Wissenswertes über Konfabulationen

Konfabulationen sind schwer zu behandeln. Es ist jedoch möglich, die Lebensqualität von Menschen, die von ihnen betroffen sind, zu verbessern. Sehen wir uns an, worum es geht und wie man damit umgehen kann.
Wissenswertes über Konfabulationen
Andrés Carrillo

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Andrés Carrillo.

Letzte Aktualisierung: 04. August 2022

Konfabulationen sind objektiv falsche Erinnerungen, die aufgrund falscher Wahrnehmung oder von Fehlfunktionen im Gedächtnis entstanden sind. Es handelt sich also um eine verzerrte Wiedergabe der Realität. Dieses Thema der menschlichen kognitiven Prozesse wurde trotz seiner Komplexität umfangreich untersucht.

Die Erinnerungen in deinem Gedächtnis sind kein exaktes Abbild der stattgefundenen Ereignisse. Jeder Mensch erinnert sich an ein Ereignis auf eine andere Weise, versichert jedoch, dass es genau so war. Es handelt sich also um eine Verzerrung der Realität durch den Verlust von Informationen.

Ein anschauliches Beispiel findet sich bei älteren Menschen, die eine schwere neurokognitive Störung (senile Demenz) aufweisen. Sie sind davon überzeugt, etwas ganz anders erlebt zu haben, als tatsächlich stattgefunden hat.

Typen und Klassifizierung

Konfabulationen sind schwer zu typisieren, da sie auf verschiedene Arten auftreten können. Es gibt jedoch fünf Kriterien, um diese geistigen Veränderungen der Realität einzustufen.

1. Spontane Konfabulationen

Diese erste Art ist eine kurze Episode. Es ist eine phantasievolle Idee, die von der betroffenen Person als real wahrgenommen wird, und zwar auf eine eindeutige Weise. Sie tritt gewöhnlich bei Patienten mit dem Korsakoff-Syndrom auf.

2. Provozierte Konfabulationen

In diesem Fall ist die Erinnerung über ein Ereignis nicht mehr greifbar. Das kommt häufig bei Menschen mit Amnesie vor. Etwas Ähnliches passiert auch, wenn ein gesunder Mensch versucht, nicht mehr vorhandene Erinnerungen über einen länger zurückliegenden Zeitraum abzurufen.

Beispielsweise kann das Lernen für eine Prüfung auf textuelle Art und Weise zu Fehlern im Erinnerungsvermögen führen. Verschiedene Inhalte können verwechselt werden. Sie werden dann zum Zeitpunkt der Prüfung als richtig empfunden, obwohl sie nicht der Realität entsprechen.

Ein Mann mit Konfabulationen im Kopf

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an einer senilen Demenz zu erkranken. Diese geht in der Regel mit der Verarbeitung von Erinnerungen einher, die nie stattgefunden haben.

3. Einfache provozierte Intrusionen

Diese Verzerrungen treten auf, wenn sich eine Person an detaillierte Informationen erinnern muss. Stellen wir uns für einen Moment vor, dass du die Einkaufsliste vergessen hast. Du versuchst dich also an den Inhalt zu erinnern. Du könntest nun unbewusst etwas kaufen, das nicht auf der Liste stand und doch bist du überzeugt, dass es auf der Liste stand.

4. Momentane Konfabulationen

Diese Erinnerungsfehler zählen zu der häufigsten Art der Konfabulation. Die Erinnerungen können fantastisch, aber durchaus glaubwürdig sein.

Außerdem ist diese Art leichter zu erkennen. Zum Beispiel, wenn ein Betroffener über seine Pläne in allen Einzelheiten spricht, diese aber gar nicht realisierbar sind. In Pflegeheimen kommt es häufig vor, dass einige ältere Menschen behaupten, sie würden ihre Freunde aus der Kindheit besuchen, obwohl diese vielleicht schon verstorben sind.

5. Phantastische Konfabulationen

Diese Art der Konfabulation ist aufgrund der hohen Realitätsferne am intensivsten. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um phantastische Geschichten, die nur für den Patienten glaubwürdig sind. Auch diese Realitätsverfälschungen sind bei psychotischen Patienten und solchen mit paralytischer Demenz häufig.

Eine andere Klassifizierung

Die oben angeführte Klassifizierung der fünf genannten Typen wurde von Kopelman erstellt. Sie ist zur Bestimmung der Intensität und Häufigkeit von Konfabulationen am genauesten. Eine andere Methode wurde von Schnider vorgeschlagen und besteht aus vier Kriterien:

  • Inhalt: Die Feststellung, wie einleuchtend die Schilderung ist, unter Verwendung von Kriterien, die von wahr bis falsch reichen.
  • Warum sie auftreten: Sind sie spontan oder provoziert?
  • Der Bereich, in dem sie auftreten: Sind sie episodisch, autobiographisch, allgemein semantisch oder persönlich semantisch?
  • Das klinische Syndrom: In welchem Zusammenhang treten sie auf?

Welche Symptome sind mit Konfabulationen verbunden?

Die Symptome von Konfabulationen unterscheiden sich je nachdem, durch welche Grunderkrankung sie verursacht werden. Die charakteristischsten Symptome der Alzheimer-Krankheit sind zum Beispiel geistiger Verfall und Gedächtnisprobleme.

Schauen wir uns an, welche weiteren Symptome je nach neurologischer Störung auftreten können:

  • Bei der Demenz handelt es sich um Gedächtnisstörungen im Zusammenhang mit Nervosität.
  • Bei der Schizophrenie geht es um Denkstörungen, akustische Halluzinationen und Paranoia.
  • Beim Korsakoff-Syndrom handelt es sich um den Verlust des Kurzzeitgedächtnisses, Manie und einem immer wiederkehrenden Verhalten.
  • Asomatognosie ist die Unfähigkeit, eigene Körperteile zuzuordnen oder als eigene zu erkennen.

Die möglichen Ursachen von Konfabulationen

Die Ursachen für die Gedächtnisstörungen, die bei den Patienten zu Konfabulationen führen, sind das Ergebnis einer Schädigung des frontalen Bereichs des Gehirns. Der betroffene Bereich wird “basal anterior” genannt, wo sich der orbitofrontale und der ventromediale Bereich befinden.

Es gibt drei Theorien über die Gründe für das Auftreten von Konfabulationen. Zum besseren Verständnis werden nun aus einer neuropsychologischen Perspektive erklären, welche das sind.

1. Gedächtnisstörung

Diese Theorie besagt, dass Konfabulationen eine Form der Amnesie sind. Darüber hinaus lautet die allgemein anerkannte Hauptannahme, dass Ausfälle im Erinnerungsabruf der Verarbeitung unvollständiger Erinnerungen dienen.

2. Exekutive Dysfunktion

Diese Theorie besagt, dass Gedächtnisausfälle, die zu Konfabulationen führen, dann auftreten, wenn schwere mentale Einschränkungen in Bezug auf die Fähigkeit zur Planung und zum Setzen konkreter Ziele bestehen.

3. Duale Hypothese

Bei dieser Hypothese schließt der Ansatz keine der vorherigen Annahmen aus. Vielmehr wird behauptet, dass Konfabulationen zusätzlich zu den Gedächtnisstörungen auf eine Einbuße in den exekutiven Prozessen (höhere Funktionen des Bewusstseins) zurückzuführen sind.

Behandlung

Konfabulationen nach Hirnverletzungen

Hirnverletzungen können mittelfristig Konfabulationen hervorrufen.

Konfabulationen gelten als unbehandelbare Folgeerkrankung. Es gibt aber einen Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten, die nach einer Hirnverletzung konfabulieren. Dieses neuropsychologische Verfahren basiert auf einer Konfrontation zur kognitiven Stimulation.

Forscher der Universität von Granada haben diese Behandlung entwickelt. Sie besteht darin, den Patienten eine Reihe von Bildern zu zeigen. Die Bilderfolge kann sich jeweils inhaltlich unterscheiden und danach bitten die behandelnden Ärzte den Patienten, sich an das Gesehene zu erinnern. Konfabulationen treten beim Versuchen sich zu erinnern auf, und das ist dann der Zeitpunkt, in dem die Konfrontation stattfindet.

Die Ärzte müssen ihre Patienten dabei darauf hinweisen, dass die Erinnerung, die sie haben, nicht wahr ist, und dann zeigen sie ihnen die Bilder erneut. Sie erklären ihnen dabei, dass ihre Erinnerung fehlerhaft ist, was in der Neuropsychologie als Feedback bezeichnet wird. Man kann eine Verbesserung der Störung nach etwa neun Wochen erwarten.

Was du tun solltest, wenn du jemanden kennst, der konfabuliert

Wenn du jemanden kennst, der möglicherweise konfabuliert, solltest du nicht vorschnell darauf bestehen, dass die Person sich irrt. Behalte im Hinterkopf, dass die Erinnerungen für diese Personen real sind, also zeige Einfühlungsvermögen und vermeide es so, sie weiter zu stressen.

Mithilfe eines Spezialisten sollte eine Diagnose erfolgen, um die weitere Behandlung festzulegen. Bei manchen Patienten geht die Störung von selbst zurück und sie benötigen keinen Krankenhausaufenthalt.


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