Begleiterscheinungen einer Angststörung

Eine Angststörung kann das Leben Betroffener stark einschränken. Besonders aufgrund zusätzlicher Begleiterscheinungen…
Begleiterscheinungen einer Angststörung

Geschrieben von Silke Neumann

Letzte Aktualisierung: 26. Februar 2019

Ängste gehören zum Leben, sie schützen uns und unser Leben. Doch wer an einer Angststörung leidet, erfährt für Außenstehende nicht nachvollziehbare Ängste, die das Leben Betroffener nicht nur durch mögliche Begleiterscheinungen stark einschränken können.

Angststörung: gar nicht so selten!

Man geht davon aus, dass eine Angststörung – nach der Depression – die zweithäufigste psychische Erkrankung ist. Nicht alle Fälle werden überhaupt erkannt oder wenn, erst spät diagnostiziert, sodass man nur schätzen kann, wie viel Prozent aller Deutschen davon betroffen sind.

Umfrageergebnisse und Studien deuten darauf hin, dass 14% aller Deutschen unter einer Angststörung leiden oder litten. Dabei fällt auf, dass Frauen wesentlich häufiger davon betroffen sind als Männer. Eine Angststörung hat viele Gesichter:

  • Panikstörung / Agoraphobie: Betroffene erleiden urplötzlich und unerwartet Panikattacken, beispielsweise in Menschenmengen.
  • Soziale Phobien: Menschen haben Angst vor bestimmten sozialen Situationen, unbekannten Personen oder Alltagssituationen, in denen ihre Leistung gefragt ist.
  • Zwänge: Ständige, irrationale Ängste belasten die Betroffenen: „Ist der Herd auch wirklich aus?“ kann zu dauerhaftem Kontrollzwang führen aus Angst vor den Konsequenzen, die in diesem Beispiel ein angeschalteter Herd verursachen könnte.
  • Hypochondrie: Eine bekannte und oft anzutreffende Angststörung bei der Betroffene große Angst vor einer ernsten Krankheit haben und sogar betreffende Symptome entwickeln können.
  • Trauma: Es ist etwas traumatisches passiert, beispielsweise ein Autounfall und der Patient kann das Erlebte nicht verarbeiten und hat dadurch zum Beispiel Angst vor Autos.
  • Generalisierte Angststörung: Bei dieser Form herrscht die Angst vor, dass dieses oder jenes passieren könnte. Für Außenstehende ist diese Befürchtung meist völlig irrational, Betroffene nehmen diese Bedrohung durch mögliche schreckliche Ereignisse in der Zukunft jedoch real wahr.
Mann mit Angststörung

Symptome und Begleiterscheinungen

So viele Gesichter die Angststörung hat, so viele Symptome und Begleiterscheinungen hat sie. Nicht alle Patienten empfinden ihre Angst gleich, nicht jeder Körper reagiert gleich und so sind auch die Symptome nicht bei jedem Betroffenen anzutreffen.

Sie treten auch nicht alle zusammen auf und auch nicht immer gleich. Dabei handelt es sich um folgende Symptome:

  • Zittern
  • Verschwommene Sicht
  • Herzrasen / Herzklopfen
  • Schweißausbrüche
  • Hitzewallungen
  • Atemnot, Kurzatmigkeit, Erstickungsgefühl
  • Kälteschauer / „Frösteln“
  • Schwindel
  • Benommenheit
  • Mundtrockenheit
  • Schluckbeschwerden
  • Taubheitsgefühle
  • Kribbeln an Fingern, Mund oder Lippen und Haut
  • Enge- oder Beklemmungsgefühl im Hals oder in der Brust,
  • Schmerzen in der Brust
  • Übelkeit
  • Bauchschmerzen
  • Würgereiz
  • „Sich wie hinter einer Wattewand fühlen“
  • Angst, zu sterben
  • Angst „verrückt zu werden“
  • Erhöhter Blutdruck
  • Kopfschmerzen / Druck im Kopf
Frau mit Angststörung

Was tun gegen die Angst?

Es klingt einfach, ist für Betroffene aber sehr schwer: sich der Angst aussetzen und sie ertragen.

Kein Davonlaufen, keine Vermeidungsstrategien, kein Unterdrücken!

Genau diese Verhaltensweisen führen nämlich dazu, dass sich aus einer anfänglichen Angst eine konkrete Angststörung entwickelt.

Je länger die Angst besteht und je größer die Vermeidungsstrategien werden (in kein Flugzeug steigen, Menschenmassen meiden etc.), desto mehr dehnt sich die Angst aus und greift auf andere Dinge über.

So kann beispielsweise die Angst vor Menschenmassen in Kaufhäusern auf die Nutzung einer Rolltreppe ausgedehnt werden und die Ängste immer mehr und immer einschränkender werden.

Je mehr Ängste und je weiter fortgeschritten die Angststörung, desto schwieriger und langwieriger die Behandlung!

Angehörige, die von Ängsten ihrer Freunde oder Familienangehöriger wissen, dürfen daher niemals solche Vermeidungsstrategien („dann fahren wir einfach mit dem Zug nach Sizilien“ etc.) unterstützen, denn dadurch verschlimmert sich das Problem!

Steife Hand als Ausdruck für Angststörung

Therapie

Niemand muss sein Leben von Angst bestimmen lassen, denn es gibt eine wirksame Therapie. Natürlich ist die Überwindung, eine solche Therapie zu machen recht groß, aber der Zugewinn an Lebensqualität ist unschätzbar hoch.

Betroffenen ist es nach der Therapie möglich, ein freies und völlig unbelastetes Leben ohne Einschränkungen zu führen. Die Therapie basiert auf drei Säulen:

  • Verhaltenstherapie: Hierbei geht es um das Erkennen und Verändern bestimmter Gedankengänge und dadurch entstehender Verhaltensmuster.
  • Konfrontationstherapie: Hierbei geht es um die direkte Konfrontation mit den Ängsten und dem Auseinandersetzen mit der Situation im Beisein eines Therapeuten.
  • Rehabilitation: Der letzte Punkt der Therapie begleitet den Patienten zurück in einen normalen und angstfreien Alltag.

Ganz wichtig ist: Je früher die Therapie beginnt, desto besser.

Du kennst jetzt die Symptome einer Angststörung. Ist jemand in deinem sozialen Umfeld davon betroffen, versuche, ihn zu einer Therapie zu bewegen und unterstütze niemals seine Vermeidungsstrategien, denn damit verschlimmerst du das Problem nur!


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