Krebs durch Übersäuerung: ist das möglich?

Übersäuerung wird in der alternativen Medizin als eine mögliche Ursache für Krebs genannt.
Krebs durch Übersäuerung: ist das möglich?

Geschrieben von Silke Neumann

Letzte Aktualisierung: 14. Dezember 2018

Übersäuerung soll, glaubt man alternativmedizinischen Quellen, für eine Vielzahl von Krankheiten verantwortlich sein. Krebs durch Übersäuerung ist die wohl schlimmste der Krankheiten, die durch falsche Ernährung verursacht werden soll.

Kann man Krebs durch Übersäuerung vermeiden und was bringt basische Ernährung im Kampf oder in der Vorsorge von Krebs?

Was ist Übersäuerung?

In der Alternativmedizin herrscht die Annahme, dass säurebildende Lebensmittel und ungesunder Lebensstil zu Übersäuerung führen sollen.

Verfechter der „Übersäuerungs-Theorie“ sind der Meinung, dass viele Zivilisationskrankheiten wie Gelenkerkrankungen (z.B. Gicht), viele Allergien, Neurodermitis und auch Krebs durch eine Übersäuerung des Körpers verursacht würden.

Sie begründen dies damit, dass unsere moderne Ernährung mit Fast Food, Weißmehl, Zucker, Alkohol und anderen, allgemein als ungesund anerkannten, Lebensmitteln dazu führe, dass im Körper zu viele Säuren gebildet würden.

Die Grundlage ist die Annahme, der Körper sei bei vielen Menschen durch falsche Ernährung oder gar Stress übersäuert und man müsse dieses Missverhältnis durch die Ernährung regulieren.

Diese Ernährung nennt man „basische Ernährung“. Sie soll dazu beitragen, den pH-Wert des Körpers auszugleichen. Das soll Gesundheitsrisiken vermindern.

Gemüse gegen Übersäuerung
Was ist basische Ernährung?

Der Folgeschluss der Annahme, der Körper sei durch falsche Ernährung und Stress übersäuert ist dann die Vorstellung, dass der Übersäuerung des Körpers mit einer „basischen Ernährung“ vorgebeugt werden müsse, um Folgeschäden und Krankheiten vorzubeugen.

Diese Ernährung besteht aus einer langen Liste basischer oder „basenbildender“ Lebensmittel. Darunter befinden sich zum Beispiel Kartoffeln, Gemüse, Obst, Trockenfrüchte und Rohmilch.

Manches auf dieser Liste ist schon etwas unverständlich. Obwohl Rohmilch als basisch gilt, werden Milchprodukte wie zum Beispiel Käse jedoch als säurebildend genannt.

Ist es einem mit der Ernährung nicht möglich, die angenommene Übersäuerung des Körpers auszugleichen, sollen auch Nahrungsergänzungsmittel wie „Basenpulver“ oder andere basische oder basenbildende Nahrungsergänzungsmittel helfen.

alkalische und saure Lebensmittel
Was ist dran an Übersäuerung?

Die Meinung der Wissenschaft und Medizin ist eindeutig. Eine „Übersäuerung“ des Körpers ist nur bei schweren Stoffwechselentgleisungen (z.B. bei Diabetes) möglich. Sie wird nicht durch unsere moderne und ungesunde Ernährung verursacht.

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Es konnte bei keiner wissenschaftlichen Studie ein Zusammenhang zwischen „Übersäuerung“ und Krankheiten festgestellt werden.

Ein gesunder Körper reguliert das Säure-Basen-Verhältnis selbstständig und braucht dazu keine spezielle Ernährung oder Pulver.

Überschüssige Säuren müssen nicht im Körper durch sogenannte „basenbildende Lebensmittel“ ausgeglichen werden. Der Körper scheidet sie ohnehin von selbst wieder aus.

Ein Großteil der überschüssigen Säuren wird über die Nieren ausgeschieden, aber auch Atem, Schweiß und Stuhlgang enthalten Säuren.

Nur bei wirklich kranken Menschen (Diabetes, Nierenfunktionsstörungen) können zu viele Säuren ins Blut gelangen.

Aber auch dann entsteht keine „Übersäuerung“, denn der Körper mobilisiert Kalzium aus den Knochen, um den Säure-Basen-Haushalt wieder zu normalisieren.

Wird bei einem Alternativmediziner oder Heilpraktiker eine angebliche „Übersäuerung“ durch einen Urintest diagnostiziert, bedeutet das lediglich, dass die natürlichen Regulationsmechanismen des Körpers funktionieren.

Ist der Urin „zu sauer“, hat der Körper somit überschüssige Säuren selbsttätig ausgeschieden. Der pH Wert des Urins schwankt über den ganzen Tag ständig.

Blut
Ist Krebs durch Übersäuerung möglich und hilft basische Ernährung dagegen?

Der einzige positive Nebeneffekt einer „basischen Ernährung“ ist der, dass sich Menschen intensiver mit dem, was sie essen auseinandersetzen. Deshalb ernähren sie sich dann auch gesünder.

Die Verbraucherzentrale stuft Nahrungsergänzungsmittel als „unnötig“ ein. Auch sie verweisen auf das natürliche Puffersystem unseres Körpers, das in der Lage ist, das Säure-Basen-Gleichgewicht selbst herzustellen.

Nicht nur die Verbraucherzentrale, auch andere Institutionen wie zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), die Deutsche Krebshilfe, Mediziner und Pharmakologen weisen darauf hin, dass es keine Beweise für die Theorien zum Thema der „Übersäuerung“ und „basische Ernährung“ gibt.

Eine „basische Ernährung“ schadet deinem Körper grundsätzlich genauso wenig oder viel wie eine „saure Ernährung“. Das liegt daran, dass der Körper jegliches Ungleichgewicht, egal ob sauer oder alkalisch, von selbst wieder ausbalanciert.

Wenn du das Gefühl hast, eine „basische Ernährung“ tut dir gut, dann schadet es auch nicht, weiterhin auf deine Ernährung zu achten.

Lebensmittel, die in der Theorie der „basischen Ernährung“ als „säurebildend“ angesehen werden, sind ohnehin oft ungesund und schaden deiner Gesundheit: Weißmehlprodukte, Zucker, Alkohol, Fleisch, Wurst etc.

Weil aber auch grundsätzlich gesunde Lebensmittel wie zum Beispiel Sojaprodukte, Nüsse und Tee angeblich „säurebildend“ und daher „ungünstig“ seien, solltest du deine Ernährung nicht zu strikt nach den Richtlinien der „basischen Ernährung“ ausrichten.

 


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