Seife, Feind des Coronavirus

In den letzten Tagen haben uns Ärzte und Wissenschaftler erklärt, warum ein einfaches Stück Seife eines der wichtigsten Utensilien im Kampf gegen die Ansteckung durch den Coronavirus ist. Was wir hierüber wissen müssen.
Seife, Feind des Coronavirus

Geschrieben von Daniela Echeverri Castro

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

In den letzten Tagen wird viel Angst und Schrecken und Desinformation hinsichtlich des neuen Coronavirus (COVID-19) verbreitet. Als Reaktion darauf betonen Ärzte, Wissenschaftler und Gesundheitsbehörden immer wieder die Wichtigkeit von Vorbeuge- und Schutzmaßnahmen. Hier kommt ein Feind des Coronavirus ins Spiel: die Seife.

Auf Twitter findet man Erklärungen zum Thema, u.a. von Alberto Sicilia, Doktor der theoretischen Physik, und Palli Thordarson, Chemieprofessor an der University of New South Gales, Australien. Sie erklären, warum Seife eines der besten Mittel ist, den Virus, der die ganze Welt in Atem hält, zu bekämpfen.

Was macht Seife zum Feind des Coronavirus?

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Durch ihre Fettlösekraft kann Seife die Fettmembran des Virus auflösen. Das macht sie zum perfekten Mittel zur Inaktivierung der Mikroorganismen.

Damit wir verstehen können, was die Seife zum Feind des Coronavirus macht, verdeutlichen die Experten zunächst, dass es sich bei Viren um mikroorganische “Wesen” handelt, welche sich alleine nicht vermehren können, sondern hierzu einen Wirt benötigen und deshalb versuchen, in menschliche Körperzellen einzudringen.

Beim Coronavirus handelt es sich um einen Virus, der aus drei Elementen zusammengesetzt ist: das Erbmaterial (RNA), Proteine, mit deren Hilfe sich das Virus in menschlichen Zellen festsetzt und eine schützende Fettschicht, die das Virus umgibt. An dieser Fettmembran setzt die Seife in ihrer Funktion als Virusbekämpfungsmittel an.

Seifen enthalten Tenside, die in ihrer Struktur denen von Fetten ähneln. Solch eine Ähnlichkeit besteht also auch zur Fettmembran des Coronavirus. Dies ermöglichlicht eine Aktivität in der verwandten Umgebung, ein Phänomen, das auch unter dem Namen Amphiphilie bekannt ist.

So treten die Moleküle in Interaktion mit den Lipiden der Virusmembran, was dazu führt, dass sich die Membran nach und nach auflöst und der Mikroorganismus, bei dem es sich in Wahrheit um kein echtes Lebewesen handelt, der aber durchaus einige Stunden oder Tage außerhalb eines Körpers überleben kann, somit inaktiv wird.

Das erklärt, warum die Seife als Feind des neuen Coronavirus sowie von vielen anderen Krankheitskeimen gilt. Und es wird auch deutlich, warum das gründliche Händewaschen als Vorbeugemaßnahme so wichtig ist, um die Verbreitung der Infektion, die uns derart in Angst und Schrecken versetzt, zu verhindern.

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Kann Seife den Coronavirus abtöten?

In dem Moment, wo die Seife die Fettmembran, die den Virus schützend umgibt, auflöst, “fällt dieser wie ein Kartenhaus zusammen und stirbt ab” – sagen die Experten. Wobei, wie bereits erwähnt, ein Virus kein wirkliches Lebewesen ist und deshalb nicht stirbt, sondern durch die Wirkung der Seife und dem gründlichen Händewaschen vielmehr inaktiv wird.

Dr. Dan McGee, Kinderarzt am Helen DeVos Children’s Hospital in Grand Rapids, Michigan, sagte in einem Interview der Tageszeitung TODAY, dass “das Händewaschen die zweitbeste Möglichkeit ist, einer Infektion zuvorzukommen”. Besser sei nur eine Impfung, natürlich erst, sobald es eine gibt.

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Quelle: Universität Burgos

Aber ist Händewaschen wirklich ausreichend? Sicher nicht allein. Nichtsdestotrotz ist die Rolle des Händewaschens in Bezug auf Infektionskrankheiten wissenschaftlich erwiesen. Laut einer Veröffentlichung in der Datenbank der systematischen Reviews der internationalen Organisation Cochrane hilft das Händewaschen, die Verbreitung der Krankheit zu verringern.

Außerdem heißt es dort weiter, dass durch regelmäßiges Händewaschen die Wahrscheinlichkeit, sich bei einer Atemwegserkrankung anzustecken, um bis zu 54 % reduziert wird, was mehr ist als bei allen anderen Maßnahmen. Dies wurde zuletzt durch neue Studien bestätigt, wie auch von der Technischen Universität von Massachusetts.

In deren Untersuchung wurde herausgefunden, dass ein erhöhter Prozentsatz des Händewaschens bei Reisenden, die 10 der größten Flughafen weltweit frequentieren, entscheidend für ein Verringern der Verbreitung vieler Infektionskrankheiten ist.

Seifen oder Desinfektionsmittel, was ist besser?

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Entgegen der weitläufigen Meinung, dass man zur Bekämpfung von Viren Desinfektionsmittel braucht, ist Seife hierfür mindestens genauso gut oder besser geeignet. Man braucht hierfür auch keine Spezialseife, sondern jede beliebige erfüllt den Zweck.

Gründliches Händewaschen stellt eine der wichtigsten Maßnahmen gegen Infektion und Verbreitung von Krankheitskeimen wie den Coronavirus dar. Trotzdem führt die weltweite Angst vor dieser neuen Krankheit dazu, dass viele Menschen glauben, dass Händedesinfektionsmittel zur Bekämpfung des Virus besser geeignet sei als herkömmliche Seifen.

Ist hier etwas Wahres dran? Es ist so, dass Gesundheitsexperten und die amerikanische Organisation Centers for Disease Control and Prevention (CDC) Seife den Vorzug geben. Bislang gibt es auch keine Beweise dafür, dass antibakterielle Seifen zur Vorbeugung gegen Krankheiten wirksamer wären als herkömmliche.

Wer jedoch gerade nicht Wasser und Seife zur Hand hat, kann ersatzweise Desinfektionsmittel mit mindestens 60 % Alkohol benutzen. In Büros o. ä. können auch Desinfektionstücher hilfreich sein. Der Nachteil hier ist vor allem, dass die Nachfrage nach Desinfektionsmittel derart in die Höhe geschnellt ist, dass es teilweise zu völlig absurd überteuerten Preisen verkauft wird, während die Zweckmäßigkeit der Seife immer noch unterschätzt wird.

Lieber Seife verwenden

Wie zuvor klar geworden ist, hat Seife nicht nur den Vorteil, dass man sie praktisch immer bei der Hand hat, sondern sie ist tatsächlich das wirksamere Mittel. Es braucht auch keine Spezialseife, sondern alle helfen, ob Flüssigseife, Stückseife, Schmierseife, Seifen, die speziell für Männer oder Frauen angeboten werden; kurz, alle Arten von Seife.

Was vor allem beachtet werden muss, ist die Dauer des Händewaschens. Die Hände müssen mindestens 20 Sekunden lang mit Wasser und Seife gewaschen werden. Dabei sollten die Hände immer gründlich eingeseift und gerieben werden, vor allem auch zwischen den Fingern und bis hoch an die Ellenbogen, und dies mindestens fünfmal am Tag oder so oft wie nötig.


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  • Christos Nicolaides, Demetris Avraam, Luis Cueto‐Felgueroso, Marta C. González, Ruben Juanes. Hand‐Hygiene Mitigation Strategies Against Global Disease Spreading through the Air Transportation Network. Risk Analysis, 2019; DOI: 10.1111/risa.13438

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