Was ist das Cotard-Syndrom?

Oftmals können diejenigen, die vom Cotard-Syndrom betroffen sind, auch suizidales Verhalten zeigen: Sie glauben, dass sie bereits gestorben sind, dass nichts mehr von Bedeutung ist, oder sie halten sich selbst für unsterblich.
Was ist das Cotard-Syndrom?
Nelton Abdon Ramos Rojas

Geschrieben und geprüft von dem Arzt Nelton Abdon Ramos Rojas.

Letzte Aktualisierung: 04. August 2022

Das Cotard-Syndrom ist eine psychotische Störung, bei der die betroffene Person denkt, dass sie tot sei, ohne dass dies stimmt. Es ist eine Art der Täuschung, die auch als nihilisticher Wahn oder Verleugnung bekannt ist.

Die Krankheit ist sehr selten, aber einige Fälle sind im Laufe der Jahre dokumentiert worden.

Jene Menschen, die an dem Cotard-Syndrom leiden, leugnen, dass ihr Körper existiert und dass sie Nerven, ein Gehirn, Blut und innere Organe haben, sowie auch andere Teile des Körpers.

Sie denken, dass sie auf eine unwahrscheinliche und fiktive Art und Weise leben. Sie denken vielleicht sogar, dass ihre Organe am Verfaulen sind und sind sogar in der Lage, den Geruch der Verwesung zu halluzinieren.

Einige Fakten rund um das Cotard-Syndrom

Merkmale des Syndroms

Ein schockierter Mann mit dem Cotard-Syndrom und mit weit aufgerissenem Mund hält sich beide Ohren zu.

Das Individuum leidet normalerweise unter einer Veränderung an der Intensität der eigenen Gefühle. Im Allgemeinen verliert es die Lebensenergie und wird von Negativität dominiert. Dies kann zum Cotard-Syndrom führen.

Darüber hinaus kommt es unter anderem auch zu Hyperaktivität in der Amygdala, Schädigungen im temporoparietalen Lappen und zu Hemmungen im linken präfrontalen Teil des Gehirns. Es kann ebenso zu einer Verringerung von Dopamin in den Rezeptoren des Gehirns kommen.

Etymologie

Das Syndrom verdankt seinen Namen dem französischen Neurologen Jules Cotard, der die Krankheit entdeckt hat. Die Entdeckung wurde gemacht, nachdem mehrere Patienten mit psychiatrischen Störungen jene Wahnvorstellungen zeigten, die charakteristisch für das Cotard-Syndrom sind.

Der erste Patient, den J. Cotard behandelte, war eine 43-jährige Frau. Sie war davon überzeugt, dass sie “weder ein Gehirn hatte, noch Nerven, noch eine Brust, noch Eingeweide, nur Haut und Knochen”. Die Patientin wurde während einer Konferenz in der Stadt Paris im Jahr 1880 unter dem Pseudonym Mademoiselle X vorgestellt. Dabei bestritt sie die eigene Notwendigkeit, sich ernähren zu müssen. Sie glaubte zudem, dass sie für ewig verdammt war, da sie nicht an einem natürlichen Tod sterben konnte.

Es ist jedoch wichtig hier auch anzumerken, dass der von Dr. Cotard vorgestellte Fall durchaus kritisiert wurde. Er traf vor allem auf Skepsis von Seiten der damaligen wissenschaftlichen Gemeinschaft.

Charakteristische (pathologische) Symptome

Eine Frau mit Cotard-Syndrom sitzt im Schneidersitz vor einer Wand und starrt zur Seite.

Es gibt verschiedene Symptome, die mit dieser Störung einhergehen, wie zum Beispiel:

  • Depression
  • Selbstmordgedanken
  • Der Glaube, dass der eigene Körper nicht existiert
  • Der Glaube, dass der eigene Körper bald kein Blut mehr hat
  • Negative Gedanken
  • Der Glaube, dass
    • man bereits tot ist (mit olfaktorischen Wahnvorstellungen: Man kann sogar riechen, wie man selbst verrottet),
    • Würmer unter der Haut stecken,
    • man unsterblich ist,
    • man langsam verwest oder
    • keine inneren Organe vorhanden sind.
  • Analgesie oder die Abwesenheit von Schmerz
  • Selbstverstümmelung

Denke daran, dass diese Symptome, bevor sie von Dr. Cotard dokumentiert wurden, mit menschlichen Verhaltensstörungen in Verbindung gebracht wurden.

Viele Wissenschafter haben diese Symptome mit Kultur, Religion, ethnischer Zugehörigkeit oder anderen Elementen in Verbindung gebracht, die außerhalb des etablierten moralischen oder gesundheitlichen Standards lagen. Das ist eine wichtige Tatsache.

Die Beschreibung der Pathologie bei Patienten

Es handelt sich hier um eine Wahnvorstellung, die typisch für die schwersten (psychotischen oder wahnhaften) Depressionen ist.

Sie kann jedoch auch bei anderen schweren psychischen Erkrankungen auftreten, wie etwa Demenz mit psychotischen Symptomen, Schizophrenie sowie Psychosen aufgrund von medizinischen oder toxischen Erkrankungen.

Auf der anderen Seite ist es wichtig festzuhalten, dass die Patienten glauben, dass ihre inneren Organe vollständig aufgehört haben zu funktionieren.

Sie glauben, dass ihre Eingeweide nicht funktionieren, dass ihr Herz nicht schlägt, dass sie keine Nerven haben, kein Blut oder Gehirn, und sogar, dass sie verfaulen.

Als Folge beginnen sie olfaktorische Halluzinationen zu haben, die ihren Wahn bestätigen (sie nehmen unangenehme Gerüche war, wie verrottendes Fleisch); sie haben vielleicht sogar das Gefühl, dass sie Würmer auf ihrer Haut haben.

Einige Behandlungsformen

Eine Hand ist mit einigen Pillen gefüllt, die als Behandlung für das Cotard-Syndrom verwendet werden.

Diese Krankheit ist nicht einfach zu behandeln. Es ist noch schwieriger, wenn die Diagnose bereits Elemente von anderen, schon klassifizierten und weniger umstrittenen, Krankheiten beinhaltet.

Im Folgenden findest du jedoch verschiedene Schritte, die Ärzte verwenden, abhängig von der Komplexität und Situation der individuellen Person:

  • Eine pharmakologische Kombination (Pillen, Injektionen, Beruhigungsmittel usw.);
  • Antidepressiva wie Mirtazapin, Antipsychotika oder Olanzapin;
  • Wenn die Medikamente nicht wirksam sind, dann kann mit der Elektrokrampftherapie behandelt werden

Ätiologie oder die Klassifizierung der Krankheit

Das Cotard-Syndrom ist eine Erkrankung von neurologisch-geistigem Charakter. Die wenigen Fälle, die diagnostiziert wurden, sowie die Kontroverse zwischen Demenz und Wahnvorstellung, machen diese Krankheit zu einem riesigen Abgrund für Wissenschaftler.


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