Manchmal ist es nicht die Liebe, die endlich ist, sondern die Geduld

Manchmal ist es Zeit, zu lernen, uns selbst wertzuschätzen und jene Beziehungen zu beenden, die uns nicht gut tun, uns am Wachstum hindern und daher nur einschränken
Manchmal ist es nicht die Liebe, die endlich ist, sondern die Geduld
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Es ist nicht wichtig, wie sehr du jemanden liebst, wie viel Zeit du mit demjenigen bereits verbracht hast und ob ihr gemeinsame Zukunftspläne geschmiedet habt. Manchmal ist Liebe nicht genug, um eine glückliche Beziehung aufzubauen. Auch Geduld und andere Voraussetzungen sind grundlegend.

Wenn es in der Beziehung keinen Respekt, kein Verständnis, keine Gegenseitigkeit gibt, dann endet schließlich die GeduldZweifellos haben wir uns alle bereits einmal ohne weitere Geduld in einer solchen Situation wiedergefunden und deshalb großen Schmerz erlebt und sehr gelitten.

Abschiede sind sehr bedeutsam und einige rauben uns vor Schmerz schier den Atem, aber wir müssen sie dennoch nehmen, aus Vergangenem lernen und in die Zukunft schauen.

Wenn die Geduld ein Ende findet, du keine Lust mehr hast und deine Träume wie Seifenblasen zerplatzen, dann muss gehandelt werden, wenn du nicht Gefahr laufen möchtest, dich selbst in diesem leeren Raum aus Frustration und zu geringem Selbstwertgefühl zu verlieren.

Diese Gefahr ist ihren Preis nicht wert. Wir laden dich heute dazu ein, über die Notwendigkeit von Abschieden zu reflektieren.

Ich verabschiede mich von dir, weil das Verfallsdatum meiner Geduld erreicht ist

Frau wartet mit Geduld

Mancher begeht vielleicht den Fehler und glaubt das Märchen von den Beziehungen, die ewig währen und sich niemals verändern.

Bis zu einem gewissen Punkt ist der Glaube an die eigene Beziehung natürlich notwendig, wir identifizieren uns mit uns selbst und unserem Partner, fühlen gegenüber der Partnerschaft eine Verantwortung.

Eine Beziehung muss dennoch zu jedem Zeitpunkt auf gegenseitiger Anerkennung, Respekt und Liebe aufbauen.

Wenn wir eine neue Beziehung eingehen, bauen wir in unserem Geist unzählige Luftschlösser, geben uns Hoffnungen und Träumen hin – und hoffentlich können wir immer noch träumen, wenn die Beziehung auch nicht mehr so jung ist.

Wir müssen allerdings aufpassen, dass wir nicht gleichzeitig eine Parallelwelt erschaffen, die nur in unserem Kopf existiert, und in der Partner und Beziehung fehlerfrei sind.

Weder der eine noch die andere werden immer unsere Erwartungen erfüllen können.

Deshalb ist es notwendig, mit einer gewissen, gesunden Distanz die eigene Beziehung ab und zu zu analysieren und sich zu fragen, ob die wichtigsten Grundpfeiler für das beiderseitige Glück nach wie vor auf festen Fundamenten stehen.

Lebe im Hier und Jetzt und kümmere dich ab sofort um dein Glück

Beinah unabhängig von dem Kulturraum, in dem wir aufgewachsen sind, wurden uns in der Kindheit Ideale und Werte vermittelt, die nicht immer zutreffend und häufig idealisiert sind.

Liebe beispielsweise bedeutet nicht, durchzuhalten bis zum Schluss, auch wenn uns die Beziehung nicht mehr erfüllt. Bestimmte Dinge sollten wir niemals zulassen, auch nicht aus Rücksicht auf den Partner.

  • Lebe im Hier und Jetzt. Wenn du jetzt, genau in diesem Moment glücklich bist, du Hoffnungen und Träume hast und dein Herz von einem ehrlichen, befriedigenden Gefühl der Freude erfüllt ist, dann läuft alles gut.
  • Wenn du dagegen in deinem Inneren auf Angst und Sorge triffst, dann denk über deine Beziehung noch einmal nach. Tränen bedeuten nur selten Liebe, es sei denn, es handelt sich um Tränen des Glücks. Wer dich liebt, wird dich glücklich machen. Hör auf dein Herz.

Geduld ist endlich: Sie endet mit deinem Selbstwertgefühl

Wir können gar nicht mehr zurückverfolgen, wann die ersten Veränderungen stattgefunden haben, merken aber, dass wir Zentimeter für Zentimeter nachgeben und uns zu jemandem entwickeln, in dem wir uns selbst nicht mehr wiedererkennen.

  • Du kannst heute vergeben und morgen vergeben. Vergebung ist etwas Positives, wenn ehrliche und beiderseitige Reue existiert. Vergebungen sind jedoch nicht unbegrenzt vorrätig.
  • Jedesmal, wenn wir wieder einen Zentimeter nachgeben, verlieren wir ein Stück von uns selbst. Wenn du auf dein Hobby verzichtest, deine Arbeit kündigst oder die Beziehung zu bestimmten Personen abbrichst, weil dein Partner eifersüchtig ist, dann gibst du mit jeder dieser Taten einen Teil von dir auf.
  • Unsere Geduld ist endlich und ihr Verfallsdatum ist Teil unserer Integrität. In dem Moment, in dem du merkst, dass du zu viel gegeben und dafür nur selten etwas zurückerhalten hast, solltest du über deine Situation genau nachdenken. Vielleicht ist es an der Zeit, etwas zu ändern, eine Entscheidung zu treffen.

Abschiede bedeuten auch neue Chancen zu wachsen

Von einer Person Abschied zu nehmen bedeutet, einen Teil unseres Lebens zu verabschieden, Gewohnheiten, Alltag, vor allem aber auch die Gesellschaft eines Menschen, der bis vor noch nicht allzu langer Zeit ebenso wichtig für uns war wie die Luft zum Atmen.

In Gegenwart dieser Person gelangen wir aber vielleicht an einen Punkt, an dem uns die Luft zum Atmen fehlt und obwohl wir nach wie vor Liebe empfinden, so merken wir doch, dass wir leiden, enttäuscht werden und dass darunter unsere geistige und körperliche Gesundheit leidet. Das ist gefährlich.

Pusteblumen

Es ist notwendig, zu verstehen, dass Abschiede zum Leben dazugehören. Das Leben passiert in Zyklen, beinhaltet Veränderungen, die einen Zyklus abschließen und einen neuen beginnen lassen. Und jede Veränderung braucht:

  • Tapferkeit. Zu wissen, wie man Abschied nimmt, bedeutet, Beziehungen endgültig beenden zu können. Das erfordert Mut.
  • Selbstkenntnis: Wir alle wissen, welches unsere persönlichen Grenzen sind, auf welchen Werten sie beruhen. Sie markieren ein Limit, dass nicht überschritten werden darf, wenn unser Selbstwertgefühl nicht leiden soll.
  • Lernvermögen: Jede Beziehung, die zerbricht, lehrt uns etwas und wir sollten sie nicht in der dunklen Vergessenheit begraben und nur mit Unmut auf sie zurückblicken, sondern akzeptieren, was passiert ist, und es in Zukunft besser machen.
  • Abschied ohne Hass: Wenn wir eine Beziehung beenden, weil unsere Geduld zu Ende gegangen ist, dann sollte das ohne Groll und Hass geschehen. Jede negative Emotion macht uns zu unserem eigenen Gefangenen. Lass los, werde frei, und bewege dich leichten Fußes Richtung Zukunft.

Wenn du beim Nachdenken zu der Entscheidung gelangst, dass du die Beziehung beenden solltest, lies doch hier weiter: Gesundes Ende einer Beziehung


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.