Was ist Brachydaktylie?

Als Brachydaktylie bezeichnet man eine Fehlbildung der Finger oder Zehen. Obwohl sie aus medizinischer Sicht unbedenklich ist, führt sie zu einer optischen Beeinträchtigung. Alles Wissenswerte darüber in unserem heutigen Artikel.
Was ist Brachydaktylie?

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Bei der Brachydaktylie handelt es sich um eine Fehlbildung von Fingern und Zehen. Sie ist erblich bedingt und zeigt sich dahingehend, dass ein oder mehrere Finger oder Zehen kürzer als die anderen sind. Darüber hinaus bestehen keine weiteren Symptome, so dass eine medizinische Behandlung nicht zwingend erforderlich ist.

Normalerweise wird die Brachydaktylie bei der Geburt diagnostiziert, mitunter entdeckt man sie allerdings auch schon während der Schwangerschaft. Es handelt sich um ein sehr seltenes Phänomen, das nur bei einem von 2500 Babys vorkommt.

Für gewöhnlich tritt die Brachydaktylie alleine, ohne weitere anatomische Fehlbildungen auf. In sehr seltenen Fällen kommt es jedoch vor, dass sie von anderen Anomalien wie Syndaktilie, Polydaktylie, fehlenden Gliedern oder Symphalangie begleitet wird.

Ursachen der Missbildung

Die Brachydaktylie hat genetische Ursachen. Es kommt häufig vor, dass mehrere Familienmitglieder davon betroffen sind. Diese Fehlbildung wird im Zuge des sogenannten autosomal dominanten Erbgangs vererbt. Das bedeutet, dass es schon ausreicht, wenn ein Elternteil das abnorme Gen trägt, damit es weitervererbt wird.

Darüber hinaus kann die Einnahme bestimmter Medikamente während der Schwangerschaft die Fehlbildung auslösen. Außerdem können Durchblutungsstörungen in den Händen und Füßen des Fötus die Entwicklung behindern. In manchen Fällen ist die Brachydaktylie auch eine Begleiterscheinung anderer, komplizierterer Pathologien wie Down-Syndrom, Rubinstein-Taybi-Syndrom oder Achondroplasie.

Brachydaktylie - DNA
Die Krankheit ist erblich bedingt. Wenn einer der Elternteile das fehlerhafte Erbgut in sich trägt, wird es an das Kind vererbt.

Symptome der Brachydaktylie

Das einzig sichtbare Symptom der Brachydaktylie ist die unterschiedliche Länge der einzelnen Finger oder Zehen. Obwohl das nicht immer gleich entdeckt wird, ist dies bereits von Geburt an der Fall. Wenn das Baby heranwächst, wird die Fehlbildung jedoch immer offensichtlicher.

Formen der Brachydaktylie

Je nachdem, wie die einzelnen Finger und Knochen beeinträchtigt sind, unterscheidet man verschiedene Arten der Missbildung. Sie werden in die folgenden Gruppen eingeteilt:

  • Typ A: Hier sind die Mittelfingerknochen der Hand verkürzt. Wenn dies bei allen Fingern gleichzeitig auftritt, spricht man von Typ A1. Bei Zeigefinger und kleinem Finger ist es A2 und A3, wenn nur der kleine Finger betroffen ist.
  • Typ B: In diesem Fall ist das obere Glied des kleinen Fingers oder des kleinen Zehs verkürzt oder gar nicht vorhanden. Die Daumen sind normalerweise komplett, aber oft gespalten oder platt.
  • Typ C: Hier sind die Mittelknochen des kleinen Fingers, des Mittelfingers oder des Zeigefingers verkürzt. Der Ringfinger ist normalerweise nicht betroffen.
  • Typ D: In diesem Fall ist das Endglied des Daumens verkürzt und die anderen Finger sind nicht betroffen. Der Typ D ist die häufigste Variante.
  • Typ E: Bei dieser Anomalie sind Mittelhand- und Mittelfußknochen an dritter und vierter Stelle verkürzt. Diese Knochen befinden sich in der Handfläche beziehungsweise zwischen der Fußwurzel und den Zehen.

Kompliziertere Erscheinungsformen

Manchmal tritt die Brachydaktylie im Rahmen anderer, komplizierterer Pathologien auf. Eine davon ist die Syndaktilie, bei der zwei oder mehrere Finger teilweise oder komplett durch eine Membran verbunden sind.

Was ebenfalls vorkommen kann, ist Polydaktylie oder das Vorhandensein überzähliger Finger oder Zehen. Hiervon ist eines von 500 lebenden Neugeborenen betroffen. Eine weitere gleichzeitig auftretende Anomalie kann die Symphalangie sein, bei der die Finger- und Fußgelenke nur eingeschränkt oder gar nicht beweglich sind.

Schließlich kann die Brachydaktylie auch mit atrophierten Extremitäten einhergehen. So kann die gesamte Hand oder der gesamte Fuß aufgrund einer Wachstumsstörung während der Schwangerschaft verkleinert sein.

Brachydaktylie - Handchirurgie
Korrekturen mithilfe von plastischer Chirurgie sind grundsätzlich möglich, aber nicht immer angeraten.

Welche Behandlungsmethoden gibt es?

Wie eingangs bereits erwähnt, ist nicht zwingend eine medizinische Behandlung erforderlich. In den meisten Fällen schränkt die Missbildung nicht die Ausführung der alltäglichen Aufgaben oder die Beweglichkeit im Allgemeinen ein. Zudem wird sie nicht von Schmerzen oder anderen Symptomen begleitet.

Allerdings kommt es in Ausnahmefällen auch zu Funktionsstörungen. So können Schwierigkeiten beim Greifen von Gegenständen oder beim Laufen auftreten. Wenn das geschieht, werden normalerweise physiotherapeutische Maßnahmen zur Erhöhung von Kraft und Beweglichkeit der betroffenen Bereiche verordnet.

Außerdem existieren verschiedene Hilfen, die Fehlstellungen korrigieren können. Auch die plastische Chirurgie kann eine Lösung sein, allerdings nur in Fällen, in denen die funktionellen Einschränkungen nicht auf andere Weise korrigiert werden können, oder aus kosmetischen Gründen.

Diese Möglichkeit wird sehr selten genutzt. Wenn doch, sind meist mehrere Eingriffe erforderlich. Liegt eine komplexere Pathologie vor, muss immer das gesamte Krankheitsbild in den Behandlungsprozess einbezogen werden, um einen Erfolg zu erzielen.

Brachydaktylie ist mehr als nur ein kosmetisches Problem

Die meisten an dieser Missbildung erkrankten Menschen können damit ganz normal leben. Selbst wenn eine gewisse Behinderung und eingeschränkte Mobilität vorliegt, besteht aus gesundheitlicher Sicht kein Grund zur Sorge.

Für diese Menschen kann jedoch eine psychologische Beratung sinnvoll sein, damit sie lernen, mit ihrer körperlichen Besonderheit zu leben und keine Komplexe deswegen zu entwickeln. Dies wäre zumindest die beste Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, denn chirurgische Eingriffe sind erstens nicht immer möglich und zweitens oft auch nicht angeraten.


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