Jeannie Rice: Eine 77-jährige Marathonläuferin überrascht die Wissenschaft
Manche Leute denken, dass Marathonlaufen für Seniorinnen und Senioren eine sehr anstrengende Disziplin ist. Jeannie Rice ist der lebende Beweis für das Gegenteil. Die 77-jährige Marathonläuferin stammt ursprünglich aus Südkorea, lebt aber seit ihrem 19. Lebensjahr in den Vereinigten Staaten. Sie hat in ihrem Leben bereits mehr als 130 Marathons absolviert.
In ihrer langen Laufbahn hat sie mehrere Weltrekorde gebrochen. Sie erreichte nicht nur bessere Ergebnisse als andere Marathonläuferinnen in ihrer Altersklasse, sondern übertraf sogar die Laufstatistiken einiger Männer in dieser Kategorie. Diese Leistungen haben ihr weltweite Aufmerksamkeit und Bewunderung eingebracht. Genauso viele fragen sich, was das Geheimnis ihrer Langlebigkeit ist – aktiv und gesund.
Wann hat Jeannie Rice mit dem Laufen begonnen?
Jeannie Rice betrat im Alter von 35 Jahren, im Jahr 1985, die Laufwelt. Wie sie in einem Interview mit einem YouTube-Kanal sagte, tat sie es, um ein paar zusätzliche Pfunde zu verlieren. Zunächst joggte sie um ihren Block, dann überredete ein Freund sie, an einem Marathon in ihrer Gemeinde teilzunehmen.
Bei diesem Rennen wurde sie Vierte. Als sie sah, dass sie mit so wenig Vorbereitungszeit ein so gutes Ergebnis erzielen konnte, war sie motiviert, weiter zu trainieren und noch besser zu werden. Das tut sie auch heute noch.
Ihr erster großer Marathon war der Cleveland Marathon; ein Sportevent, der sie begeisterte. Seitdem hat sie an vielen Marathons (mehr als 130) in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern teilgenommen.
Außerdem stellte sie mehrere Weltrekorde auf, sowohl auf der Straße als auch auf der Bahn, über Distanzen von 1.500 Metern bis hin zum Marathon, und das sowohl in der Altersklasse 70–74 als auch in der Altersklasse über 75. Ihren letzten Weltrekord stellte sie 2024 beim London-Marathon auf, den sie in drei Stunden und 33 Minuten absolvierte.
Warum überrascht ihr Fall die Wissenschaft?
Jeannie Rices außergewöhnliche sportliche Leistungen erregten die Aufmerksamkeit der Wissenschaft. Im Jahr 2024 nahmen drei Experten Kontakt mit ihr auf, um ihre Fähigkeiten zu untersuchen. Die in der Fachzeitschrift Journal of Applied Physiology veröffentlichten Studie kam man zu dem Schluss, dass ihre herausragende Leistung mit ihrer VO₂max zusammenhängt.
Dieser Wert gibt an, wie viel Sauerstoff der Körper bei körperlicher Aktivität verbraucht. Je höher dieser Wert ist, desto besser, denn das bedeutet, dass der Körper den Sauerstoff effizienter nutzt, was bei einem Rennen von entscheidender Bedeutung ist.
Die Wissenschaft hat festgestellt, dass Jeannie Rice einen VO₂max-Wert von 47,9 ml/(kg·min) hat. Das ist ein außergewöhnlicher Wert. Es ist der höchste Wert, der je bei einer Frau über 75 Jahren gemessen wurde. Sie liegt damit im Bereich von Frauen zwischen 20 und 29 Jahren – beeindruckende Zahlen.
Die Ursache für diese hohe VO₂max ist nach Ansicht der Forschungsgruppe eine Kombination aus verschiedenen Faktoren. Dazu gehören ein größerer Anteil an fettfreier Masse in ihrem Körper, eine für ihr Alter überdurchschnittlich hohe maximale Herzfrequenz von 180 Schlägen pro Minute und ihr Lebensstil.
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Ein Leben lang gesunde Gewohnheiten
Die gesunden täglichen Gewohnheiten und Routinen von Jeannie Rice sind Teil des „Geheimnisses“ ihrer Langlebigkeit als Marathonläuferin. Sie beschränken sich nicht nur auf das Training, sondern umfassen auch andere Lebensbereiche wie Ernährung und Erholung.
Wie ernährt sich Jeannie Rice?
Die Marathonläuferin selbst gibt an, sich reichlich mit Obst, Gemüse und Fisch zu ernähren. Sie isst gelegentlich rotes Fleisch, aber keine frittierten Speisen. Süßigkeiten isst sie nur zu besonderen Anlässen, wie zum Beispiel ein Stück Kuchen auf einer Geburtstagsparty. Sie weist auch darauf hin, dass sie früher Eis gegessen hat, aber vor zehn Jahren damit aufgehört hat. Ihre Desserts sind Früchte wie Wassermelone oder Erdbeeren.
Auffällig ist obendrein, dass sie zu jeder Tageszeit viel Wasser trinkt. Zu manchen Mahlzeiten trinkt sie auch gerne ein Glas Wein. Einige dieser Punkte – mit Ausnahme des Weins – ähneln der Okinawa-Diät. Diese Ernährungsweise basiert auf Gemüse, Obst und Fisch und wird mit Langlebigkeit in Verbindung gebracht.
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Training und Erholung
Rice sagt, sie sei ihre eigene Trainerin und höre genau auf ihren Körper. Sie läuft 80 Kilometer pro Woche, wobei sie sechs Tage in Bewegung ist und einen Tag ruht. In den Monaten vor einem Marathon steigert sie ihr Laufpensum jedoch allmählich auf 110 Kilometer pro Woche. Außerdem absolviert sie dreimal pro Woche ein leichtes Krafttraining für den Oberkörper und einige Fartlek-Einheiten als Teil ihres täglichen Laufs.
Für die 77-jährige Marathonläuferin ist ein gutes Aufwärmen sehr wichtig. Sie gibt an, mit moderater Intensität zu trainieren. Dies hat sie wahrscheinlich widerstandsfähiger gegen Verletzungen gemacht, denn in ihren 40 Jahren als Läuferin hat sie sich nur einmal verletzt.
Was die Ruhe angeht, sagt Jeannie, dass sie sieben Stunden am Tag schläft, früh zu Bett geht und früh aufsteht. Ihr Tag beginnt um fünf Uhr morgens, denn um sechs Uhr morgens trifft sie sich mit einer Gruppe von Lauffreunden zum Laufen. Neben dem Laufen spielt sie auch Golf, jedoch nicht auf Wettkampfniveau, sondern nur zum Spaß.
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Mentale Einstellung
Die Marathonläuferin sagt, dass ihr das Laufen sowohl körperlich als auch geistig guttut. Im letzten Abschnitt betont sie, dass das Laufen für sie auch eine soziale Aktivität ist. Es ist eine Möglichkeit, sich mit anderen zu verbinden und neue Leute kennenzulernen. Sie unterhält sich auch häufig mit ihren Freunden, die nicht laufen.
Ihr mentaler Ansatz basiert auf den drei englischen Ds: Hingabe (Dedication), Disziplin (Discipline) und Entschlossenheit (Determination). Sie glaubt, dass sie diese drei Ds in ihrem Sport weit gebracht haben und dass sie ihren Lauffreunden in Zeiten der Erschöpfung oder des Zweifels einen hilfreichen Rat geben kann. Sie ist eine Person, die im Angesicht von Widrigkeiten nicht aufgibt.
Ein weiterer Punkt, der ihre Einstellung hervorhebt, ist, dass sie im Hier und Jetzt lebt. Wenn sie zum Beispiel laufen geht, hört sie nicht wie andere Leute Musik, sondern genießt die Landschaft und alles, was um sie herum ist. Sie denkt auch an ihre nächsten sportlichen Ziele – im Moment möchte sie den Crosslauf und den 800-Meter-Lauf bezwingen – und an die neuen Orte, die sie durch das Laufen kennenlernen wird.
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Bleib in Bewegung!
„Bleib in Bewegung, einen Schritt nach dem anderen“, lautet der letzte Ratschlag der 77-jährige Marathonläuferin Jeannie Rice in ihrem Interview. Das ist eine Lektion, die wir nicht nur im Sport, sondern auch in anderen Lebensbereichen anwenden können. Egal, ob wir ein berufliches Ziel, ein akademisches Ziel oder ein eher persönliches Ziel verfolgen, wie beispielsweise den Aufbau einer bedeutungsvollen Beziehung zu einem anderen Menschen, kleine, aber konsequente Maßnahmen können uns zum Erreichen dieses Ziels führen.
Jeannie Rices Geschichte zeigt uns, dass das Alter nur eine Zahl ist und kein Hindernis, um unsere Ziele zu erreichen. Manchmal hindern uns gesellschaftliche Stereotype daran, das zu tun oder auszuprobieren, was wir eigentlich tun wollen. Ihr Beispiel erinnert uns daran, wie wichtig es ist, auf unsere innere Stimme zu hören, und dass es nie zu spät ist, unseren Visionen und Wünschen zu folgen.
Jeannie ist nicht zuletzt eine leidenschaftliche Läuferin. Das bringt sie dazu, Training und Wettkämpfe mit einer positiven Grundeinstellung anzugehen. Wir können daraus lernen, dass es uns leichter fällt, konsequent zu bleiben und uns zu engagieren, wenn wir uns ein Ziel setzen, das uns Spaß macht und uns motiviert. Es muss nicht unbedingt eine Sportart sein. Am wichtigsten ist, dass du dich selbst gut kennst, nicht aufgibst und den Weg genießt.
Titelbild mit freundlicher Genehmigung der Aire-Website
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- Rice, J. [@autumnathletesndy]. (2024, junio). Jeannie Rice. [vídeo de YouTube]. YouTube. https://www.youtube.com/watch?v=pshUTiTsHDY
- Van Hooren, B., Balamouti, Z., Zanini, M. (2025). A case report of the female world record holder from 1,500 m to the marathon in the 75+ age category. Journal of Applied Physiology, 138(02). https://journals.physiology.org/doi/full/10.1152/japplphysiol.00974.2024