Ist Krebs eine Erbkrankheit?

Bei einer Erbkrankheit wird eine Erkrankung durch Vererbung von einer auf die nächste Generation übertragen.
Ist Krebs eine Erbkrankheit?

Geschrieben von Silke Neumann

Letzte Aktualisierung: 06. Februar 2019

Beispiele für eine Erbkrankheit gibt es genug und bestimmt kennt jeder jemanden aus seinem sozialen Umfeld, der eine Erbkrankheit hat.

Darunter fällt beispielsweise die Bluterkrankheit oder auch die Farbenblindheit.

Was genau ist eine Erbkrankheit?

Erbkrankheiten treten dann auf, wenn beide Elternteile (autosomal-rezessiv) oder ein Elternteil (autosomal-dominant) der nächsten Generation eine Genmutation weiter gibt.

Je nach Erbkrankheit wird diese dann nur an weibliche, nur männliche oder beide Geschlechter der Nachkommen vererbt.

Bei Rot-Grün-Schwäche sind über 99% aller Betroffenen männlich, was bedeutet, dass diese Erbkrankheit unter Männern einer Familie weiter gegeben wird.

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Welche Erbkrankheiten gibt es?

Die Liste der möglichen Erbkrankheiten ist endlos, wir möchten dir aber einige ausgewählte, dir vielleicht bekannte Erbkrankheiten aufzählen, um dir einen kleinen Überblick zu geben.

  • Albinismus
  • Lippen-Kiefer-Gaumenspalte
  • Mukoviszidose
  • Chorea Huntington
  • Sichelzellenanämie
  • Bluterkrankheit
  • Muskeldystrophie
  • Rot-Grün-Blindheit

Und was ist „genetische Veranlagung“?

Keine Erbkrankheit ist, wenn eine familiäre Veranlagung besteht.

Beispielsweise kann die Wahrscheinlichkeit, übergewichtig zu sein veranlagt sein, jedoch ist dann die nächste Generation selbst dafür verantwortlich, was sie sich in den Mund steckt und damit die Veranlagung nutzt oder nicht.

Im positiven Sinne könnte man „Veranlagung“ auch mit „Talent“ beschreiben, zum Beispiel „das musikalische Talent hat er von der Mutter“. Lernt das Kind dann aber kein Instrument, so bleibt die „familiäre Veranlagung“, das Talent, ungenutzt und unsichtbar.

„Genetische Veranlagung“ bedeutet also, die Krankheit kann, muss aber nicht ausbrechen. Wer eine genetische Veranlagung hat, sollte daher sein Leben so gestalten, dass trotz der Veranlagung das Risiko, an einer solchen Krankheit zu erkranken, gering bleibt.

Dazu zählen viele unserer Zivilisationskrankheiten wie zum Beispiel:

  • Adipositas
  • Alzheimer-Krankheit
  • Autoimmunerkrankungen
  • Bluthochdruck
  • Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
  • Depression
  • Diabetes mellitus
  • Herzinfarkt
  • Migräne
  • Osteoporose
  • Parkinson-Krankheit
  • Psoriasis
  • Schlaganfall

Diese Liste ist nicht vollständig, sie zeigt nur Beispiele, an denen verdeutlicht werden kann, dass genetisch veranlagte Krankheiten nicht unbedingt nur in einer Familie auftreten, sondern auch erworben werden können.

Um beim Beispiel Übergewicht zu bleiben: Auch Kinder dünner Eltern können durch falsche Ernährung übergewichtig werden, so wie Kinder übergewichtiger Eltern dann ihr Leben lang mit gesunder Ernährung schlank bleiben können.

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Und was ist mit Krebs?

Eine pauschale Antwort kann man darauf nicht geben. Krebs ist auf jeden Fall keinesfalls eine Erbkrankheit, jedoch besteht für manche Krebsarten, zum Beispiel Brustkrebs, eine „genetische Disposition“, also familiäre Veranlagung.

Andere Formen von Krebs sind durch die Lebensumstände bedingt, zum Beispiel Lungenkrebs bei Rauchern oder Hautkrebs bei Personen, die zu viel Sonne auf ihre Haut gelassen haben.

Auch Viren können Krebs auslösen, zum Beispiel Gebärmutterhalskrebs.

Besteht eine genetische Veranlagung für eine Krebsart, so bedeutet das jedoch nicht, dass die nächste Generation auch wirklich an dieser Art von Krebs – wenn überhaupt – erkranken wird.

Wenn du weißt, dass in deiner Familie eine bestimmte Form von Krebs gehäuft auftritt, so kannst du immer noch Vorsorge treffen, um dein Risiko zu minimieren.

Es müssen nicht so radikale Eingriffe sein wie bei Angelina Jolie, die sich wegen ihrer erblichen Veranlagung zu Brust- und Eierstockkrebs nicht nur ihre Brüste, sondern auch ihre Eierstöcke vorsorglich entfernen lassen hat.

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Wie kann man das Krebsrisiko senken?

Es gibt eine Statistik aus den USA, bei der die Environmental Protection Agency (EPA) aufgelistet hat, welchen Einfluss gewisse Dinge dann auf die Entstehung von Krebs haben.

Schaut man sich die Liste an, so wird klar: die Verursacher von tödlichen Krebserkrankungen sind meist die Betroffenen selbst! Die Faktoren für Krebs bei Todesfällen in den USA waren:

  • Ernährung & Übergewicht: 35%
  • Tabakkonsum: 30%
  • Infektionen 10%
  • Sexualverhalten 7%
  • Arbeitsplatz 4%
  • Alkohol 3%
  • Übermäßige Sonnenexposition (oder andere Strahlen): 3%
  • Umweltbelastungen: 2%
  • Industrieprodukte, Lebensmittelzusatzstoffe, Arzneimittel: 1 bis unter 1%

Die Europäer sehen das sehr ähnlich und haben dann eine Art „Aufgabenkatalog“ verfasst, in dem sieben Punkte genannt werden, mit denen jeder selbst sein Krebsrisiko deutlich senken kann.

Diese Liste nennt sich Europäischer Kodex gegen den Krebs und zählt folgendes auf:

  • Verzicht auf Tabakkonsum
  • Vermeidung der Fettleibigkeit
  • tägliche körperliche Bewegung
  • verstärkter Verzehr von Obst sowie Gemüse und Reduzierung von tierischen Fetten
  • Begrenzung des Alkoholkonsums
  • Vermeidung exzessiver Sonnenexposition
  • Vorschriftsmäßiger Umgang mit krebserregenden, beziehungsweise potenziell krebserregenden, Substanzen.

All dies zeigt auch Zweiflern: Krebs ist keine Erbkrankheit, sondern in manchen Fällen nur genetisch veranlagt.

Erkundige dich also, welche Krebsarten in deiner Familie schon vorgekommen sind und verhalte dich entsprechend! Es ist wie immer und überall: Vorsorge ist die beste Nachsorge!


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  • Parkin, D. M., Bray, F., Ferlay, J., & Pisani, P. (2005). Global Cancer Statistics, 2002. CA: A Cancer Journal for Clinicians. https://doi.org/10.3322/canjclin.55.2.74

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