Wer sollte sich glutenfrei ernähren?

Sich glutenfrei zu ernähren wird immer beliebter, sodass es mittlerweile schon ein Trend zu sein scheint und Gluten verteufelt wird.
Wer sollte sich glutenfrei ernähren?

Geschrieben von Okairy Zuñiga

Letzte Aktualisierung: 28. August 2023

Viele Produkte sind glutenfrei – und es werden immer mehr. Und es glauben auch immer mehr Leute daran, dass Gluten ungesund sei. Dabei weiß kaum jemand, was Gluten eigentlich ist und für wen eine Ernährung ohne Gluten sinnvoll ist und für wen nicht.

Ist glutenfrei wirklich besser?

Ein als glutenfrei gekennzeichnetes Produkt wird oft von Menschen gekauft, die nicht wirklich wissen, was Gluten ist und warum es Lebensmittel gibt, die glutenfrei angeboten werden.

Erfahre heute, für wen allein es sinnvoll ist, sich glutenfrei zu ernähren – und was Gluten überhaupt ist.

Ja, es gibt diverse Ratgeber zum Thema „glutenfrei ernähren“, doch diese haben nichts mit Abnehmdiäten, besonders gesunder Ernährung oder „bio“ zu tun. Es handelt sich schlichtweg um eine Kostform für Kranke.

Was ist Gluten?

Gluten wird oft mit „Klebereiweiß“ gleichgesetzt, obwohl dies nicht ganz richtig ist.

Korrekterweise ist Gluten die Bezeichnung für ein bestimmtes Stoffgemisch aus Proteinen, also Eiweißen, Kohlenhydraten und Fetten.

Dieses Stoffgemisch sorgt dafür, dass Mehl in Verbindung mit Wasser zu einer klebrigen Masse wird.

Enthält Getreide Gluten, lassen sich daraus höhere, „fluffigere“ Gebäcke backen, wie zum Beispiel Brot in Form eines Brotlaibes oder hoch aufgehende Brötchen und Kuchen.

Der Teig kann mit Hefe oder anderen Backtriebmitteln „aufgehen“, ohne dabei seine Struktur zu verlieren.

Aus Getreide ohne oder nur mit geringem Anteil von Gluten lassen sich nur flache Gebäcke wie zum Beispiel Fladenbrot oder Kekse backen.

Gluten ist also nicht schädlich, sondern ganz natürlich in hohem Anteil in folgenden Getreidesorten enthalten:

  • Dinkel
  • Weizen
  • Kamut
  • Emmer
  • Einkorn
  • Hartweizen

Wer an Glutenunverträglichkeit leidet, verträgt eben jene Eiweißmischung nicht. Dies führt bei den Betroffenen zu einer Entzündung der Dünndarmschleimhaut.

Die Krankheit wird auch Zöliakie genannt und ist nicht heilbar. Nur für jene Menschen ist es nötig, sich glutenfrei zu ernähren.

Wer nicht an Zöliakie leidet, hat keinen einzigen Nutzen davon, sich glutenfrei zu ernähren!

Was sind die Symptome von Zöliakie?

Nicht jeder, der auf glutenhaltige Lebensmittel verzichtet, leidet auch wirklich unter Zöliakie. Ärzte stellen immer wieder fest, dass es eine Art Mode geworden ist, auf Gluten zu verzichten, obwohl dafür keine medizinische Indikation gegeben ist.

Wissenschaftsmedizinisch nicht fundierte Ernährungsphilosophien führen dazu, dass Menschen auf Gluten verzichten, obwohl sie darauf keinesfalls allergisch oder mit einer Autoimmunreaktion reagieren.

Das ist aus wissenschaftlicher Sicht unnötiger Blödsinn.

Menschen, die tatsächlich unter Zöliakie leiden zeigen bei andauerndem Konsum glutenhaltiger Lebensmittel folgende Symptome:

  • Blähungen
  • „Fettstuhl“ (übel riechend und fettig glänzend)
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Bauchschmerzen
  • Unregelmäßiger Stuhlgang
  • Blutarmut
  • Unfruchtbarkeit

Nicht immer treten alle Symptome auf und oft bleibt Glutenunverträglichkeit lange unentdeckt, weil die Symptome diffus sind und nicht genau zugeordnet werden.

Hast du den Verdacht, dass auch du unter Zöliakie leiden könntest, solltest du deinen Arzt aufsuchen, der herausfinden kann, ob du tatsächlich betroffen bist oder nicht.

Mithilfe eines Antikörper-Testes ist es in 90 % aller Fälle möglich, Glutenunverträglichkeit zu diagnostizieren.

Stellt der Arzt fest, dass du bestimmte Antikörper im Blut hast, wird er eine Endoskopie durchführen.

Dabei schaut er sich Magen und Dünndarm genau an und nimmt Gewebeproben, die untersucht werden. Unter dem Mikroskop können Veränderungen im Gewebe des Dünndarmes erkannt werden, die auf eine Entzündung durch Zöliakie hindeuten.

Erst nach erfolgter Diagnose (und nur dann!) ist es sinnvoll, deine Ernährung auf glutenfrei umzustellen – und das dein Leben lang.

Was darf ich bei Glutenunverträglichkeit essen?

Grob gesagt sind alle Lebensmittel erlaubt, die kein Getreide enthalten, das glutenhaltig ist. Leider ist in vielen industriell verarbeiteten Lebensmitteln Gluten enthalten, da es oft als isolierter Zusatzstoff verwendet wird.

Wer industriell hergestellte Lebensmittel verwendet, muss die Zutatenliste aufmerksam lesen.

Es ist grundsätzlich besser, auf Industrie-Essen zu verzichten und sich alle Mahlzeiten selbst zuzubereiten. Dabei kann ganz bewusst Getreide gewählt werden, das wenig oder kein Gluten enthält.

Diese sind unter anderem:

  • Teff
  • Hirse
  • Mais
  • Reis
  • Quinoa
  • Amarant
  • Buchweizen

Aus diesen Getreide- und Pseudogetreidearten werden Teigwaren wie Gebäck oder Nudeln hergestellt, die für an Zöliakie leidende Menschen verträglich sind.

Es gibt auch Bier, das glutenfrei ist! Aber solange du nicht nachgewiesenermaßen unter Zöliakie leidest, musst du keine glutenfreien Produkte kaufen.


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  • Vici G., Belli L., Biondi M., Polzonetti V., Gluten free diet and nutrient deficiencies: a review. Clin Nutr, 2016. 35 (6): 1236-1241.
  • Emmanuel A., Mattace Raso F., Neri MC., Petersen KU., et al., Constipation in older people: a consensus statement. Int J Clin Pract, 2017.

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