Aderlass-Therapie (Phlebotomie): Was ist das?

Bei der therapeutischen Phlebotomie wird venöses Blut entnommen, um den Gesundheitszustand eines Patienten zu verbessern. Erfahre mehr darüber.
Aderlass-Therapie (Phlebotomie): Was ist das?
Maryel Alvarado Nieto

Geschrieben und geprüft von der Medizinerin Maryel Alvarado Nieto.

Letzte Aktualisierung: 14. Juni 2023

Die Aderlass-Therapie (Phlebotomie) kam bereits im Altertum in Ägypten, China, Indien und anderen Kulturen zum Einsatz. Auch im Mittelalter war diese Methode beliebt, um das Ungleichgewicht der Körpersäfte wieder herzustellen und beispielsweise Infektionen zu heilen. In vielen Fällen richtete dieses Verfahren mehr Schaden als Nutzen an, bei bestimmten Krankheiten war es jedoch nützlich.

Heute verfügen wir über tiefere Kenntnisse und moderne Technologien, trotzdem kann die Aderlass-Therapie in bestimmten Situationen effizient eingesetzt werden.

Die Aderlass-Therapie

Aderlass-Therapie (Phlebotomie)
Bei einer Phlebotomie wird maximal ein halber Liter Blut aus der Armvene der Ellenbogenbeuge entnommen.

Vor der Phlebotomie erfolgt eine Untersuchung der Vitalwerte der zu behandelnden Person. Außerdem ist es wichtig, dass der Patient davor ausreichend isst und trinkt. Auch nach dem Eingriff sollte er ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen.

Bei der Aderlass-Therapie entnimmt eine medizinische Fachkraft maximal einen halben Liter Blut aus der Armvene der Ellenbogenbeuge. Das Blut wird in einem Behälter aufgefangen, um es später zu analysieren. Die genaue Menge hängt vom klinischen Zustand des Patienten (u.a. vom Eisenspiegel) und vom Zweck der Phlebotomie ab.

Der Eingriff dauert zwischen 20 und 40 Minuten. Während der Aderlass-Therapie wird der Blutdruck kontrolliert, der zunächst abnimmt. Bei Schwindel wird die Behandlung abgebrochen, deshalb kann die Phlebotomie bei einem zu niedrigen Blutdruck nicht durchgeführt werden. Nach der Intervention sind plötzliche Veränderungen der Position zu vermeiden.

Aderlass-Therapie: Wann hilft die Phlebotomie?

Zwar kam diese Therapie jahrhundertelang bei verschiedensten Krankheiten zum Einsatz, heute gibt es jedoch meistens effizientere und modernere Methoden.

Sie kann bei Fettstoffwechselstörungen und erhöhten Blutzucker- und Harnsäurewerten von Vorteil sein. Die Aderlass-Therapie hat bei der Behandlung des metabolischen Syndroms (Übergewicht, Diabetes, Fettstoffwechselstörung) Erfolge erzielt und kommt auch bei Koliken, Hautkrankheiten und Schlaganfallrisiko zur Anwendung.

Hereditäre Hämochromatose

Die hereditäre Hämochromatose (HH) ist eine genetisch bedingte Eisenspeicherkrankheit, die zu einer erhöhten Aufnahme von Eisen aus der Nahrung führt. Das Metall sammelt sich im Körper an und verursacht oft Symptome, die sich bei jedem Patienten sehr unterschiedlich äußern.

Bei dieser Krankheit müssen die Eisenwerte sorgfältig überprüft werden, denn das überschüssige Metall kann Organe wie Leber, Herz und Bauchspeicheldrüse schädigen. Die Aderlass-Therapie ist eine einfache und effektive Methode, um überschüssiges Eisen auszuleiten. Die frühzeitige Behandlung verzögert die Progression einer Leberzirrhose und verbessert die Überlebenschancen der Patienten.

In der Anfangsphase variiert die Häufigkeit der Behandlungen (jede oder jede zweite Woche), je nach Zustand und Verträglichkeit der Technik bei der Person. Wenn die Person Normalwerte erreicht, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen nötig. Die Aderlass-Therapie kann in größeren Abständen weiterhin erforderlich sein.

Aderlass-Therapie: Kontraindikationen bei Patienten mit HH

Die Aderlass-Therapie eignet sich nicht bei allen Patienten mit einer hereditären Hämochromatose. Bei koronaren Herzkrankheiten, kongestiver Herzinsuffizienz, Anämie und fortgeschrittenem Alter ist diese Therapie kontraindiziert. Die Therapie zweiter Wahl ist die subkutane Gabe von Deferoxamin.

Frau benötigt Aderlass-Therapie
Bei bestimmten Krankheiten ist auch heute die Aderlass-Therapie die Behandlung erster Wahl.

Porphyria cutanea tarda

Porphyria cutanea tarda ist eine Stoffwechselkrankheitdie durch eine abnormale Synthese des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin entsteht. Deshalb sammelt sich im Körper ebenfalls Eisen an. Es kommt zu Leber- und Hautveränderungen.

In diesem Fall ist die Aderlass-Therapie die Behandlung erster Wahl, um den Eisenspiegel zu regulieren und mögliche Organschäden zu verhindern. Sobald akzeptable Werte erreicht werden, muss die Notwendigkeit weiterer Behandlungen kontinuierlich überprüft werden.

Eisenmenger-Syndrom

Diese sehr seltene angeborene Herzkrankheit führt zu einer Erhöhung des pulmonalen Gefäßwiderstands und damit zu Lungenhochdruck. Betroffene entwickeln eine Zyanose, das bedeutet, dass es zu einer verminderten Sauerstoffversorgung kommt. Mit der Zeit leiden daran alle Organe.

Eine Folge dieser Krankheit ist die Polyzythämie, ein pathologischer Anstieg der Erythrozytenmenge. Eine symptomatische Polyzythämie kann mit der Aderlass-Therapie behandelt werden. Sind keine Symptome vorhanden, ist diese Maßnahme, die zu einem Eisenmangel führen kann, unnötig.

Chronische Lungenerkrankungen

Bestimmte Lungenkrankheiten führen zu einer chronischen Hypoxie und einer erhöhten Erythrozytenproduktion. In der Folge kann sich ein Hyperviskositätssyndrom entwickeln. In diesem Fall ist die Phlebotomie eine Behandlungsmöglichkeit, um die Symptome zu lindern. Die verschiedenen Studien über diese Krankheiten lassen jedoch keine langfristige Nachbeobachtung zu, sodass der Nutzen der Technik fraglich ist.

Aderlass-Therapie für Blutspenden?

Verschiedene Experten weisen darauf hin, dass die Entsorgung des Blutes nach dem Aderlass einer unnötigen Verschwendung gleichkommt, da die Blutqualität gleich gut oder sogar besser wie bei normalen Blutspendern ist. Warum also das Blut, das regelmäßig abgenommen wird, nicht für Blutkonserven verwenden? Diese Möglichkeit sollte unbedingt geprüft werden.


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