Die Amnesie und ihre verschiedenen Arten

Die Amnesie ist eine Krankheit, die mehrere Ursachen haben kann, vom Drogenkonsum über Traumata und Kopfverletzungen bis hin zum Alkoholmissbrauch. In unserem heutigen Artikel werden wir uns mit den häufigsten Arten von Amnesie befassen.  
Die Amnesie und ihre verschiedenen Arten
Samuel Antonio Sánchez Amador

Geschrieben und geprüft von dem Biologen Samuel Antonio Sánchez Amador.

Letzte Aktualisierung: 15. Dezember 2022

Es gibt verschiedene Arten von Amnesie oder amnestischen Syndromen sowie Klassifikationen. Der Gedächtnisverlust kann bei dieser Störung zeitweise oder dauerhaft sein. Aus der Fachliteratur geht hervor, dass die dissoziative Amnesie, eine spezifische Form, in bestimmten Bevölkerungsgruppen eine Inzidenz von bis zu 2,6 % erreichen kann.

Man unterscheidet verschiedene Formen der Amnesie, die nach dem Zeitraum, dem Lebensabschnitt, der Ursache oder der Ausprägung eingeteilt werden. Anschließend betrachten wir die häufigsten Arten von Gedächtnisverlust etwas genauer, allerdings überschneiden sich diese auch sehr häufig.

Im Allgemeinen können die Ursachen für einen Gedächtnisschwund organisch oder funktionell sein. Zu den häufigsten Auslösern gehören zum Beispiel Hirntraumata und die Einnahme bestimmter Medikamente.

Einteilung nach dem Zeitraum

In diese Gruppe gehören die retrograde und die anterograde Amnesie, an denen ein Patient auch gleichzeitig leiden kann, denn es handelt sich um zwei komplementäre Störungen. Die Website Memory Health Check definiert diese Formen wie folgt.

Anterograde Amnesie

In diesem Fall überträgt das Gehirn keine neuen Ereignisse in das Langzeitgedächtnis des Patienten. Das bedeutet, dass sich die Person nur an das erinnert, was vor dem Einsetzen des Gedächtnisschwundes passiert ist.

Betroffene verlieren an Selbständigkeit im täglichen Leben, denn sie sind unfähig, neue Erinnerungen und Erfahrungen zu speichern. Dies führt auch auf emotionaler Ebene zu verschiedenen Störungen. Gleichzeitig bestehen weitere Gesundheitsrisiken durch Unfälle. So vergessen Betroffene zum Beispiel, dass sie ein Feuer angezündet haben, was schwere Folgen haben kann.

Retrograde Amnesie

Hier geht es um die andere Seite der Medaille, denn bei der retrograden Amnesie erinnert sich der Patient an nichts, was vor dem Einsetzen des Gedächtnisschwundes passiert ist. Laut der Internationalen Universität von Valencia ist es möglich, alle Informationen zu vergessen, die vor dem Hirntrauma oder dem auslösenden Ereignis vorhanden waren.

Amnesien können anterograd oder retrograd sein
Amnesien können anterograd oder retrograd sein, je nachdem, ob der Informationsverlust vor oder nach dem schädigenden Ereignis liegt.

Erfahre hier mehr zum Thema: Amnesie: Symptome und Prävention

Einteilung nach der zugrundeliegenden Ursache

Die Cleveland Clinic erklärt, dass der Gedächtnisschwund auch nach den zugrundeliegenden Ursachen klassifiziert werden kann. Die häufigsten Auslöser sind folgende:

Posttraumatischer Gedächtnisschwund

Aus neurologischern Studien geht hervor, dass eine traumatische Hirnverletzung (TBI) weltweit zu den häufigsten Ursachen für Behinderung und Sterblichkeit zählt. Daten zeigen, dass es in den Vereinigten Staaten aufgrund dieser Art von Verletzung mehr als 2,5 Millionen Krankenhauseinweisungen gibt. Dies entspricht 16 % der Krankenhauseinweisungen wegen Stürzen und Schlägen.

Eine posttraumatischer Gedächtnisschwund tritt als Folge von Verletzungen auf, die zwar einen Hirnschaden verursachen, aber den Schädel nicht durchdringen. Diese Art von Störung geht in der Regel mit einem Bewusstseinsverlust oder in schweren Fällen mit einem Koma einher. Glücklicherweise ist der Gedächtnisverlust in den meisten Fällen vorübergehend.

Diencephale Amnesie

Bei dieser Form ist das Zwischenhirn geschädigt, das für die endokrine und vegetative Steuerung wichtig ist. Ein Beispiel ist das Korsakow-Syndrom, das meist durch eine mangelnde Vitaminabsorption (meist Vitamin B1) zustandekommt, wenn Magenschäden durch übermäßigen Alkoholkonsum vorliegen.

Gedächtnisschwund durch Alzheimer

Noch sind die genauen Ursachen von Alzheimer nicht zur Gänze bekannt, doch Gesellschaften wie Elalzheimer.com weisen darauf hin, dass Gedächtnisschwund zu den ersten Symptomen dieser Krankheit zählt. Mit der Zeit verlieren Betroffene das Kurzzeitgedächtnis und die Erinnerungen an unmittelbare Ereignisse.

Arzneimittelinduzierter Gedächtnisverlust

Nach Angaben des San Diego Hospital verursachen einige Medikamente wie Flunitrazepam eine anterograde Amnesie. Dies macht es dem Patienten, wie bereits zuvor erwähnt, unmöglich, sich an alles zu erinnern, was unter dem Einfluss des Arzneimittels passiert ist.

Leider ist Flunitrazepam als Missbrauchsdroge bekannt. Es gibt Täter, die dieses Medikament in Getränke geben, damit sich Frauen nicht daran erinnern können, was passiert ist. Sie können so auch das Gesicht des Vergewaltigers nicht identifizieren.

Einteilung nach der Ausprägung

Transiente globale Amnesie (TGA)

Nach Angaben der Mayo Clinic ist die transiente globale Amnesie ein vorübergehender Gedächtnisverlust, der nicht auf die häufigsten neurologischen Erkrankungen, wie Epilepsie oder Schlaganfall, zurückzuführen ist. Die Inzidenz dieser Erkrankung – das heißt, die Anzahl neuer Fälle an einem bestimmten Ort – beträgt etwa 2,9 bis 10 Fälle pro 100.000 Menschen.

Experten sehen sie daher als eine sehr seltene Erkrankung an. Obwohl die Wissenschaftler den Auslöser der Pathologie noch nicht kennen, vermuten sie einen Zusammenhang mit dem Vorhandensein von Migräne oder Erkrankungen vaskulären Ursprungs.

Dissoziative Amnesie

In diesem Fall handelt es sich um einen unbewussten Abwehrmechanismus. Patienten, die an dissoziativer Amnesie leiden, blockieren traumatisches Erfahrungen.

Die Website von MSD Manuals informiert, dass diese Gedächtnislücken von wenigen Minuten bis zu Jahrzehnten dauern können. Hypnose und medikamentenunterstützende Gespräche  können den Patienten helfen, sich an die traumatischen Ereignisse zu erinnern.

Qualitative Amnesien oder Paramnesien

Das Medical Dictionary definiert diese Form der Amnesie als Gedächtnisstörung, die eine Verzerrung von Erinnerungen beinhaltet. Diese fiktiven Fakten ersetzen reale Situationen, an die man sich nicht erinnern kann.

Diese Art des Gedächtnisverlusts tritt häufig bei chronischem Alkoholismus und organischen Gehirnsyndromen auf. Man spricht auch von deja vú und jamais vú. Der erste Ausdruck bezieht sich auf eine Situation, in der man eine neue Erfahrung so empfindet, als ob man sie schon einmal erlebt hätte. Andererseits beschreibt die zweite eine Situation, in der sich eine Person nicht explizit daran erinnert, etwas schon einmal gesehen zu haben.

Alzheimer steht in Verbindung mit einem Gedächtnisverlust
Krankheiten wie Alzheimer führen zum Gedächtnisverlust.

Einteilung nach dem Lebensabschnitt

Infantile Amnesie

Psychologen sprechen von infantiler Amnesie, da sich die meisten Erwachsenen nicht an Ereignisse aus ihren ersten drei Lebensjahren erinnern können. Untersuchungen zeigen, dass die Grenze dieses Gedächtnisverlustes individuell und kulturell variabel ist.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Nach einer schweren Gehirnerschütterung, die zu einem Bewusstseinsverlust führt, auch wenn dieser nur wenige Sekunden andauert, ist ein Besuch beim Notarzt zwingend notwendig. Manche Hirnverletzungen machen sich nicht sofort bemerkbar, weshalb du so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen solltest.

Gleichzeitig muss betont werden, dass der Verlust des Kurzzeitgedächtnisses in der Allgemeinbevölkerung häufig vorkommt. Wir leben in einer hektischen Welt und manchmal führen Angststörungen dazu, dass wir uns zerstreut und verwirrt fühlen. Daher besteht kein Grund zur Sorgen, wenn du dich nicht perfekt an etwas erinnerst.

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Amnesien sind zahlreich und vielfältig

Es gibt zahlreiche Formen der Amnesie, wir haben heute nur die wichtigsten erwähnt. Häufig tritt der Gedächtnisverlust nach einer Kopfverletzung auf und ist vorübergehend. Besonders im Alter sind jedoch oft auch Krankheiten wie Alzheimer dafür verantwortlich.

Vergesslich zu sein ist in einer Gesellschaft mit einer großen Reizüberflutung etwas Alltägliches. Wenn eine Person jedoch wesentliche Details ihres Alltags vergisst, sich in ihrem eigenen Zuhause verwirrt fühlt oder nicht in der Lage ist, ihren Standort im Raum zu identifizieren, ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen.


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