Wenn dich jemand vor den Abgrund stellt, lernst du manchmal fliegen

Alleine die Annäherung an einen Abgrund ist eine Mutprobe. Doch nach der Leere und all den Schwierigkeiten öffnet sich eine Welt mit neuen Möglichkeiten, die sich lohnen.
Wenn dich jemand vor den Abgrund stellt, lernst du manchmal fliegen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Im Laufe deines Lebens bist du sicher schon öfters vor einem Abgrund gestanden. Augenblicke des Leidens, in welchen wir uns an der Hand anderer Personen der Leere nähern.

Wir sprechen offensichtlich von traumatischen Beziehungen, die unser Selbstbewusstsein verletzen und uns an die Grenzen unserer Kraft bringen. Manchmal denkst du vielleicht sogar, dass alles verloren ist.

Doch es heißt, dass wir uns erst in extremen Situationen darüber bewusst werden, wie stark unsere Mut und unsere innere Kraft ist. Denn auch wenn es nicht immer so aussieht, haben wir alle Flügel zum Fliegen.

Wenn du vor dem Abgrund stehst, wende den Blick nach oben

Frau mit Flügeln über dem Abgrund

Wir alle sind irgendwann einmal auf Grund gelaufen. Diese Momente der Selbstbeobachtung bedeuten eine verpflichtende Rekonstruktion des Inneren, eine tiefgehende Reflexion. Niemand sollte sich dafür schämen, gefallen zu sein und niemand sollte sich selbst dafür hassen, weil er sich erlaubt hat, den Abgrund zu berühren.

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Leben bedeutet Erfahrungen machen und Fehler begehen. Wenn manche Beziehungen Unglück bringen ist dies darauf zurückzuführen, dass dich die Liebe mit Illusionen und Vertrauen in die andere Person erfüllt hat.

Jeder hat die Chance verdient, glücklich zu werden.

Doch Glück kann nicht immer garantiert werden. Oft führt uns Traurigkeit bis zu unseren persönlichen Grenzen, denen wir uns durch andere Personen nähern.

Doch es gibt Dinge, die du in einer Beziehung nicht zulassen solltest!

Der Abgrund ist immer kalt, denn an dieser Grenze öffnet sich das Nichts, die Leere. Doch danach gibt es auch neue Chancen. Genau dort musst du deine Flügel kräftig öffnen, Widerstand leisten und die ganze innere Kraft, über die jeder verfügt, aktivieren.

  • In diesen Momenten des emotionalen Leidens spüren wir, dass wir unsere Grenzen erreicht haben. Wir hören uns selbst den Satz “ich kann nicht mehr” aussprechen. Doch wenn es so weit kommt, solltest du dir sagen “bis hierher und nicht weiter”.
  • Schau nicht nach unten, wo die Hilflosigkeit liegt, die Trostlosigkeit, die Schwäche und die Mutlosigkeit. In diesem Augenblick musst du deine Flügel weiten und dich selbst zurückerobern: deinen Optimismus, dein Selbstbewusstsein und deine Selbstliebe, um damit mit aller Kraft zu kämpfen.
Entzweites Herz das den Abgrund repräsentiert

Breite deine Flügel aus und beweise dir selbst deine Widerstandsfähigkeit

Wir haben anfangs von jener inneren Kraft gesprochen, die uns allen innewohnt und uns hilft, Leid, Verluste und Enttäuschungen zu überwältigen. All jene Tatsachen, die unseren Geist und unser Herz vor den Abgrund bringen, wo alles verloren zu sein scheint, können überwunden werden.

Die Fähigkeit, diese Kraft in uns selbst zu entdecken, um Veränderungen zu provozieren und die Flügel zu weiten, wird auch Resilienz genannt. Mit dieser natürlichen Widerstandskraft können wir auch sehr schwierige und komplizierte Situationen bewältigen und daraus für die Zukunft lernen.

Die Resilienz ist in dir

Auch du hast diese Fähigkeit, auch wenn du nicht daran glaubst. Auch du bist mutig und kannst Unmögliches überwinden und erreichen. Um diese Fähigkeit umzusetzen, kannst du folgenden Schritten folgen:

  • Du musst verstehen, dass Schmerz Teil unseres Lebens ist. Manche Personen verlieren wir, andere enttäuschen uns. Das Leben besteht aus Unstimmigkeiten und Schwierigkeiten, die uns auf die Probe stellen und uns manchmal dem Abgrund nähern.
  • Du musst lernen, dass du nicht schwach bist, nur weil es so weit gekommen ist und du vor der Leere stehst. Dies ist auch nicht auf einen schwerwiegenden Fehler zurückzuführen. Es handelt sich um einen Weg, in den du vertraut hast und der sich aus verschiedenen Gründen als falsch erwiesen hat.

Es ist Zeit, zu reagieren, die Richtung zu wechseln und die Flügel auszubreiten.

  • Akzeptiere, dass es schwierig sein wird, dass dich der Schmerz eine Zeit lang begleiten wird. Doch wenn du beginnst zu fliegen, zu reagieren und dich von den Auslösern des Schmerzes entfernst, ist dies bereits ein Zeichen für Kraft und Mut.

Jeden Tag wird es etwas weniger weh tun, denn du hast gelernt, deine Widerstandsfähigkeit zu nutzen.

Resilienz ist die beste emotionale Weisheit

Du bestehst aus all jenen Dingen, die du im Leben erlebt und überwunden hast. In deinem Geist und in deinem Herzen verstecken sich Schlachten, die nur du kennst und dich definieren.

  • Wenn du dich im Laufe deines Lebens mehr als einem Abgrund näherst, heißt das, dass du es wagst, zu leben, Risiken einzugehen, weil du es für wert empfindest.
  • Schwierigkeiten zu überwältigen, Beziehungen zurückzulassen, die dich ein Leben lang unglücklich machen könnten… all dies formt deinen Charakter, gibt dir Kraft und Weisheit.
  • Denn die Resilienz ist der emotionale Fallschirm, der dich stark macht und verhindert, dass du fällst. Damit lernst du, zu überleben in dieser höchst komplexen Welt, in der Glück und Freude nicht immer garantiert werden können.

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Frau in blau erinnert sich in Gedanken an den Abgrund

Wenn du dich also gerade einem Abgrund näherst, schau nicht nach unten. Schau in dein Inneres und denke daran, dass du es verdient hast, erneut glücklich zu werden. Nach dem Abgrund öffnen sich neue Chancen und Möglichkeiten.

Weite deine Flügel und zeige deinen Mut!


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  • Potreck-Rose, F., & Jacob, G. (2003). Selbstzuwendung, Selbstakzeptanz, Selbstvertrauen : psychotherapeutische Interventionen zum Aufbau von Selbstwertgefühl. Leben lernen.
  • Bengel, J., & Lyssenko, L. (2012). Resilienz und psychologische Schutzfaktoren im Erwachsenenalter – Stand der Forschung. Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung.
  • Albani, C., Geyer, M., Kächele, H., & Pokorny, D. (2003). Beziehungsmuster und beziehungskonflikte. Psychotherapeut. https://doi.org/10.1007/s00278-003-0334-1

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