COPD: Besteht ein Zusammenhang zwischen chronisch obstruktiver Lungenerkrankung und Alkohol?

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist auf eine schwer reversible Atemwegsobstruktion zurückzuführen, die durch den Konsum von Alkohol verschlimmert werden kann. In diesem Artikel erfährst du mehr.
COPD: Besteht ein Zusammenhang zwischen chronisch obstruktiver Lungenerkrankung und Alkohol?
Mariel Mendoza

Geschrieben und geprüft von der Ärztin Mariel Mendoza.

Letzte Aktualisierung: 04. August 2022

Bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) ist der Luftstrom in den Atemwegen so stark behindert, dass es schwierig ist, die Luft aus der Lunge zu befördern. Obwohl chronischer Alkoholkonsum nachweislich keine direkte Ursache für COPD ist, kann Alkohol dennoch dazu beitragen, die bestehenden Symptome zu verschlimmern.

COPD verursacht aufgrund der überlasteten Atemmuskulatur Kurzatmigkeit, Atembeschwerden und Müdigkeit. Darüber hinaus leiden die Patienten häufig unter chronischem Husten und starkem Auswurf.

Die Diagnose einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung beginnt mit dem klinischen Verdacht und wird durch eine Spirometrie ergänzt. Dieser Test kann die nur schwer reversible Behinderung des Luftabflusses aus der Lunge aufdecken.

Ursachen und Behandlung von COPD

Die Pathophysiologie der COPD setzt sich aus insgesamt drei zusammenhängenden Komplexen zusammen: nichtobstruktive chronische Bronchitis, chronisch obstruktive Bronchitis (dies ist die COPD im eigentlichen Sinne) und das Lungenemphysem. Chronische Bronchitis ist gekennzeichnet durch Husten und Auswurf, wobei diese Symptome für mehr als drei Monate pro Jahr und über mehr als zwei aufeinander folgende Jahre (an den meisten Tagen) auftreten. Sie wird klinisch diagnostiziert.

Im Gegensatz dazu ist für das Lungenemphysem eine anatomisch-pathologische Diagnose angezeigt. Hierbei ist der Nachweis einer dauerhaften Vergrößerung der Alveolenwände erforderlich, welcher durch bildgebende Untersuchungen wie Röntgenaufnahmen des Brustkorbs erfolgt.

COPD: Frau beim Arzt
COPD kann mit Hilfe der Spirometrie diagnostiziert werden.

Die Ursachen der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung

Die typische Ursache für COPD ist eine langfristige Exposition gegenüber Reizstoffen in den Atemwegen. Der wichtigste anerkannte Reizstoff ist Tabakrauch, unabhängig von der Art des Konsums (Zigarette, Pfeife, Zigarre oder Wasserpfeife).

Die Exposition gegenüber Tabakrauch ist für 85 % der Fälle von chronisch obstruktiver Lungenerkrankung verantwortlich.

Allerdings kann auch die Exposition gegenüber anderen Arten von Rauch als Ursache in Frage kommen. Dazu gehören:

Darüber hinaus gibt es einige Erkrankungen, die Risikofaktoren für chronische Bronchitis oder Emphyseme sind. Dazu gehören die folgenden:

  •  Alter: 65 Jahre oder älter
  •  Wiederkehrende Atemwegsinfektionen
  •  Bestimmte genetische Faktoren, beispielsweise Alpha-1-Antitrypsinmangel
  •  Gegenwärtiges, früheres oder Passivrauchen
  •  Asthma

Behandlung

Zur Behandlung von COPD werden Medikamente eingesetzt, die die Atemwege erweitern (Bronchodilatatoren). Außerdem kommen entzündungshemmende Medikamente und Antibiotika zum Einsatz, wenn eine zugrunde liegende oder gleichzeitige Infektion vorliegt.

Darüber hinaus sollten die meisten Patienten Übungen zur pulmonalen Rehabilitation durchführen. Wenn der Fall schwer oder zu weit fortgeschritten ist, kann eine zusätzliche Sauerstoffversorgung erforderlich sein.

Alkohol ist nicht die Ursache von COPD

Obwohl der Konsum von Alkohol keine direkte Ursache der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung ist, besteht dennoch ein indirekter Zusammenhang. Längerer und übermäßiger Alkoholkonsum wirkt sich auf das Immunsystem und die Lunge aus und erhöht das Risiko, an COPD zu erkranken.

Außerdem besteht ein gewisser Zusammenhang zwischen chronischem und übermäßigem Alkoholkonsum und chronischem Tabakkonsum. Viele Menschen, die rauchen, trinken auch Alkohol. Dennoch ist dies keine allgemeingültige Regel.

Des Weiteren kann Alkohol auch die Wirksamkeit von Medikamenten beeinträchtigen. Das gilt insbesondere für Antibiotika und Steroide.

Wie wirkt sich chronischer Alkoholkonsum auf die Lunge und das Immunsystem aus?

Alkohol beeinträchtigt den Abwehrmechanismus der oberen Atemwege, verändert die Alveolenwände und verursacht eine Funktionsstörung der Alveolarmakrophagen. Alveolarmakrophagen sind die wichtigsten Zellen des Immunsystems in der Lunge.

Das mukoziliäre Transportsystem ist am Schutz der oberen Atemwege beteiligt. Es ist dafür verantwortlich, Schleim und Schadstoffpartikel, die in die Atemwege eindringen, zu beseitigen und sie durch Husten auszuscheiden.

Alkohol lähmt jedoch die Flimmerhärchen, wodurch die oberen Atemwege nicht mehr in der Lage sind, eindringende Krankheitserreger und Reizstoffe zu beseitigen und abzutransportieren. Infolgedessen gelangen diese Partikel in den Alveolarraum.

Normalerweise werden Reizstoffe oder Krankheitserreger von den Makrophagen bekämpft und beseitigt. Allerdings ist bei chronischem Alkoholkonsum und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) die Aktivität der Makrophagen eingeschränkt. Daher können diese nicht mehr schnell genug reagieren und Krankheitserreger werden nicht oder nur unzureichend eliminiert. In der Folge kann es zu einer Anfälligkeit für verschiedene Arten von Lungenentzündungen kommen.

Darüber hinaus beeinträchtigt der Alkohol die Produktion von Tensiden und verändert die Durchlässigkeit der Alveolenwände. Dies wiederum beeinträchtigt die Schutzbarriere und macht sie noch anfälliger für Infektionen.

COPD: Schaubild einer Lunge
Infektionen treten bei COPD-Patienten, die Alkohol trinken, häufiger auf, weil ihr Immunsystem nicht angemessen reagiert.

Makrophagen und das Immunsystem

Die Präsenz von Krankheitserregern im Alveolarraum aktiviert außerdem die oxidativen Wege, die von Makrophagen zur Beseitigung von Krankheitserregern genutzt werden. Dies führt zur Freisetzung systemischer Entzündungsfaktoren, die den oxidativen Stress und die Freisetzung freier Radikale erhöhen.

Und schließlich beeinträchtigt der proinflammatorische Zustand die zellulären Barrieren und senkt die Konzentration des Antioxidans Glutathion. All dies trägt dazu bei, dass die COPD-Symptome bei Patienten, die Alkohol konsumieren, zunehmen und Lungenverletzungen begünstigen.

Kein Alkohol bei COPD!

Die wichtigste Empfehlung für COPD-Patienten lautet, das Rauchen aufzugeben und die Exposition gegenüber schädlichem Umgebungsrauch zu verringern. Bei den Empfehlungen für Menschen mit chronischer Bronchitis oder Emphysem sollte jedoch auch die Wirkung von Alkohol nicht außer Acht gelassen werden.

Chronischer Alkoholkonsum ist keine Ursache für COPD. Dennoch spielt er eine Rolle bei der Verschlimmerung der Krankheit. Daher sollten regelmäßige Raucher mit pulmonalen Risikofaktoren oder Personen, die bereits an COPD erkrankt sind, auf Alkohol gänzlich verzichten.


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