Du weinst oft? - Warum weinen gesund ist

Beim Weinen werden zwei Hormone frei, die wie eine natürliche Anästhesie wirken und die Fähigkeit haben, Schmerzen zu lindern. Tränen helfen auch bei der Ausscheidung von Schadstoffen, die sich durch Stress im Körper ansammeln.
Du weinst oft? - Warum weinen gesund ist

Geschrieben von Silke Neumann

Letzte Aktualisierung: 07. August 2020

Weinst du oft? Manch einer schämt sich für Tränen. Andere wünschen sich, sie könnten richtig weinen. Andere sind so „nah am Wasser gebaut“, dass Weinen zum Alltag gehört. Erfahre heute, warum Weinen gesund ist.

Mit ihr werden Hormone und Salze wie Calcium, Kalium und Mangan ausgeschüttet – darum schmecken Tränen auch so salzig!

Tränen fließen zum Beispiel, wenn wir uns hilflos, überfordert oder ungerecht behandelt fühlen, wenn wir wütend sind, Schmerzen oder Mitleid haben. Aber Tränen sind gesund und Weinen tut gut! Schäme dich also nicht dafür, dass du weinst.

Du befreist deine Seele wenn du weinst

Wer seinen Tränen freien Lauf lässt und weint, wenn einem danach ist, der unterdrückt seine Gefühle nicht und sorgt dafür, dass Emotionen wie Freude, Angst, Trauer, Wut, Überforderung und Ähnliches gleich ausbrechen können und sich keine negativen Gedanken und Gefühle „anstauen“.

Evolutionsbedingt dient das Weinen unserem Organismus als Schutzfunktion und Verarbeitungsstrategie.

Tränen lösen Gefühlsspannungen. Weinen bringt Erleichterung, aber auch Erschöpfung mit sich, denn starkes Weinen erhöht die Herzschlagfrequenz und kostet Energie. Daher wird man nach ausgiebigem Weinen auch oft müde.

Es mag peinlich sein, wenn du in der Öffentlichkeit weinst, aber deiner eigenen Seelengesundheit zuliebe solltest du dir die Tränen wirklich gönnen. Sind sie getrocknet, ist ein Teil der negativen Energie im wahrsten Sinne des Wortes schon „verflossen“!

Weinen

Tränen wirken schmerzlindernd

Wer weint, der produziert Hormone. Einige davon wirken schmerzstillend. Ein Teil dieser Hormone findet sich in den Tränen wieder, ein Großteil davon wird aber ins Blut ausgeschüttet und sorgt so dafür, dass es dir nach dem Weinen besser geht.

Kleine Kinder weinen ja auch, wenn sie sich weh getan haben. Uns wird antrainiert, nicht zu weinen, nach dem Motto „Indianer kennen keinen Schmerz“ oder „sei keine Heulsuse“. Das ist aber biologisch gesehen nicht richtig.

Der Körper besitzt natürliche Schutzmechanismen. Diese zu unterdrücken verstärkt unter Umständen den Schmerz noch!

Wenn du dir also weh getan hast und fühlst, wie Tränen in dir aufsteigen, unterdrücke sie nicht. Mit den Tränen werden auch schmerzlindernde Stoffe produziert – und die brauchst du dann auch! Du weinst also auch um den Schmerz zu linern.

Tränen bauen Stress ab

Wer weint, weil er unter Stress steht, braucht eine Pause. Dringend. Das kann eine kleine, bewusste Auszeit bei einem Spaziergang an der Sonne, eine etwas größere Auszeit an einem verlängerten Wochenende an der See oder in den Bergen sein oder die große berufliche Auszeit.

Wer unter Stress weint, sollte das Notsignal seines Körpers erkennen: Er produziert damit Prolaktin, ein Hormon, das beruhigend wirkt. Besser ist es, regelmäßig bewusst zu entspannen, damit es nicht so weit kommen muss!

Studien haben ergeben, dass besonders Männer, die sich niemals eine Träne zugestehen, unter stressbedingten Erkrankungen leiden.

Laune
Krokodilstränen

Weinen kann auch manipulativ eingesetzt und erlernt werden. Sogenannte „Krokodilstränen“ sind solche, die künstlich herbeigeführt werden, um künstlich Mitgefühl zu erheischen.

Sie sind in der Zusammensetzung ganz anders als Tränen,die aus Emotionen oder Schmerzen heraus entstehen. Genauso verhält es sich mit den Tränen, die beim Zwiebelschneiden kullern.

Diese Tränen entstehen nur aufgrund einer Reizung der Schleimhäute und der Bindehaut. Man kann sich das wie bei einer Allergie vorstellen, das Auge reagiert, weil es den Störfaktor gerne ausspülen möchte. Die Tränen enthalten dann keine Hormone.

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Tränenfilm im Auge

Das Auge produziert im Laufe seines Lebens um die 100 Liter Tränenflüssigkeit. Auch, wenn man gar keine „Heulsuse“ ist! Dabei handelt es sich um die natürliche Tränenflüssigkeit, die das Auge befeuchtet und die Sehfähigkeit erhält.

Kleine Unebenheiten in der Hornhaut können mit einem guten Tränenfilm ausgeglichen werden und das gut befeuchtete Auge kann sich so auch gegen Fremdkörper und Staub wehren.

Die Tränenflüssigkeit, die das Auge ständig benetzt hat ebenfalls eine komplett andere Zusammensetzung als die der emotional bedingten Tränen.


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  • Hendriks, M. C. P., Nelson, J. K., Cornelius, R. R., & Vingerhoets, A. J. J. M. (2008). Why crying improves our well-being: An attachment-theory perspective on the functions of adult crying. In Emotion Regulation: Conceptual and Clinical Issues. https://doi.org/10.1007/978-0-387-29986-0_6

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