Die erste Kopftransplantation wird in weniger als 10 Monaten durchgeführt werden
Die erste Kopftransplantation wird in China in weniger als zehn Monaten durchgeführt werden.
Dies hat der italienische Neurochirurg Sergio Canavero im April dieses Jahres in einem Interview mit der deutschen Zeitschrift Ooom bekannt gegeben.
Abgesehen von ethischen Überlegungen, die sich zweifellos stellen, und der Polemik und Kontroverse, welches dieses Thema bei vielen auslösen mag, stellt die Kopftransplantation in den Augen der Wissenschaft eine Revolution und eine Herausforderung dar, bei der aufgepasst werden muss.
Auch wenn bis vor wenigen Monaten Valery Spiridonov als erster Patient bekannt war, der sich der Operation unterziehen wird, hat ebendieser junge Mann entschieden, das Angebot abzulehnen.
So zählt derjenige, den jeder schon als “Frankenstein” des 21. Jahrhunderts kennt, gegenwärtig auf einen neuen chinesischen Patienten – eine Person, deren Name anonym bleiben soll.
Der Chinese wird in den kommenden Monaten der erste Mensch sein, der sich einer Kopftransplantation unterzieht.
Der Traum eines Neurochirurgen, eine Herausforderung an der die Wissenschaft bisher gescheitert ist
Sergio Canavero ist Mitglied der Advanced Neuromodulation Group in Turin (Italien).
Sein größtes Bestreben als Wissenschaftler ist es, wie er in jedem Interview erklärt, der Arzt zu sein, dem die erste Kopftransplantation erfolgreich gelingt.
- Hierbei ist es wichtig, “erfolgreich” hervorzuheben. Bisher sind alle Versuche, die an Tieren durchgeführt wurden, gescheitert.
- Dr. Canavero erklärt, dass die Technologie bis zum heutigen Tag bei einer solchen Herausforderung nicht mitgespielt habe.
- Die technologischen Barrieren seien jedoch kleiner geworden, die Mitarbeiter seien qualifizierter und die Ausrüstung sehr viel besser entwickelt. All dies erhöhe die Erfolgschancen der Operation erheblich.
- Obwohl er einen Großteil der Wissenschaftler gegen sich hat, basiert die Arbeit unseres jetzigen “Frankensteins” aus dem 21. Jahrhundert auf der Person, die es als einzige geschafft hat, den Kopf eines Affen auf einen anderen Körper zu transplantieren.
- Dieser Meilenstein wurde von Dr. Robert White in den 1970er Jahren erreicht. White schaffte es hierbei jedoch nicht, den wichtigsten Teil zu verbinden: das Nervensystem.
- Im Jahr 2013 schrieb der Neurochirurg Sergio Canavero einen Artikel, in dem er eine Reihe offensichtlicher Gründe für die Durchführbarkeit der Kopftransplantation darlegte: Heutzutage habe man die richtige Technologie, um eine korrekte Verbindung mit dem Rückenmark herzustellen.
Das Projekt sei seiner Meinung nach mehr als realisierbar.
Kopftransplantation: eine immer näher kommende Realität?
Wenn nichts dazwischen kommt, wird die erste Transplantation in China noch während dieses Jahres stattfinden. Eine Kopftransplantation könnte Dr. Canavero zufolge mehrere Vorteile haben.
- Erstens könne jeder tetraplegischen oder querschnittsgelähmten Person die Mobilität zurückgegeben werden.
- Als wenn das nicht genug wäre kann ein “neuer Körper” (der natürlich von einem Hirntoten zur Verfügung gestellt wird) Krankheiten wie Krebs, Nervendegeneration und viele andere Arten von lebensbedrohlichen Erkrankungen unterbinden.
- Die ethische Bedeutung des Unterfangens, aber auch ethisch-religiöse Streitgespräche, haben den Verantwortlichen für dieses Ziel, für diesen wissenschaftlichen Traum, von Anfang an verfolgt.
- Dennoch – und hier kommt eine wichtige Facette ins Spiel, die zu berücksichtigen ist – hat der junge Freiwillige, der sich gemeldet hatte, das Angebot abgelehnt.
Neuer Patient, neuer Termin und neuer Ort für die erste Kopftransplantation
Valery Spiridonov war bisher der geschätzte Patient “0”. Dieser junge Mann leidet an einer Muskelatrophie der Wirbelsäule und hat daher eine geringe Lebenserwartung.
Nach zwei Jahren Arbeit mit Dr. Canavero konnte dieser ihm jedoch nicht versichern, was sich Valery Spiridonov am meisten wünscht: wieder laufen und ein normales Leben führen zu können – und vor allem, die Operation überhaupt zu “überleben”.
- Aus diesem Grund hat sich der junge Russe dazu entschieden, sich einer viel “konservativeren” Operation zu unterziehen, um weniger Schmerzen zu haben und den Tagen, die ihm noch bleiben, mit Würde gegenübertreten zu können.
- Dr. Sergio Canavero hat seinerseits einen anderen behinderten Patienten mit schweren Mobilitätsproblemen gefunden, mit dem er sein Projekt fortsetzen kann.
Das gewählte Land für das Unterfangen und gleichzeitig das Land, das ihm die meisten Möglichkeiten bietet, ist China.
So wurde nach einer Pressekonferenz, die vor einigen Wochen in China stattfand, angekündigt, dass die erste Kopftransplantation in einem dafür ausgerüsteten Krankenhaus durchgeführt werden wird.
Das genaue Datum ist noch nicht bekannt, aber die Operation wird mindestens 72 Stunden dauern.
Bis jetzt und jeder Information zufolge, die von den Verantwortlichen dieses wissenschaftlichen Großprojekts nach außen dringt, scheinen die Aussichten durchweg positiv: Die Gefahr der Abstoßung beispielsweise bestehe nicht, weil das Gehirn, den Verantwortlichen zufolge, im Gegensatz zu Herz, Leber oder Nieren ein “neutrales” Organ sei…
Sie haben das beste Team und die beste Ausrüstung.
Es werden große Hoffnungen in das Projekt gesetzt und natürlich bleibt das Ergebnis nur abzuwarten, das abgesehen davon, für wie erstaunlich und beunruhigend man es halten möge, die Welt der Wissenschaft und Medizin auf den Kopf stellen kann.
Wir sind also gespannt auf neue Informationen…
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