Schlechte Laune und Teilnahmslosigkeit? Vesteckte Depression?

Depressionen werden zwar meist von Traurigkeit begleitet, doch auch schlechte Laune und chronische Teilnahmslosigkeit können ein Hinweis darauf sein. Wenn die Depression über einen längeren Zeitraum unbehandelt bleibt, kann es zu schwerwiegenderen psychologischen Störungen kommen.
Schlechte Laune und Teilnahmslosigkeit? Vesteckte Depression?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Schlechte Laune und chronische Teilnahmslosigkeit verstecken häufig eine Krankheit, die oft erst spät diagnostiziert wird.

In langen Zeitabschnitten fühlst du dich durch jedes Wort verletzt und beginnst den Tag immer ohne Energie und schlecht gelaunt? Du hast keine Lust und verlierst die Fähigkeit, die positiven Seiten des Lebens zu sehen.

Sehr komplex ist in diesem Zustand, dass man weiterhin “funktionstüchtig” ist. Man geht normal arbeiten, spricht mit den Bekannten und gibt sogar vor, zu lächeln.

Doch gleichzeitig weiß man, dass etwas nicht in Ordnung ist und bis die richtige Diagnose gestellt wird, durchläuft man meist einen sehr schwierigen persönlichen Prozess.

Der Name für diesen Zustand ist Dysthymie, eine Art Depression. Heute werden wirst du mehr darüber erfahren.

Schlechte Laune und chronische Teilnahmslosigkeit: eine Krankheit, die vererbbar ist

Wir alle können ab und zu schlecht gelaunt sein oder keine Lust haben, das ist ganz normal, denn negative Emotionen sind Teil unseres Lebens. Diese Gemütsschwankungen sind jedoch wenig intensiv und dauern nur sehr kurz.

Bei einem “Luftwechsel” und indem man die Dinge nicht so wichtig nimmt, verfliegt diese negative Stimmung wieder und man fühlt sich gleich besser.

Manche Personen fühlen sich jedoch jeden Tag schlecht, manchmal sogar über Jahre hinweg. Wenn dieser negative Zustand zwischen 6 Monaten und 2 Jahen andauert, spricht man von Depression.

Dornen

Dysthymie, die weitverbreitetste Störung des Gemütszustandes

Es handelt sich um eine weniger stark ausgeprägte Depression, an der sehr viele leiden. Charakteristisch dafür sind nach dem DSM-V-Handbuch (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) folgende Symptome:

  • Energiemangel
  • Negative Gefühle und Apathie
  • Schlaflosigkeit an manchen Tagen, Müdigekeit an anderen Tagen
  • Appetitlosigkeit
  • Hoffnungslosigkeit, fehlender Glaube an die Zukunft
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Das Gefühl, dass dich keiner versteht.

Wie bereits anfangs erwähnt ist es für Dysthymie sehr charakteristisch, dass man jahrelang daran leidet, ohne dass dies diagnostiziert wird. 

Genetische Vorbelastung als erhöhtes Risiko für Dysthymie

Nicht zu vergessen ist dieser wichtige Faktor: Dysthymie hat eine neurochemische Veränderung im Gehirn zur Ursache.

  • Das heißt, dass nicht unbedingt externe Gründe für das Unbehagen zu suchen sind. Oft fehlt der chemische Brennstoff, der für gute Laune sorgt, da es zu einem Dopaminmangel kommt.
  • Dysthymie kann von Eltern auf ihre Kinder vererbt werden. Wenn Kinder den traurigen Gemütszustand oder die ständig schlechte Laune der Mutter oder des Vaters von klein auf sehen, ist dies für sie sehr schwer zu verstehen. In der Adoleszenz und Jugend beginnen sie jedoch oft, die selben Gefühle zu experimentieren.

Die genetische Vorbelastung sowie die kleine Veränderung der Neurotransmitter sind Risikofaktoren für diese Krankheit. Es ist wichtig, gegebenenfalls eine entspechende ärztliche Behandlung einzuleiten, um den Zustand zu verbessern.

Mit Dysthymie leben

Frau

Auch wenn es sich bei Dysthymie um eine weniger stark ausgeprägte Depression handelt, kann sich diese bei unzulänglicher Behandlung zu einer stärkeren Depression entwickeln.

Schlechte Laune und chronische Apathie haben eine Ursache, die es zu behandeln gilt. Wenn du das Gefühl hast, dass dir alles zu viel wird und du in tiefe Niedergeschlagenheit versinkst, wo alles an Glanz und Interesse verliert, dann ist es an der Zeit, Hilfe in Anspruch zu nehmen!

Die Notwendigkeit einer Diagnose

Wenn eine Depression diagnostiziert wird, macht das am Anfang immer Angst. Doch nichts ist besser, als den “Feind” zu kennen, um seine Schwächen zu besiegen.

  • Die Diagnose geht mit einer ärztlichen Behandlung einher. Es ist möglich, dass sich anfangs nicht sofort die erhofften Resultate einstellen. Deshalb wird der Facharzt verschiedene Behandlungen in Betracht ziehen, die sich an die speziellen Bedürfnisse anpassen.

Finde den vitalen Brennstoff, der dir hilft, die Situation zu überwinden

Zusätzlich zur pharmakologischen Behandlung sollte immer eine entsprechende Therapie durchgeführt werden, die hilft, die negative Situation zu überwinden, die das ganze Leben beeinflust.

  • Versuche, im Alltag neue Illusionen zu finden. Manchmal sind kleine Veränderungen nicht ausreichend. Es gibt Momente im Leben, die eine 180º Drehung erfordern!
  • Dabei ist Hilfe von außen ausschlaggebend. Vergiss jedoch nicht, dass viele Personen nicht richtig verstehen, was eine Depresssion bedeutet und denken, dass du dich so fühlst, weil du schwach bist.

Wähle die Personen, die du an deiner Seite haben möchtest, gut aus!

Frau-Wasser

Vielmehr als sie zu heilen, gilt es, die Depression zu ÜBERWINDEN. 

Es handelt sich nicht um eine Erkältung, die mit der Stärkung des Immunsystems geheilt werden kann. Eine Depression fordert Charakterstärke, Motivation, eine entsprechende Behandlung und Willenskraft, die aus deinem Inneren entstehen muss.

Abschließend möchten wir dich daran erinnern, dass du auf deine Emotionen achten solltest. Wenn schlechte Laune oder Teilnahmslosigkeit deinen Alltag bestimmen, dir deine Energie nehmen und dein Wohlbefinden stören, dann musst du dir helfen lassen!

Du hast es dir verdient, dich wohl zu fühlen und kannst das auch erreichen!


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