bewältigungsstile in ihr Leben einzubauen, desto besser sind die Ergebnisse der Therapie.

In diesem Rahmen sollten die Therapeuten die Erfahrungen des Patienten nutzen, um zu erkennen, wo die Probleme auftreten, und gemeinsam die besten alternativen Lösungen finden. Viele Menschen sind sich nicht darüber bewusst, dass ihre Gedanken der Ursprung ihrer negativen Verhaltensweisen sind.

Es ist normal, dass es während des therapeutischen Prozesses mentale Barrieren gibt. Diese unbewussten Abwehrmechanismen stellen eine Herausforderung für die Therapeuten dar, die versuchen, die Patienten dazu zu bringen, ihre Realität so zu erkennen, wie sie um sie herum geschieht.

Kognitive Umstrukturierung - Mann in einer Therapiesitzung
Bei kognitiven Verhaltensansätzen ist diese Technik Teil des therapeutischen Repertoires.

Kognitive Umstrukturierungstechniken

Insgesamt sind kognitive Umstrukturierungstechniken eine Reihe von Verfahren, die Therapeuten anwenden, um eine signifikante und dauerhafte Veränderung in den mentalen Schemata der Patienten zu erreichen. Schauen wir uns die Techniken an, die die meisten Psycholog/innen während einer Psychotherapie anwenden.

1. Sokratischer Dialog

Die Philosophie von Sokrates basiert darauf, alles in Frage zu stellen, um eine objektivere Sicht auf die Welt zu finden. Daher nutzt die moderne Psychologie gezielte Fragen, um die Glaubenssysteme der Patienten zu verändern.

Während des Sokratischen Dialogs stellt der/die Psychologe/in gezielte Fragen, die auf die kognitiven Verzerrungen der Menschen abzielen. Zum Beispiel: Welche Beweise gibt es? Geben sie Fakten oder Gefühlen den Vorrang?

2. Gedanken beurteilen

In diesem Fall geht es darum, dass die Patienten verschiedene Rollen in Bezug auf ihre eigenen Gedanken einnehmen. Sie spielen die Rollen eines Verteidigers, eines Staatsanwalts und eines Richters.

Auf diese Weise helfen die Therapeuten den Menschen, ihre Gedanken zu zerlegen, sie zu verteidigen und eine möglichst objektive Entscheidung zu treffen.

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3. Psychodrama

Das Psychodrama ist eine Technik, bei der die Patienten eine Rolle spielen müssen, als wäre es ein Theaterstück. In diesem Rollenspiel werden sie mit Situationen konfrontiert, die für sie schwierig sind, aber in einer kontrollierten Umgebung. Eine Person mit Sozialphobie muss zum Beispiel während eines wichtigen Ereignisses sich selbst spielen.

Das Hauptziel dieser Technik besteht darin, die Patienten mit den Situationen vertraut zu machen, die ihre Konflikte auslösen. Nach einiger Zeit und mit dem richtigen Eingreifen des Therapeuten/der Therapeutin sind die Menschen in der Lage, sich ihren Ängsten adaptiv zu stellen.

4. Abwärtspfeil

Diese Strategie ist eine Säule im Prozess der kognitiven Umstrukturierung. Während dieser Sitzungen stellt der/die Therapeut/in eine Reihe von Fragen, um die Gedanken zu identifizieren, die irrationale Überzeugungen unterstützen.

Sobald die irrationalen Glaubenssätze identifiziert sind, geht es weiter mit rhetorischen Fragen zu den dysfunktionalen Schemata, die nicht zur Realität passen. Zum Beispiel: Was würde im Leben passieren, wenn ein solcher Gedanke wahr wäre?

Diese Art von Fragen sollte so lange gestellt werden, bis der/die Patient/in seine/ihre Antworten erschöpft hat. Das Ziel ist, dass die Menschen die Unverhältnismäßigkeit ihrer anfänglichen Not erkennen und verstehen, dass die Situation bewältigt werden kann.

5. Paradoxe Intention

Diese Ressource dient der Arbeit an Angstproblemen. Die Methode besteht darin, dem/r Patienten/in genau das Gegenteil von dem zu vermitteln, was er/sie zur Lösung seines/ihres Problems erwartet.

Ein Beispiel für paradoxe Intention wäre, wenn ein Patient wegen Erektionsstörungen zur Beratung kommt und die Empfehlung des Therapeuten lautet, zu versuchen, keine Erektion zu bekommen. In diesem Fall hat die Person wahrscheinlich schon alles versucht, um eine Erektion zu bekommen, ohne Erfolg.

Anstatt den Erwartungen des Patienten nachzukommen, wird der Therapeut ihm das Gegenteil sagen. Das heißt, dass er versuchen soll, bei seinem/r Partner/in keine Erektion zu bekommen. Das überrascht den Verstand und führt die Person in einen Zustand, in dem ihr unbewusstes Problem zu einer Aufgabe wird, die sie freiwillig bewältigen muss. Dank der Hinweise des Therapeuten lösen sich die Ängste auf.

kognitive Umstrukturierung - weinende Frau
Die kognitive Umstrukturierung wird besonders bei Angststörungen eingesetzt.

Wann empfehlen Fachleute die kognitive Umstrukturierung?

Die kognitive Umstrukturierung ist wirksam, wenn keine zugrunde liegenden Störungen vorliegen. Wenn der/die Patient/in ein körperlich-chemisches Ungleichgewicht aufweist, sollten die Fachärzte ihn an eine/n Psychiater/in überweisen, um die Zusammenarbeit zu beginnen. Wenn der Konflikt jedoch rein psychologisch bedingt ist, funktioniert die kognitive Umstrukturierungstherapie.

Studien zeigen, dass durch die Veränderung der dysfunktionalen Kognitionen der Menschen ihr Verhalten anpassungsfähiger und gesünder wird. Zusammenfassend können wir sagen, dass die kognitive Umstrukturierung heute eine der beliebtesten und am besten validierten Therapien ist.

Wer kann die kognitive Umstrukturierung anwenden?

Im Allgemeinen können Psycholog/innen, die eine Ausbildung in klinischen Bereichen absolviert haben, kognitive Umstrukturierungstechniken anwenden. Darüber hinaus sind auch einige Psychiater/innen in Psychotherapie ausgebildet und verfügen ebenfalls über die notwendigen Fähigkeiten, um die in diesem Artikel genannten Techniken anzuwenden.


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