Was sind die negativen Kalorien?

Von negativen Kalorien wird behauptet, dass sie beim Stoffwechsel mehr Energie benötigen, als sie liefern
Was sind die negativen Kalorien?

Geschrieben von Silke Neumann

Letzte Aktualisierung: 23. Januar 2019

Regelmäßig, meistens in den ersten Wochen eines jeden neuen Jahres oder gerne auch kurz vor der Bikini-Saison, liest man in Zeitschriften und Magazinen von sogenannten negativen Kalorien.

Doch was steckt dahinter? Wie funktioniert das? Oder besser: kann das überhaupt funktionieren? Um welche Lebensmittel handelt es sich? Heute erfährst du mehr!

Die Theorie der negativen Kalorien

Negative Kalorien, so liest man regelmäßig in der Klatschpresse, seien Lebensmittel, die zwar Energie liefern, jedoch ein Vielfaches ihres eigenen Brennwertes beim Stoffwechsel erfordern.

Die Idee dahinter: Wer solche Lebensmittel isst, bekommt zwar alle Nährstoffe, die er braucht, aber nimmt dabei ab – ganz ohne Diät, allein durch den Konsum dieser Lebensmittel.

Gerne werden dabei sowieso gesunde Lebensmittel angeführt, die einen hohen Anteil von Ballaststoffen haben. Spargel zum Beispiel oder Stangensellerie.

Je mehr man davon isst, desto mehr Kalorien soll der Körper damit verbrennen, weil die Verdauung dieses Lebensmittels so „energieintensiv“ sei.

Also vereinfacht gesagt: wenn ich ganz viel Spargel esse, nehme ich ganz viel ab. Doch wie funktioniert das im Körper?

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Grüner Smoothie und Maßband

Nährwertangaben in Kalorien

Wer sich Nährwerttabellen anschaut, findet dort meist eine Deklarierung der Makronährstoffe wie Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett und auch die Kalorien.

Die Kalorien beschreiben die Energie. Das ist der Brennwert, der in dem betreffenden Lebensmittel steckt, also das, was der Körper aus diesem Lebensmittel an Energie zur Verfügung gestellt bekommt.

Und genau das ist der Denkfehler bei der Theorie der negativen Kalorien.

Es ist richtig, dass zur Verdauung Energie benötigt wird, der Körper also Kalorien benötigt. Im Schnitt kann man dafür 10% des Gesamtkaloriengehaltes eines Lebensmittels ansetzen.

In Nährwerttabellen ist dies aber bereits berücksichtigt, denn dort werden die Nährwerte aufgezählt, die für den Körper nutzbar sind, also nach der Verdauung für den Organismus in Form von Energie für Muskeln und Gehirn (oder Fettdepots) zur Verfügung stehen.

Apfel hat wenig Kalorien

Welche Lebensmittel machen Sinn?

Es gibt die negativen Kalorien also nicht. Es gibt nur Lebensmittel mit hohem und niedrigem Kaloriengehalt, also hoher und geringer Energiedichte.

Obst und Gemüse haben größtenteils wenig Brennwert, bezogen auf ihr Gewicht, denn sie enthalten viel Wasser. Man kann also viel Gemüse essen, ohne viel Energie aufzunehmen.

Haben diese Lebensmittel auch noch zusätzlich zum hohen Wassergehalt viele Ballaststoffe, so sättigen sie darüber hinaus auch länger.

Eine große Portion Spargel oder Stangensellerie sättigt daher mehr und länger als die gleiche Menge Gurke.

Wer also mit solchen Lebensmitteln erfolgreich Gewicht verliert, der nimmt nur deshalb ab, weil er bei gleicher Menge Essen einfach weniger Kalorien und mehr sättigende gesunde Ballaststoffe aufnimmt.

Mit negativen Kalorien hat das gar nichts zu tun. Die gibt es nämlich schlichtweg in Wirklichkeit gar nicht.

Ein Glas eiskaltes Wasser

Keine Regel ohne Ausnahme

Es gibt allerdings ein einziges Lebensmittel, das in einer einzigen Ausnahme tatsächlich dazu führt, dass der Körper zur Verarbeitung mehr Kalorien benötigt, als es mitbringt: Wasser.

Und zwar Eiswasser. Und das erst ab etwa einem halben Liter, den du dann auch noch „auf Ex“, also auf einmal in dich hinein schütten musst.

Dein Körper muss dann nämlich das Eiswasser auf Körpertemperatur aufwärmen. Das kostet ihn tatsächlich Energie und er verbrennt dabei Kalorien. Und weil Wasser keine Kalorien hat, kann man hier tatsächlich von negativen Kalorien sprechen.

Einen kleinen Haken hat das Ganze: es ist nicht möglich, durch das Trinken von Eiswasser tatsächlich an Gewicht abzunehmen. Und dein Magen mag es überhaupt nicht, wenn du ihn mit großen Mengen Eiswasser erschreckst.

Er kann gereizt reagieren, dies kann zu Magenschmerzen oder gereizter Magenschleimhaut führen. Es macht also auch keinen wirklichen Sinn. Verabschiede dich daher von der Idee der negativen Kalorien!

Zwei Glas Karottensaft

Empfehlungen

Einige Punkte aus der Idee dieser negativen Kalorien kannst du dir trotzdem zu Nutzen machen und in deine tägliche Ernährung einbauen.

  • Versuche, den Anteil an rohen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse in deiner Ernährung zu erhöhen.
  • Achte dabei insbesondere darauf, möglichst viele Ballaststoffe zu verzehren und bei der Zubereitung zu erhalten, Ein Karottensaft beispielsweise enthält wesentlich weniger Ballaststoffe als ein Smoothie aus Karotten, da hierbei das gesamte Gemüse in den Mixer (und in deinen Magen) wandert und nicht bloß der Saft.
  • Gewöhne dir an, nur kalorienfreie Getränke zu dir zu nehmen. Nicht unbedingt Eiswasser, weil das zu den bereits beschriebenen Magenproblemen führt, aber Kräutertees, Mineralwasser und aromatisiertes Wasser.
  • Vermeide, so weit wie möglich, Fette und Zucker, denn diese haben, auch wenn das Fett pflanzlich und der Zucker in Form von Honig auf den Tisch kommt, eine sehr hohe Kaloriendichte ohne jegliche Ballaststoffe.
  • Wenn Fett, dann Nüsse, denn diese kombinieren gesundes Fett mit gesundem Eiweiß und etwas Ballaststoffen.
  • Und Zucker… braucht kein Mensch. Den kann dein Körper selbst aus allen Getreideprodukten gewinnen. Und die sind am besten aus Vollkorn, wegen der Ballaststoffe.

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